Mo, 2. Dezember 2024
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„Das waren zwei super Turniere!“ – Interview mit Philipp Floritz

Philipp Floritz hat sich jüngst in Südamerika auf der World Tour eindrucksvoll im internationalen Geschäft zurückgemeldet. Wir „schnappten“ uns Floritz via Smartphone am Strand von Santos, wo er nach den Brazil Open zweieinhalb Wochen relaxt.

Bei den Chile Open und den Brazil Open zeigte der 25-jährige Bayer, aktuell Nummer 219 der Welt – im Juni-Ranking dürfte es ein gutes Stück nach oben gehen –, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Zweimal Bronze im Einzel und einmal Silber im Doppel können sich wahrlich sehen lassen.

Der Spitzenspieler des haarscharf am Aufstieg in die 2. Bundesliga vorbeigeschrammten TuS Celle hat bei beiden Turnieren unter Beweis gestellt, dass seine vor einigen Wochen im Interview mit TT-NEWS getätigte Aussage „Ich bin nicht schlechter als damals“ – gemeint ist seine Erstliga-Zeit – vollkommen realistisch war.

Nachfolgend unser Interview:


Philipp, wie fühlst Du Dich nach zwei guten World-Tour-Turnieren beim verdienten Wellness-Urlaub mit Sonne, Strand und Meer?

„Super – und nach ein paar Caipirinhas noch besser! Cool

Nun aber vom Strandsport zum Tischtennissport: Wie lief es bei den Chile Open im Einzel, warst Du mit Dir zufrieden?

„Im Großen und Ganzen schon. Die Quali habe ich mit zwei 4:0-Erfolgen locker überstanden und dann im Achtelfinale gegen den Argentinier Bayona mit 4:0 gewonnen. Im Viertelfinale hatte ich ein Freilos, weil sich mein Gegner, wieder ein Argentinier, verletzt hatte. Im Halbfinale habe ich leider gegen den an eins gesetzten Inder Ghosh, der dann auch das Turnier gewonnen hat, mit 0:4 verloren.“

Konntest Du im Doppel noch eins draufsetzen?

„Könnte man so sagen. Ich habe mit Hunor Szöcs ein richtig gutes Doppel gespielt. Wir sind ins Finale vorgestoßen, wo wir leider mit 1:3 bei extrem knappen Sätzen gegen das indische Spitzendoppel Ghosh/Anthony verloren haben. Aber unser 2. Platz war auf jeden Fall ein Erfolg.“

Und wie lief es in Sao Paulo bei den Brazil Open?

„Es war anstrengend aber nicht übel. Im Einzel hatte ich eine ziemlich schwere Gruppe mit drei Brasilianern erwischt, davon waren zwei unter den besten Zehn in ihrem Land, nur hatten sie keine Weltranglistenpositionen mehr, da man ja nach achtmonatiger Inaktivität rausfällt. Jedenfalls waren die alle nicht leicht zu schlagen. Ich habe es aber geschafft und gegen Mario Costa mit 4:0, gegen Isaac Zauli mit 4:1 und gegen Humberto Manhani mit 4:2 gewonnen. Gegen Manhani war es ein richtig enges Match. Im Achtelfinale kam ich dann gegen den Penholder-Brasilianer Cazuo Matsumoto, der als Nummer 105 der Weltrangliste an 6 gesetzt war. Ich ging als Außenseiter in das Match, habe aber mit 4:2 gewonnen. Danach ging es gegen Patrick Baum, der an 2 gesetzt war. Auch hier war ich sicher nicht der Favorit, immerhin war Patti die Nummer 75 der Weltrangliste. Doch ich konnte auch das Viertelfinale in fünf Sätzen gewinnen und hatte das Spiel eigentlich ziemlich gut im Griff.“

Und dann hast Du das Spiel um den Einzug ins Finale denkbar knapp verloren. Lief das etwas unglücklich für Dich?

„Sicher schon, aber es war ein Halbfinale auf gutem Niveau und sehr spannend, so dass die Zuschauer auch auf ihre Kosten kamen. Schade, dass es nicht noch weiter ging, an meiner Leistung habe ich jedoch nicht allzu viel zu kritisieren. Mein Gegner Amalraj Anthony war während des ganzen Turniers sehr gut drauf. Es war ein ausgeglichenes Match, doch leider ging es im 7. Satz mit 9:11 verloren. Kurios war, dass Amalraj seine vier gewonnenen Sätze alle mit 11:9 durchbrachte. Da war mehr drin und ich war schon ein bisschen traurig, dass ich eine 2:0- und 3:2-Satzführung verspielt habe und auch in den verlorenen Sätzen mehrfach Vorsprünge von 3, 4 Punkten nicht in Satzgewinne umwandeln konnte.“

Auf jeden Fall ist das Halbfinale bei einem World-Tour-Turnier beziehungsweise gleich bei zwei World-Tour-Turnieren in Folge ja schon eine Hausnummer. Hättest Du Amalraj Anthony in Sao Paulo geschlagen, wärst Du im Endspiel auf den topgesetzten Ochsenhausener Hugo Calderano gestoßen. Hättest Du Dir da eine Chance ausgerechnet?

„Warum nicht?! Natürlich wäre ich als Außenseiter ins Match gegangen und Hugo hätte die brasilianischen Fans hinter sich gehabt. Aber man soll nie „nie“ sagen, außerdem hätte ich weniger zu verlieren gehabt als er, was manchmal ein großer psychologischer Vorteil ist.“

Im Doppel hast Du wieder mit Hunor Szöcs aus der TTBL-Mannschaft von Werder Bremen gespielt. Würdest Du auch Euer Abschneiden in Brasilien als Erfolg verbuchen?

„Schlecht war es sicher auch in Sao Paulo nicht, was wir gespielt haben. Leider sind wir da früher ausgeschieden, da wir im Viertelfinale auf die späteren Turniersieger Calderano/Tsuboi getroffen sind und mit 0:3 verloren haben. Wenn man sich aber die einzelnen Sätze anschaut (9:11, 10:12, 11:13), sieht man, dass es ein Spiel auf Augenhöhe war. Und unsere Gegner haben schon auf vielen Turnieren zusammen gespielt und stehen in der Doppel-Weltrangliste ziemlich weit oben.“

Wie fällt Dein Fazit der beiden Turniere aus?

„Alles in allem waren das schon zwei super Turniere, so kann es gerne weitergehen! Ich habe mich von Spiel zu Spiel gesteigert und kann mich nach der unglücklichen Niederlage gegen Amalraj bei den Brazil Open mittlerweile über die beiden 3. Plätze im Einzel sowie den 2. Platz im Doppel in Santiago de Chile sehr freuen.“

Nochmal Glückwunsch! Jetzt genießt Du also wohlverdient das Strandleben. Hast Du vor, dort für die nächsten Jahre zu bleiben und vielleicht auf Beach-Volleyball umzusatteln, oder beginnt für dich bald wieder der Ernst des Tischtennis-Lebens?

„Na ja, Beach-Volleyball wäre auch nicht übel. Aber vom Tischtennis komme ich so schnell wohl nicht mehr los. Eigentlich kann ich es ja auch ganz gut. Wink Am 24. Mai fliege ich dann wieder zurück nach Deutschland, hoffentlich mit Sonnenschein im Gepäck.“

Danke für das sonnige Gespräch und noch ein paar tolle Tage am Meer!

 

Chile Open auf der Webseite der ITTF 

Brazil Open auf der Webseite der ITTF 

 

Interview: Dr. Stephan Roscher

Fotos: ITTF (2); privat/Philipp Floritz (2)

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