Mo., 3. Februar 2025
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POKAL: Werder Bremen gewinnt Achtelfinal-Krimi

Erster Dämpfer für die jungen Ochsenhausener: Der SV Werder Bremen gewinnt den Pokal-Krimi gegen die Oberschwaben mit 3:2 und steht im Viertelfinale, während Calderano und Co. erneut das Liebherr Pokal-Finale in ihrem „Wohnzimmer“ in Neu-Ulm verfehlen.

Drei Stunden und fünf Minuten lieferten sich die TTF Liebherr Ochsenhausen und Gastgeber Werder Bremen ein packendes Achtelfinal-Pokalduell auf Augenhöhe und am Ende setzten sich die Norddeutschen nach zwei abgewehrten Matchbällen im letzten Spiel durch. Man braucht wenig Phantasie um sich vorzustellen, wie es in den jungen TTF-Profis aussah, die völlig deprimiert waren und die Welt nicht mehr verstanden. Dabei war die Chance, in die nächste Runde einzuziehen und dem Liebherr Pokal-Finale in der Neu-Ulmer ratiopharm arena einen bedeutenden Schritt näherzukommen, wirklich zu Greifen gewesen.

Dass beide Kontrahenten in dem Tischtennis-Thriller absolut gleichwertig waren, dokumentieren auch die Sätze (10:10) und die gespielten Bälle (183:183), doch einer musste eben in den sauren Apfel beißen und war im entscheidenden Moment nicht abgebrüht genug. Nicht unbedingt verwunderlich, dass bei einer solchen Konstellation am Ende die jüngere Mannschaft den Kürzeren zieht – 20-jährige Ochsenhausener scheiterten schließlich am 35-jährigen Steger und am 33-jährigen Cioti.

Zunächst schien sich alles in die andere Richtung zu entwickeln. Der an Position zwei aufgebotene Hugo Calderano ließ Rio-Bronzemedaillengewinner Bastian Steger zwei Sätze lang kaum durchatmen. Doch dann musste er seinen Nerven Tribut zollen und verlor den Faden. Diskussionen um seinen Aufschlag – vom abgezockten Steger clever ins Spiel gebracht – taten ein Übriges und ließen den jungen Brasilianer hektisch werden. Dabei wäre ein Sieg gegen Bremens Topspieler bereits die halbe Miete für den Gast aus Süddeutschland gewesen.

Der an einer Infektion erkrankte Simon Gauzy – TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Bis zum Mittag war völlig unklar, ob er überhaupt an den Tisch gehen würde, dann haben wir uns gemeinsam für ein Match entschieden, in das er alles hineingeworfen hat, was kräftemäßig möglich war“ – sorgte gegen den ehemaligen Ochsenhausener Constantin Cioti für den Ausgleich und gab keinen Satz ab.

Der direkt aus Olmütz angereiste doppelte Goldmedaillen-Gewinner der Czech Open, Yuto Muramatsu, hatte einen Satz lang gegen Ex-LMC-Student Hunor Szöcs Akklimatisierungs-Probleme, doch dann spielte er das Match „standesgemäß“ locker nach Hause. Die TTF lagen in Führung und benötigten noch einen Sieg zum Weiterkommen.

Doch der entkräftete Weltranglisten-18. Simon Gauzy konnte nicht nochmals in den Ring steigen und für diesen Zähler sorgen. Jakub Dyjas wurde eingewechselt. Der 20jährige Pole legte gegen Steger los wie die Feuerwehr und führte im ersten Satz schnell mit 8:2, wollte dann jedoch zu schnell zu viel und verlor den Durchgang noch mit 10:12. Der verspielte Vorsprung war Gift für die Nerven, Dyjas erholte sich gegen einen immer sicherer werdenden Steger davon nicht mehr und lief fortan nur noch Rückständen hinterher.

2:2 – Hugo Calderano sollte es nun für den dreimaligen Pokalsieger Ochsenhausen richten und ging als Weltranglisten-31. gegen Cioti (WRL 137) rein formal als Favorit an den Tisch. Doch der „Held von Rio“ hielt dem nervlichen Druck diesmal nicht stand und hatte wohl auch noch den Frust vom Steger-Spiel im Hinterkopf. In dem extrem umkämpften Match führte der Brasilianer zeitweilig zwar mit 2:1 Sätzen, musste dann jedoch in den Entscheidungsdurchgang, in dem er fast immer knapp in Front lag und beim Stand von 10:8 zwei Matchbälle hatte. Doch es kam, wie es kommen musste: Cioti wehrte die Matchbälle ab und tat das, wofür er in engen Situationen bekannt ist, nämlich die entscheidenden Bälle perfekt zu treffen und seinerseits den zweiten Matchball zum 13:11 zu verwandeln. Die jungen Ochsenhausener waren im Tal der Tränen angekommen.

Schwacher Trost: bereits am 18. September trifft man sich an gleicher Stelle erneut – und zwar zum Bundesliga-Match des dritten Spieltags. Die Gelegenheit zur Revanche, auch wenn die Pokalchance unwiederbringlich dahin ist. Zeit zum Wundenlecken ist ohnehin nur wenig, am kommenden Sonntag gastiert nämlich schon Rekordmeister Borussia Düsseldorf mit Timo Boll in Ochsenhausen – ein Mega-Match, bei dem sich die jungen TTF-Profis viel Frust von der Seele spielen könnten.

Ochsenhausens Cheftrainer Dubravko Skoric

“Ich kann den Jungs nichts vorwerfen, sie haben alle gut gekämpft und sind jetzt sehr traurig. Sie haben nicht viel falsch gemacht, nur Kleinigkeiten. Wir hatten Probleme gesundheitlicher Natur, deshalb mussten wir Jakub für Simon einwechseln, aber Steger war heute sehr, sehr gut. Cioti hat dann mit all seiner Erfahrung das Match gegen Hugo nach Hause gebracht, der unter großem Druck stand, da es kein Bundesligaspiel war, wo du eine Niederlage am nächsten Spieltag wieder ausbügeln kannst.“

Kristijan Pejinovic

„Natürlich war das sehr, sehr bitter. Wir wollten so gerne diesmal beim Liebherr Pokal-Finale in Neu-Ulm dabei sein und sind erneut gescheitert und diesmal so knapp. Wir hatten wieder Lospech. Dennoch gab es genügend Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. Man kann den jungen Spielern keinen Vorwurf machen, sie haben alles gegeben und sind gegen ganz erfahrene Gegner an ihren Nerven gescheitert. Jetzt ist Seelenmassage angesagt. Respekt für Bremen mit seinen alten Hasen Steger und Cioti, die abgebrühter waren als unsere Jungs, und Glückwunsch zum Sieg.“

 

SV Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2

Bastian Steger – Hugo Calderano 3:2 (6:11, 7:11, 11:7, 11:5, 11:4)

Constantin Cioti – Simon Gauzy 0:3 (7:11, 7:11, 9:11)

Hunor Szöcs – Yuto Muramatsu 1:3 (11:5, 7:11, 8:11, 2:11)

Bastian Steger – Jakub Dyjas 3:0 (12:10, 11:7, 11:8)

Constantin Cioti – Hugo Calderano 3:2 (7:11, 11:8, 10:12, 11:7, 13:11)

 

Der Weg zum Liebherr Pokal-Finale

Es gibt noch eine weitere Achtelfinal-Partie zweier Bundesligisten, in der der ASV Grünwettersbach und der Post SV Mühlhausen aufeinandertreffen. Die übrigen TTBL-Klubs haben es leichter, bekommen sie es doch mit einem Qualifikanten aus der 2. Liga zu tun oder haben ein Freilos, wie die letztjährigen Pokalfinalisten Borussia Düsseldorf und TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell sowie Halbfinalist TTC Schwalbe Bergneustadt.

Die Achtelfinal-Begegnungen werden zwischen dem 5. und 23. September gespielt. In den Viertelfinals (25.10. bis 20.11.) stoßen dann Düsseldorf, Fulda und Bergneustadt hinzu und es entscheidet sich, wer in das große Liebherr Pokal-Finale am 14. oder 15. Januar 2017 einzieht, das wieder als Final-Four-Turnier (zwei Halbfinals plus Finale) ausgetragen wird.


Achtelfinale Deutsche Pokalmeisterschaft 2016/17

SV Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2

TTC OE Bad Homburg – TTC Zugbrücke Grenzau (16.09.)

TTC Fortuna Passau – 1. FC Saarbrücken-TT (18.09.)

BV Borussia Dortmund – TV Hilpoltstein (18.09.)

ASV Grünwettersbach – Post SV Mühlhausen (23.09.)

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