Sa, 23. November 2024
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EM 2018: Ereignisreicher Tag in Alicante, deutsche Reihen gelichtet

Im Centro de Tecnificacion Deportiva zu Alicante lichtete sich am Samstag in den Achtel- und Viertelfinalspielen das deutsche Aufgebot. Immerhin sind am Schlusstag bis zu zwei weitere Goldmedaillen für den DTTB möglich, der noch drei Eisen im Feuer hat.

Timo Boll und Patrick Franziska haben den Tag gut überstanden und stehen sich am Sonntagmittag im Halbfinale gegenüber. Die deutschen Damen sind dagegen allesamt ausgeschieden, obwohl man einigen von ihnen Medaillen zugetraut hatte. 

Odenwälder Duell im Herren-Halbfinale, Ovtcharov ausgeschieden

So können sich die Dinge wenden: Am Freitag noch stand Timo Boll dicht vor dem Turnier-Aus, am Samstag präsentierte sich der Topgesetzte um Längen besser, schaltete die bis dahin tadellos agierenden Liam Pitchford (4:2) und Daniel Habesohn (4:0) aus und ist auf einmal sogar wieder Topfavorit mit seinem siebten EM-Titel im Visier, von dem er am Vortag noch meilenweit entfernt schien. Europameisterschaften sind eben, anders als Weltmeisterschaften, absolut sein Ding. „Ich habe heute ein Quäntchen besser gespielt als gestern“, sagte der 37-Jährige danach und blieb wie gewohnt bescheiden.

Die TTBL-Asse Kristian Karlsson und Ovidiu Ionescu spielen das andere Halbfinale, gerade im Fall des Mühlhauseners etwas überraschend. Doch er spielt ein tolles Turnier und hat bereits Titelverteidiger Emmanuel Lebesson nach Hause geschickt (4:1) und am Samstag auch noch Jonathan Groth (4:2) und Vladimir Samsonov (4:3) ausgeschaltet. Karlsson setzte sich im Viertelfinale hauchdünn in sieben Sätzen gegen den Portugiesen Marcos Freitas durch.

Für World-Cup-Sieger Dimitrij Ovtcharov lief es dagegen suboptimal. Dima schied in der Runde der letzten 16 aus. Die lange verletzte Nummer fünf der Welt verlor gegen den 42-jährigen Samsonov mit 2:4 Sätzen und gab zu Protokoll: „Natürlich hatte ich mir von der EM mehr erhofft als das Achtelfinale. Aber meine Leistungsstärke ist eben noch nicht konstant genug.“

Und es gibt ja auch noch einen Patrick Franziska, der bisher ein ganz souveränes Turnier spielt. Zunächst besiegte der 26-jährige Deutsche seine letztjährigen Saarbrücker Teamkollegen Tiago Apolonia mit 4:1, später im Viertelfinale musste Nationalmannschaftskollege Benedikt Duda dran glauben, ebenfalls in fünf Sätzen. „Dieser Einzug in ein EM-Halbfinale bedeutet mir sehr viel“, sagte Franziska.

Ein „Franz“ in Galaform könnte Timo vielleicht noch die Suppe versalzen – beide treffen Am Schlusstag um 12.30 Uhr im Semifinale aufeinander. Beide haben damit  Medaillen sicher.

Kein deutsches Damen-Wunder in Alicante

Bei den DTTB-Damen lief es weniger gut, zumindest gilt das für die Einzelkonkurrenz. Mit Petrissa Solja, Han Ying und Sabine Winter scheiterten gleich drei deutsche Medaillenhoffnungen im Viertelfinale des Frauen-Einzels. Gerade Solja hatte man nach dem grandiosen 4:0-Achtelfinal-Sieg über Gina Pota auch gegen die an eins gesetzte Österreicherin Sofia Polcanova einen Erfolg zugetraut, doch mehr als ein Satz sprang nicht heraus.

Auch bei Han Ying dachte man an weitere Erfolge, nachdem sie Matilda Ekholm mit 4:0 abgefertigt hatte – Fehlanzeige. Das deutsche Defensiv-Ass blieb im Halbfinale gegen die Ukrainerin Margaryta Pesotska trotz überaus enger Sätze mit 1:4 auf der Strecke.

Fast noch überaschender als Pesotska steht „Underdog“ Katarzyna Grzybowska-Franc in der Runde der besten Vier. Der Polin, die in Alicante das Turnier ihres Lebens spielt, scheinen Spielerinnen des SV DJK Kolbermoor außerordentlich gut zu liegen. Nach Liu Jia musste im Viertelfinale auch noch Sabine Winter gegen die Weltranglisten-84. die Segel streichen – und das mit 3:11, 8:11, 8:11, 8:11 recht deutlich. Tja, Grzybowska-Franc spielt eben nicht Abwehr, sonst stünde Winter vermutlich jetzt im Halbfinale. Ihr Achtelfinal-Match gegen die Weltranglisten-18. Li Jie (4:2), beste Defensivspielerin des Kontinents, war aber phänomenal.

Nur Bronze für die Titelverteidiger

Patrick Franziskas Halbfinal-Aus im Doppel an der Seite des Dänen Jonathan Groth kam schon etwas unerwartet. Die Titelverteidiger unterlagen den stark aufspielenden Außenseitern Daniel Habesohn/Robert Gardos mit 3:4 trotz zwischenzeitlicher 3:1-Satzführung. Im letzten Durchgang verloren die ab Sonntag nicht mehr amtierenden Europameister völlig die Kontrolle, während die beiden Österreicher jeden Ball trafen. Auch Ruwen Filus und Ricardo Walther müssen sich mit der Bronzemedaille begnügen – im Halbfinale ereilte sie das Aus gegen die Schweden Mattias Falck/Kristian Karlsson, und das ziemlich glatt.

Lang/Mitelham wollen ganz oben aufs Treppchen

Für eine weitere Goldmedaille – am Donnerstag sicherten sich ja bereits Ruwen Filus und Han Ying den Titel im gemischten Doppel – könnte das deutsche Frauen-Duo Kristin Lang/Nina Mittelham sorgen, das im Doppel-Endspiel steht. Am Sonntag ab 15.30 Uhr gilt es für das Kolbermoor-Berlin-Gespann, das am vorletzten Turniertag sowohl die starken Rumäninnen Elizabeta Samara/Bernadette Szöcs (4:3) als auch das sperrige Luxemburg-Duo Ni Xia Lian/Sarah de Nutte mit 4:2 ausschaltete.

Ihre Finalgegnerinnen Sofia Polcanova (Österreich)/Yana Noskova (Russland) haben allerdings eine besondere Referenz vorzuweisen, schafften sie es doch tatsächlich, das topgesetzte eastside-Doppel Matilda Ekholm/Georgina Pota im Halbfinale aus dem Turnier zu werfen, das zuvor die ambitionierten DTTB-Spielerinnen Sabine Winter/Petrissa Solja in sieben umkämpften Sätzen auf Abstand halten konnte. „Jetzt möchte ich natürlich meinen Titel verteidigen, den ich 2016 noch mit Sabine Winter gewonnen habe“, sagte Lang, die im Einzel als einzige Deutsche früh ausgeschieden ist.  



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Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

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