Mo, 25. November 2024
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Überraschungscoup: Der TSV 1860 Ansbach verpflichtet Philipp Floritz!

Philipp Floritz kehrt überraschend in seine bayerische Heimat zurück. Der frühere Jugend Vize-Europameister im Einzel und Vize-Weltmeister mit der Deutschen Jugendnationalmannschaft, schließt sich dem TSV 1860 Ansbach an.

Dem Oberliga-Aufsteiger, souveräner Meister der Bayernliga 2013/2014, gelang damit schon die zweite spektakuläre Verpflichtung, nachdem die Ansbacher letzte Saison bereits mit Torben Wosik einen weiteren langjährigen deutschen Nationalspieler an Land ziehen konnten.

Der 22-Jährige, der noch in Diensten des TTBL-Finalisten TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell steht und unlängst im Play-off-Halbfinale Bojan Tokic bezwungen hat, wird sich damit kommende Saison trotz mehrerer Angebote freiwillig aus der Bundesliga zurück ziehen. Wir unterhielten uns mit Floritz.

In der Bayernliga Nord verbuchte der deutsche Ex-Meister Torben Wosik übrigens eine schwer zu toppende 32:0-Bilanz – elf Sätze gab er insgesamt ab – und spielte an der Seite von Doppelpartner Peter Herbst 18:0. Mit Floritz, der in jenen Regionen ähnlich erfolgreich auftreten dürfte, sollte man auch die Oberliga lediglich als Durchgangsstation betrachten dürfen.

Wir sprachen mit Philipp Floritz über die Hintergründe seiner überraschenden Entscheidung sowie über seine weiteren Perspektiven.


TT-NEWS:
Wie kam dieser überraschende Wechsel zustande?

Philipp Floritz: „Nachdem klar war, dass mein Vertrag in Fulda nicht verlängert wird, habe ich mich umgeschaut. So kam dann auch der Kontakt nach Ansbach zustande. Dort spielt auch Torben Wosik, mit dem ich bereits in der Saison 2012/13 in Plüderhausen zusammen gespielt habe. Die Ansbacher haben einiges vor. Von ihrem Weg bin ich überzeugt. Es geht für mich zurück in meine Heimat nach Bayern, in ein Umfeld, das ich schon seit einiger Zeit sehr gut kenne. Ich freue mich darauf.“


TT-NEWS:
„Du hattest aber ja sicherlich auch einige interessante Angebote aus höheren Ligen, was war der Hauptbeweggrund für den Wechsel in die Oberliga?“

Philipp Floritz: „Ein großer Vorteil ist für mich, dass ich nicht mehr so viel fahren muss, sondern meine Zeit besser nutzen kann um zu trainieren. Entscheidend war für mich, dass ich mich auf die ITTF World Tour konzentrieren kann. In der 1. Bundesliga habe ich zu selten Einsätze bekommen, in der neuen eingleisigen 2. Bundesliga könnte ich jedes Wochenende gute Spiele haben, aber das Niveau wird so hoch sein, dass ich in jedem Spiel in Topform sein muss und meinen Fokus nicht voll auf die World Tour legen kann. Ob ich dann in der neuen 3. Bundesliga, der Regionalliga oder der Oberliga im vorderen Paarkreuz spiele, das ist dann nicht mehr der riesige Unterschied, da gibt es auch gute Spiele, die ich nicht auf die leichte Schulter nehmen kann. Trotzdem ist die Belastung aber dort so, dass ich meinen Schwerpunkt auf die internationalen Einsätze und hartes Training legen kann, so dass ich auch in der Lage sein werde, meine Spiele am Wochenende mit einer guten Leistung gewinnen zu können, auch wenn ich müde von einer konditionslastigen Trainingswoche bin. So etwas geht eben in der TTBL und der neuen eingleisigen 2. Bundesliga nicht, wo man immer in absoluter Topform sein muss.“


TT-NEWS:
Du hast diese Saison in der TTBL und den Playoffs eine 3:4 Bilanz gespielt, bist aber dabei nur in sechs von zwanzig Spielen zum Einsatz gekommen, die über acht Monate verteilt waren. Im September, November und Februar hattest Du sogar gar kein Spiel. Waren diese Gelegenheitseinsätze letztendlich auch etwas hinderlich für ein weiteres Vorankommen? Du hast ja während Deiner Bundesligakarriere immer wieder Dein Können aufblitzen lassen, aber der endgültige Durchbruch fehlte bislang noch. Das fällt auch international auf. Dir gelangen Siege gegen den aktuellen Weltranglisten-Achzehnten Chen Chien-An und weitere Spieler aus den Top-100 der Weltrangliste wie Omar Assar, Cazuo Matsumoto, Quentin Robinot, Abdel-Kader Salifou, Pavel Sirucek, Gustavo Tsuboi und zweimal gegen Maharu Yoshimura. Im Vergleich mit dem stärksten Spieler der 2. Bundesliga Nord, Hunor Szöcs, dem Neuzugang des aktuellen Deutschen Meisters Werder Bremen, konntest Du Dich ebenfalls durchsetzen. Trotzdem war bis jetzt noch nicht mehr als Platz 198 in der Weltrangliste drin, obwohl Du teilweise schon wesentlich höher notierte Spieler besiegen konntest. Wie beurteilst Du das selber, auch im Hinblick auf Deine Leistungen in der TTBL?

Philipp Floritz: „Es ist natürlich nie besonders einfach, alle paar Wochen oder Monate mal wieder die Chance zu bekommen, an den Tisch zu gehen. Dann will man nicht nur was zeigen, sondern muss sich auch sofort beweisen, da die Konkurrenz groß ist und man nur weitere Einsätze bekommt, wenn man dann auch direkt was zeigen kann. Man ist dann natürlich auch nervöser im Vergleich wie wenn man ohne großen Druck in jedem Spiel auflaufen kann, ohne die Gefahr gleich wieder ausgetauscht zu werden. Ich konnte in meiner Zeit in der 1. Bundesliga Spieler schlagen wie in den Vorjahren Bastian Steger, Constantin Cioti, Kenji Matsudaira und zweimal Jan-Ove Waldner und diese Saison Bojan Tokic und Ovidiu Ionescu und habe auch bei meinen 2:3 Niederlagen gegen die Japaner Masaki Yoshida und Maharu Yoshimura gezeigt, dass ich mit diesen Spielern mithalten kann. Andererseits habe ich nicht nur diese beiden Spiele im Entscheidungssatz verloren, sondern auch letzte Saison gegen Skachkov, Pavelka, Pitchford, Mengel und Crisan. Mir fehlt da vielleicht einfach manchmal noch das Vertrauen und die Routine, solche Spiele nach Hause zu bringen und konstant meine Leistung zu bringen, die ich schon mehrfach gezeigt habe. Gegen TOP-100-Spieler steht man selber auch fast permanent unter Druck und kann manchmal nur reagieren, statt selber das Spiel zu bestimmen. Da muss ich noch hinkommen. Ich habe das auch schon oft mit meinen Trainern Thomas Wetzel und Jörg Rosskopf diskutiert, aber auch mit anderen Trainern wie Matthias Landfried, dass in meinem Spiel noch so ein bisschen der rote Faden fehlt, dass sich vielleicht sogar noch endgültig ein Spielsystem etablieren muss und ich dieses dann konsequent durchziehe und selber das Spiel steuere. Manchmal muss man vielleicht auch zu unkonventionellen Mitteln greifen. In der 1. Bundesliga bin ich der Außenseiter und die Weltklassespieler spielen sehr druckvoll und bestimmend. In der Oberliga habe ich jetzt ein Jahr die Möglichkeit, selber als Favorit an den Tisch zu gehen. Es wird zwar immer wieder Situationen geben, dass ich Gegnern gegenüber stehe, die gegen mich nichts zu verlieren haben und jeden Ball riskieren, aber ich muss jetzt dieser Favoritenrolle gerecht werden, mein Spielsystem weiter entwickeln und muss selber der bestimmende Mann am Tisch sein und die Gegner unter Druck setzen. Das ist sozusagen so ein bisschen wie ein Wettkampftraining im Livebetrieb, dass ich Spielzüge und Taktiken in einer Punktspielsituation trainieren kann, gegen Gegner die ich zwar normalerweise schlagen muss, aber die nichts anderes im Sinne haben, als mich zu besiegen. Wenn sich mein Spielsystem dadurch gefestigt hat, traue ich mir auch mehr und mehr zu, dieses in meinen internationalen Wettkämpfen auf der World Tour genauso nach und nach durchzusetzen.“


TT-NEWS:
Das hört sich so an, dass Du nach einigen Jahren in der 1. Bundesliga, es jetzt nicht gemütlich in der Oberliga auslaufen lassen willst, sondern die Auswahl der Liga, vor allem auch damit zu tun hatte, Verpflichtungen im Mannschaftsspielbetrieb so abzustimmen, dass Du genügend Freiraum für Training und Fokus auf internationale Turnierteilnahmen hast und eigentlich nochmal voll angreifen willst?

Philipp Floritz:  „Ja, auf jeden Fall. Mein Ziel ist es, wieder zurück in die Nationalmannschaft zu kommen. Ich möchte über die World Tour versuchen, mich wieder beim Bundestrainer Jörg Rosskopf zu empfehlen.“


TT-NEWS:
 Wo wirst Du eigentlich trainieren und wie sieht Dein Trainingsumfang aus? 

Philipp Floritz: „Ich werde wieder in meiner Heimat Bayern trainieren, im Kreis Rosenheim. Dort haben wir eine Fulltime-Trainingsgruppe, mit der Mannschaft von Fürstenfeldbruck und durchweg Profispielern. Dementsprechend trainieren wir auch zweimal pro Tag. Abgerundet wird das ganze durch Einzeltraining bei Thomas Wetzel.“


TT-NEWS:
 Am 8. Juni stehst Du mit Deiner aktuellen Mannschaft, dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell im TTBL-Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Düsseldorf. In der Bundesligatabelle habt Ihr Platz 1 belegt und es steht außer Frage, dass Du und Dein Team jetzt auch versuchen werdet, Euch im Endspiel in Frankfurt die Krone aufzusetzen. Deutscher Meister oder im schlimmsten Fall Deutscher Vizemeister, selbst wenn Du im Finale nicht zum Einsatz kommen solltest, fühlt sich für Dich dieser Erfolg noch besser an, nachdem Du im Halbfinale das Vertrauen des Trainers bekommen hast und einen wichtigen Sieg gegen Weltranglisten-Top50-Mann Bojan Tokic vom 1. FC Saarbrücken einfahren konntest?

Philipp Floritz: „Natürlich. Es fühlt sich immer besser an, auch selber mit Einsätzen und Siegen zu Mannschaftserfolgen beigetragen zu haben, statt nur auf der Bank zu sitzen. Im Endspiel ist alles möglich und den Titelgewinn hätten wir uns nach dieser tollen Saison verdient.“

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