In Eschborn nahe Frankfurt am Main trafen sich am Wochenende die Delegierten des Deutschen Tischtennis-Bundes zum 5. Verbands-Bundestag. Die ursprünglich vom DTTB gewünschte große Bundesligareform von der Saison 2013/14 an mit eingleisiger 2. Herren-Bundesliga und einer 3. Bundesliga darunter mit den Gruppen Nord und Süd fand keine Mehrheit. Immerhin einigte man sich auf eine „kleine“ Reform mit Vierermannschaften in den beiden 2. Herren-Ligen ab der übernächsten Spielzeit. Gespielt wird – wie auch in den 2. Damen-Ligen – im Bundessystem. Ziel ist, den momentan fast unüberwindlichen Abstand zwischen TTBL und 2. Ligen zu verkürzen und den Aufstieg für Zweitliga-Topteams attraktiver zu machen. Ab 2013/14 wird es auch einen Pokalwettbewerb der Damen geben, dessen Sieger in einem „Final Four“ ermittelt wird. Zudem entsprachen die Delegierten dem Wunsch der Damen-Erstligisten, ausnahmsweise den Aufstieg des Zweitliga-Tabellenvierten Leutzscher Füchse zuzulassen. Mit Modifikationen wurde überdies die in der letzten Saison eingeführte neue Coaching-Regel um ein weiteres Jahr verlängert.
Als nicht beziehungsweise noch nicht mehrheitsfähig erwies sich die von den DTTB-Ausschüssen für Leistungssport und Wettkampfsport favorisierte große Reform-Lösung im Herrenbereich, die die Vizepräsidentin Leistungssport Heike Ahlert im Vorfeld wie folgt begründet hatte: „Das Konzept dient der Steigerung der Attraktivität der 2. Bundesligen, vereinheitlicht die Spielsysteme bei Herren und Damen und soll den Abstand zwischen 1. und 2. Bundesliga verringern.“
Die jüngsten negativen Erfahrungen in der TTBL mit dem Ausstieg Hanaus und der Unmöglichkeit, als Ersatz einen aufstiegswilligen Zweitligisten zu finden, hatten einmal mehr gezeigt, dass der Abstand zwischen beiden Spielklassen zu groß und die Durchlässigkeit, natürlich auch aufgrund finanzieller Erfordernisse, zu gering ist.
Bevor weitergehende Entscheidungen getroffen werden, möchte die Mehrheit der Delegierten prüfen, ob die Reduzierung der Mannschaftsstärke in den 2. Ligen zu positiven Effekten führt und den Abstand zwischen Unter- und Oberhaus tatsächlich verringert. Zudem möchte man abwarten, ob die beschlossene Maßnahme tatsächlich der Attraktivität der zweithöchsten Klasse zugute kommt.
Zudem gab es in Eschborn grünes Licht für den Aufstieg des Leipziger Vereins Leutzscher Füchse ins Damen-Oberhaus. Durch eine Änderung in der Bundesliga-Ordnung, die nur für die kommende Saison gilt, kann nunmehr auch der Vierte der Abschlusstabelle des Unterhauses erstklassig werden. Zuvor hatten alle acht qualifizierten Vereine ihre Zustimmung zu dieser Ausnahmeregelung gegeben. Somit können in der 1. Damen-Bundesliga 2012/13 neun Klubs antreten – die Sollstärke von zehn Vereinen wird jedoch ebenso verfehlt wie bei den Herren (TTBL).
Auf Wunsch der Damen-Bundesligisten wird es ab der Saison 2013/14 endlich wieder eine Damen-Pokalmeisterschaft geben – zuletzt waren solche prickelnden Cup-Turniere in den 80er-Jahren ausgetragen worden. Teilnehmen dürfen neben den Erstligisten auch die besten Teams aus den 2. Ligen. In einem Qualifikationsturnier mit maximal zwölf Teilnehmern sowie einem echten „Final Four“ mit Halbfinale und Endspiel wird der Pokalsieger ermittelt.
Einstimmig beschlossen die Bundes-Delegierten auch die Verlängerung des Coaching-Modellversuchs um eine weitere Saison. Doch das System wurde modifiziert: künftig dürfen alle Personen an der Box ihren Akteur verbal und optisch während der Ballwechsel beraten und puschen, nicht mehr nur eine einzelne, vorab benannte Person. Beratungspausen wird es künftig wieder nach jedem Satz geben. Im Erfolgsfall auf DTTB-Ebene soll das Modell auch der ITTF zur Umsetzung vorgeschlagen werden.
Einstimmig wurden in Eschborn schließlich der Jahresabschluss 2011 und der Haushaltsplan für 2013 gebilligt. Außerdem wurde der Schutz des Kindeswohls ohne Gegenstimme in der DTTB-Satzung festgeschrieben. Die Bundestage werden künftig zum Jahresende einberufen.
DTTB-Präsident Thomas Weikert zog ein positives Fazit: „Unsere Diskussionen beim Bundestag waren sachlich und zielführend. So ist uns ein guter Austausch zu vielen wichtigen Themen auch über die Anträge hinaus gelungen.“