Transfercoup durch den SV Plüderhausen

War man Anfang Mai noch davon ausgegangen, dass der schwäbische Bundesligist SV Plüderhausen mit Aleksandar Karakasevic, Torben Wosik und Trinko Keen in die Saison 2013/14 geht, haben sich diesbezüglich erhebliche Änderungen ergeben.

Mit Bai Fengtian vom französischen Spitzenclub und Champions-League-Teilnehmer GV Hennebont TT, verpflichtete der SV Plüderhausen einen Hochkaräter, der seit einem Jahrzehnt in der französischen Pro A Topleistungen mit einer hochpositiven Gesamtbilanz lieferte.

Auch in der Champions League und im ETTU-Cup zeigte Bai Fengtian seine Qualität, u.a. mit seinem Siegen gegen Bojan Tokic, He Zhiwen (2x), Alexei Smirnov, Wang Jianjun (2x), Robert Gardos, Seiya Kishikawa, Chen Weixing, Werner Schlager, Ruwen Filus, Ma Wenge, Bastian Steger, Kan Yo, Christian Süß und Patrick Baum (2x).

Selbst Timo Boll brachte er mit einem knappen 2:3 an den Rand einer Niederlage.

Der 1,76 m große und 72 kg leichte Chinese ist kein Unbekannter im Remstal. Er trug bereits in der Saison 2002/03 das Dress des SVP.

Seitdem spielte der angriffsstarke Rechtshänder in Hennebont, in der aktuellen Saison mit dem starken Südkoreaner Cho Eon Rae, Tschechiens Nr.1 Dimitrij Prokopcov und seinem langjährigen Teamkollegen Kalinikos Kreanga (Griechenland) und in früheren Jahren u.a. mit Koreas Olympiasieger Ryu Seung Min.

In insgesamt 10 Jahren bei GV Hennebont TT spielte Bai Fengtian 7 Jahre lang in der European Champions League, erreichte einmal das Halbfinale und zweimal das Viertelfinale.  Im ETTU-Cup wurde zweimal das Halbfinale und einmal das Viertelfinale erreicht.

In der französischen Pro A gewann Bai Fengtian mit seinem Verein viermal die Meisterschaft (2005, 2006, 2007 und 2009), wurde einmal französischer Vizemeister (2012) und einmal Dritter (2010). An diesen Erfolgen hatte der erfahrene Chinese mit französischem Pass maßgeblichen Anteil. Er schlug in dieser Zeit unter anderem Michael Maze, Peter Karlsson, Jens Lundquist, Patrick Chila, Peter Franz, Torben Wosik, Chiang Peng-Lung, Emmanuel Lebesson, Damien Eloi, Panagiotis Gionis, Fredrik Hakansson, Zoltan Fejer-Konnerth, Pär Gerell, Adrien Mattenet, Christophe Legout, Igor Rubtsov, Lin Ju, Liu Song, Chen Tian Yuan, He Zhi Wen, Cheung Yuk, Wang Zeng Yi, Philipp Saive und Kalinikos Kreanga.

Bei seinen Erfolgen in der Pro A, der Champions League und im ETTU-Cup fällt auf, dass Bai Fengtian sehr gut gegen Abwehr spielt. Er besiegte Chen Weixing, Ruwen Filus, Koji Matsusitha, Matthew Syed, Lin Ju, Panagiotis Gionis und mehrfach den unangenehm spielenden Liu Song. 

Auf die Frage nach seinen größten internationalen Siegen antwortet Bai Fengtian selber: „Chuang Chih-Yuan als er auf Nr. 5 der Weltrangliste stand, Kalinikos Kreanga als damalige Nr. 9 der WRL und Werner Schlager ein paar Jahre nach seiner stärksten Phase als Weltmeister und Weltranglistenerster, als er aber immer noch die Nr. 15 der WRL war.„

Seine stärkste Phase hatte Bai Fengtian aber vor der Jahrtausendwende. Er spielte von 1993 bis 1998 für die chinesische Nationalmannschaft, wurde 1995 chinesischer Vizemeister bei den Junioren und 1996 Fünfter bei den chinesischen Meisterschaften im Herren-Einzel.

Für die TTBL und vor allem für den SV Plüderhausen ist diese Verpflichtung des kampfstarken und emotionalen Chinesen ein toller Gewinn, der über eine gute Spielübersicht, eine gute Rückhand und einen starken Vorhandschwinger verfügt. 

Über sein Leistungsvermögen kann man sich in den nachfolgenden Videos mit seinem 3:0 Sieg gegen Patrick Baum und seiner 2:3 Niederlage gegen Timo Boll überzeugen, bei seinen überzeugenden Auftritten gegen Borussia Düsseldorf, bei denen er auch noch Christian Süß schlagen konnte und damit fast im Alleingang dafür gesorgt hat, dass der deutsche Rekordmeister kurz vor dem Ausscheiden im Halbfinale des ETTU-Cups 2012 stand und am Ende bei Punkt- und Satzgleichstand sogar die Punkte ausgezählt werden mussten.

Im Rahmen der Veröffentlichung der Verpflichtung von Bai Fengtian durch den SV Plüderhausen wurde auch bekannt, dass Torben Wosik überraschend zum TSV Ansbach in die Bayernliga wechselt, wo er einen 4-Jahres-Vertrag unterschrieben hat. Mit ein Grund für diesen Wechsel sind anhaltende Rückenbeschwerden, die es dem 61-fachen Nationalspieler unmöglich machen, weiterhin in der 1. Bundesliga zu spielen. Torben Wosik äußerte sich auch persönlich bei TT-NEWS zu den Gründen (hier).

Der SV Plüderhausen reagierte hier sofort und verlängerte den Vertrag des Engländers Andrew Baggaley. Bereits vorher wurde der Niederländer Trinko Keen verpflichtet.

Offen ist die Situation um Publikumsliebling Aleksandar Karakasevic. Der Serbe mit der „göttlichen“ Hand laboriert an einem Achillessehnenriss und es ist bis jetzt nicht bekannt, wann er nach dieser schweren Verletzung wieder einsatzfähig sein wird.

Durch den Transfercoup mit Bai Fengtian, der in Hennebont durch Taiwanesen Chen Chien-An (WRL Nr. 26) ersetzt wird, kann sich die Situation in der Bundesliga spürbar ändern, nachdem der SV Plüderhausen von verschiedenen Seiten zusammen mit Aufsteiger Post SV Mühlhausen als Absteiger Nummer 1 gesehen wurde und auch das Fachmagazin „tischtennis“ allenfalls noch Chancen gegen den zweiten Aufsteiger TTC Hagen einräumte.

Über die nötige Nervenstärke dürfte Bai Fengtian verfügen, in 10 Jahren französische Pro A hat er als Spitzenspieler weit über 200 Einzel bestritten und dabei mit den stärksten Spielern in der zweitstärksten Liga Europas „die Klingen gekreuzt“. Dazu kommt ein Jahrzehnt Erfahrung aus den internationalen Begegnungen in der Champions League und ETTU-Cup. Dies alles im Hexenkessel von Hennebont. Auch von seiner Zeit in der chinesischen Nationalmannschaft sollte Bai Fengtian mit allen möglichen Drucksituationen sehr gut umgehen können.