Ein Kreis schließt sich: Zum hessischen Aufsteiger in die 2. Bundesliga Nord, dem TTC Ober-Erlenbach, der mit drei hessischen Nachwuchs-Assen das Abenteuer 2. Liga angeht, stößt nun noch ein Erstliga-erfahrener Hesse, sozusagen als Leitwolf für die jungen Wilden.
Tischtennis Weltenbummler Thomas Keinath, zuletzt 2010/11 für die TG Hanau im deutschen Oberhaus, danach in diversen Ländern aktiv, kommt zu den Bad Homburger Vorstädtern. In der Bundesliga spielte der „Tischtennis-Tausendsassa“ auch schon für Gönnern, Fulda-Maberzell, Würzburg, Jülich und Plüderhausen.
Der 35-Jährige Rechtshänder wird in der aktuellen Weltrangliste auf Position 115 geführt. Seine beste Platzierung war Rang 51 im April 2012. International spielt er seit Jahren für die Slowakei. Zu seinen größten Erfolgen zählen unter anderem der dritte Platz mit dem deutschen Nationalteam bei den Weltmeisterschaften 1997 in England sowie die Bronzemedaille im Doppel zusammen mit Lars Hielscher bei den Europameisterschaften 2000 in Bremen.
Ober-Erlenbachs Teammanager Johannes Herrmann freut sich über die spektakuläre Verpflichtung: „Mit Thomas Keinath glückte uns ein zuvor nicht für möglich gehaltener Transfer. Somit konnte eine ganz wichtige Identifikationsfigur für die Stadt und die Region vom TTC-Projekt überzeugt werden.“ Herrmann fährt fort: „Der ehemalige Schüler- und Jugendeuropameister will nun in Bad Homburg langfristig an der Nachhaltigkeit des Rhein-Main-Projekts mitarbeiten und seine große Erfahrung einbringen.“
In der Tat ist es ein spektakulärer Wechsel: „Thomas Keinath gehört zweifelsohne zu den – positiv gemeint – verrücktesten Personen im internationalen Tischtennis-Zirkus. Sein Standing in Hessen, seine langjährige Erfahrung und die Möglichkeit, Thomas langfristig in unser Projekt einzubauen, waren für uns letztlich ausschlaggebend diesen für den Verein nicht leichten finanziellen Kraftakt zu realisieren“, so der TTC-Manager, der in der Ersten Liga auch schon in Gönnern und Hanau in Managerfunktionen tätig war. Auch da schließt sich eine Art Kreis, da der TTC Ober-Erlenbach quasi nun als der „Erbe“ Gönnerns und Hanaus gelten kann und Top-Mannschaftstischtennis auf der Basis des Jugendförderkonzepts des Hessischen Tischtennis-Verbandes zu realisieren bestrebt ist.
Mit dem gebürtigen Hanauer Keinath und den Nachwuchs-Assen Julian Mohr, Dominik Scheja und Jens Schabacker besteht das Zweitligateam des TTC aus lauter einheimischen Spielern, überwiegend sogar waschechten Hessen – ein Novum im deutschen Tischtennissport.
Auch Sven Rehde, Sportlicher Leiter des TTC, äußert sich mehr als zufrieden über den gelungen Coup: „Aufgrund seiner internationalen Erfahrung ist „Keini“ genau der richtige Spieler, um die jungen Nachwuchskräfte zu führen und ihnen Sicherheit in Liga 2 zu geben. Mit ihm werden wir noch dem einen oder anderen etablierten Zweitliga-Team ein Bein stellen.“
Vor dieser Verpflichtung wurde der TTC Ober-Erlenbach – ungeachtet des Potenzials seiner jungen Kaderspieler – als potenzielle Nummer zehn des „Unterhauses“ gehandelt. Nun sieht alles anders aus. Natürlich bleibt der Klassenerhalt, für den mindestens Rang fünf erforderlich ist, kein einfaches Unterfangen. Die Konkurrenten der Hessen TTC indeland Jülich, TTC Ruhrstadt Herne, TTC Schwalbe Bergneustadt, SV Union Velbert, SV Siek, 1. FC Köln, BV Borussia Dortmund, SV Brackwede und TuS Xanten schicken hochkarätig besetzte Mannschaften ins Rennen. Mit Keinath jedoch, der selbst in einer so starken 2. Liga häufig beide Einzel gewinnen sollte, besitzen die Bad Homburger nunmehr eine realistische Chance, ihre Erfolgsstory fortzusetzen und sich im Zweitliga-Tischtennis zu etablieren.