Sa., 11. Januar 2025
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OLYMPIA 2012: Ovtcharov holt Bronze und schreibt Tischtennisgeschichte

Ein Traum ist wahr geworden. Dimitrij Ovtcharov sicherte sich am Donnerstagnachmittag im „kleinen Finale“ des olympischen Einzelwettbewerbs in einer mitreißenden, dramatischen Partie gegen den Taiwanesen Chuang Chih-Yuan die Bronzemedaille. „Dimas“ 4:2-Sieg (12:10, 9:11, 8:11, 13:11, 11:6, 14:12) vor 6.000 begeisterten Menschen in der ExCeL-Arena stand bis zuletzt auf der Kippe. Chuang gab alles, konnte jedoch nicht verhindern, dass der 23-jährige Deutsche einen 2:7-Rückstand in sechsten Satz in ein 14:12 ummünzte und sich damit das heiß ersehnte Edelmetall schnappte.

Und es ist nicht irgendeine Medaille, sondern eine Auszeichnung von historischer Dimension. Ovcharov ist der zweite deutsche Tischtennisspieler überhaupt mit einer olympischen Einzelmedaille – sein Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte es 1996 in Atlanta vorgemacht und ebenfalls Bronze erobert. Zudem ist der in Kiew geborene, 1,84 Meter große DTTB-Athlet der erste Europäer, der seit Jan-Ove Waldner – der „Magier“ eroberte 2000 in Sydney Silber – eine olympische Medaille im Einzel gewinnen konnte. Ovtcharovs großer Coup entschädigte auch für die Enttäuschung im deutschen Lager nach dem Achtelfinal-Aus des mit so großen Ambitionen gestarteten Timo Boll.

Zhang Jike, der Ovtcharov am Donnerstagmorgen im Halbfinale bezwungen hatte, setzte sich im China-Final-Duell gegen Wang Hao mit 4:1 (18:16, 11:5, 11:6, 10:12, 13:11) durch und krönte sich damit zum Tischtennis-Kaiser. Zhang ist somit aktueller Olympiasieger, Weltmeister, World-Cup-Gewinner und Weltranglistenerster – das ist schon eine sensationelle Visitenkarte. 

 

Stimmen zum „kleinen Finale“ der Herren

Dimitrij Ovtcharov: „Es ist unglaublich. Ich kann immer noch nicht glauben, was da passiert ist. Es fühlt sich an wie Gold. Als ich im sechsten Satz 2:7 zurückgelegen habe, habe ich schon an die siebten Satz gedacht. Ich war trotzdem so konzentriert und habe immer nur von Punkt zu Punkt gedacht, und plötzlich war es vorbei. Ich habe gar nicht damit gerechnet.“ 

„Wenn man wie ich sein Leben lang hart trainiert hat, gibt man nicht einfach so auf. Da nutzt man jede Chance. Olympia ist nur alle vier Jahre und das einzige Turnier, bei dem man als Halbfinalist noch keine Medaille sicher hat. Das ist sehr hart. Deshalb gibt man da erst recht nicht auf.“ 

Eine Olympiamedaille war schon lange mein Traum. Ich bin stolz und glücklich, dass ich mir diesen Traum erfüllen konnte, und danke allen, die mich dabei unterstützt haben.“

„Als Chuang in Ochsenhausen gespielt hat und ich ein Teenager war, war er fast ein Vorbild für mich, weil er immer so aggressiv gespielt hat. Er hatte es genauso verdient wie ich, hier die Bronzemedaille zu gewinnen. Deshalb habe ich zu ihm gesagt, dass es mir für ihn leid tue.“ 

 

Bundestrainer Jörg Roßkopf: Wir sind sehr stolz auf Dimi. Er hat großartig gekämpft und einfach alles gegeben. Dimi ist jemand, der das Glück erzwingen kann.“

DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig: „Im Einzelwettbewerb der Herren hatten wir zwei Eisen im Feuer und haben eines heute zu Bronze geschmiedet. Wir freuen uns riesig und können mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Wenn man gegen Spieler wie Zhang Jike, Wang Hao oder Chuang Chih-Yuan antritt, kann man nicht erwarten, dass man da völlig überlegen spielt. Das Entscheidende bei Dimitrij war auch heute seine Beharrlichkeit. Sie hat ihn schon im Viertelfinale gegen Michael Maze ausgezeichnet. Seine mentale Stärke ist neben seinem spielerischen Potenzial der Grund für diese Medaille.“

DTTB-Präsident Thomas Weikert: „Unser Ziel war auch im Einzel eine Medaille, das haben wir erreicht. Die Bronzemedaille von Dimitrij ist einfach super. Hier haben wir erneut das bestätigt, was wir schon bei der LIEBHERR Team-WM in Dortmund geleistet hatten.“

Georg Boomgaarden, deutscher Botschafter in London: „Ich habe mir die Spiele davor im Fernsehen angeguckt, aber live war es viel besser. Es war unglaublich spannend.“

 

Zeit zum Feiern ist übrigens nicht vorgesehen, da die DTTB-Asse Ovtcharov, Boll und Steger bereits am Freitag in den Mannschaftswettbewerb starten. Um 20 Uhr deutscher Zeit fällt der Startschuss zum Match gegen Schweden. Dirk Schimmelpfennig nimmt seine Hoffnungsträger sogleich wieder in die Pflicht: „Jetzt gilt es, schnell umzuschalten. Dimitrij, aber auch Timo müssen den Schalter umlegen. Morgen Abend müssen sie sich in guter Form präsentieren für das sehr schwere Spiel gegen die Skandinavier.“

 

Herren-Einzel, Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov – Zhang Jike 1:4 (-8,-3,5,-9,-8)
Wang Hao CHN – Chuang Chih-Yuan 4:1 (-11,2,10,6,9)

Spiel um Bronze
Dimitrij Ovtcharov – Chuang Chih-Yuan 4:2 (10,-9,-8,11,5,12)

Finale
Zhang Jike – Wang Hao 4:1 (16,5,6,-10,11)

 

            

Herren-Mannschaft, Achtelfinale ab dem 3. August
 China – Russland
Singapur – Australien
Österreich – Ägypten

Deutschland – Schweden

Japan – Kanada
Hongkong – Brasilien
Portugal – Großbritannien
Südkorea – Nordkorea

Damen-Mannschaft, Achtelfinale ab dem 3. August
China – Spanien
Ägypten – Niederlande
Hongkong – Österreich
Südkorea – Brasilien
Singapur – Polen
Großbritannien – Nordkorea

Deutschland – Australien

Japan – USA

 

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