In Chartres begegneten sich am Freitagabend zwei gleichwertige Teams, doch der Mannschaft von TTF Liebherr Ochsenhausen erging es am Ende ähnlich wie im Pokalspiel in Frickenhausen. Sie versäumte es, sich für die über weite Strecken ansehnlichen Leistungen selbst zu belohnen. Es war weit mehr drin für die Truppe von Dubravko Skoric als eine 1:3-Niederlage.
Dabei schien schon vor Beginn der Partie das Schicksal den Oberschwaben in die Karten zu spielen. Mit dem Weltranglistenfünfzehnten Gao Ning musste nämlich die Nummer eins der Franzosen verletzungsbedingt absagen. Doch die anderen Akteure des Gegners, allen voran die überragenden Robert Gardos und Pär Gerell, letzerer selbst einige Jahre in Ochsenhausen unter Vertrag, kompensierten den Ausfall ihres Spitzenspielers durch extrem starke Leistungen.
Erfolgreicher schnitten die Bundesligisten aus Düsseldorf und Bremen ab: Während die Borussia bereits am Donnerstag durch Siege von Timo Boll (2) und Patrick Baum mit 3:2 beim SVS Niederösterreich gewann, behaupteten sich die Norddeutschen tags darauf ein wenig überraschend mit 3:1 beim russischen Vorjahresfinalisten UMMC Ekaterinburg – Punkte für Werder: Chuang (2), Drinkhall. Saarbrücken empfängt erst am Sonntag Titelverteidiger Orenburg.
Chartres ASTT – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:1
Die Akteure aus Chartres spielten nicht nur famos, Glück hatten sie auch noch: So besiegte der Ex-Grenzauer Gardos im Eröffnungsmatch Kirill Skachkov hauchdünn – der Österreicher setzte sich mit 12:10 im Entscheidungssatz durch. Gerell legte nach. Der Linkshänder aus Schweden zeigte gegen Ryu Seung Min eine Topleistung und siegte sensationell in drei Sätzen. Allerdings ging der dritte Durchgang aus Ryus Sicht mit 12:14 verloren. Ein Satzgewinn hätte möglicherweise die Wende des Matchs eingeleitet.
Mit dem Rücken zur Wand zeigte Tiago Apolonis dann Charakter im Spiel gegen den routinierten Damien Eloi. Nach 0:2-Satzrückstand biss er sich in das Duell hinein und fuhr noch einen 3:2-Sieg ein. Ochsenhausen war zurück im Spiel, jedoch musste nun Ryu gegen Gardos unbedingt nachlegen. Nach dem ersten Satz (12:10 für den Südkoreaner) sah es auch noch recht gut aus, doch Gardos erhöhte die Schlagzahl und ging seinerseits mit 2:1 Sätzen in Führung. Ochsenhausens Ex-Olympiasieger egalisierte, zog jedoch in der Verlängerung des fünften Satzes den Kürzeren, gleichbedeutend mit der ersten TTF-Niederlage in der Champions League 2012/13.
Nun dürfen sich Apolonia & Co. keinen Punktverlust mehr in den beiden Rückspielen erlauben, wollen sie am Ende als Gruppensieger ins Viertelfinale einziehen.
Kristijan Pejinovic zog folgendes Fazit: „Das war Tischtennis vom Feinsten, leider ohne Happyend. Ich kann den Spielern überhaupt keinen Vorwurf machen, da alle gut gekämpft haben. Leider liegen uns die Spieler von Chartres, das nicht umsonst letzte Saison französischer Meister war, nicht sonderlich gut, so dass es auch dann schwer ist, wenn Gao Ning nicht spielt. Es war eigentlich ein klassisches 50:50-Spiel, das nicht sehr glücklich für uns verlaufen ist. Die Zuschauer, so circa 600 bis 700 in der vollen Halle, haben für gewaltige Stimmung gesorgt. Ich freue mich jedenfalls aufs Rückspiel.“
Der Verlauf erlebte der TTF-Präsident so: „Kirill hatte gegen Gardos klare Chancen zum Sieg, konnte sie aber nicht nutzen. Ryu hatte heftige Probleme mit Gerell, der sehr aggressiv spielte und ihn nicht ins Spiel kommen ließ. Besonders mit den Aufschlägen des Gegners tat er sich schwer, die ziemlich verdeckt und nur schwer zu erkennen waren. Nach dem 0:2 war es natürlich schwer, wieder ins Spiel zurückzufinden. Tiago war gegen Eloi anfänglich wie paralysiert, konnte das Spiel aber noch drehen und wehrte dabei sogar drei Matchbälle ab. Ryu und Gardos lieferten sich dann ein Spiel auf allerhöchstem Niveau, leider mit dem glücklicheren Ende für den Gegner.“
Abschließend richtete Pejinovic den Blick nach vorne: „Das war extrem kräftezehrend heute, nun gilt es, rasch wieder Kräfte zu sammeln für den Dienstag, um gegen Bremen in der Bundesliga bestehen zu können.“
Ergebnisse Chartres – Ochsenhausen
Robert GARDOS – Kirill SKACHKOV 3:2 (11:8, 12:10, 7:11, 11:13, 12:10)
Pär GERELL – RYU Seung Min 3:0 (11:7, 11:7, 14:12)
Damien ELOI – Tiago APOLONIA 2:3 (13:11, 11:9, 5:11, 7:11, 11:13)
Robert GARDOS – RYU Seung Min 3:2 (10:12, 11:9, 13:11, 10:12, 12:10)
