Das war deutlich. Wer geglaubt hatte, dass der sich bis dahin vorzüglich präsentierende Timo Boll dem chinesischen Weltranglistenzweiten Ma Long in Liverpool ein World-Cup-Finale auf Augenhöhe würde liefern können, sah sich getäuscht. Die deutsche Nummer eins hatte in den ersten beiden Sätzen nicht den Hauch einer Chance gegen seinen bärenstark agierenden Kontrahenten, in den Durchgängen drei und vier war er etwas besser im Spiel, doch auch da gab es nichts zu holen. Das 4:11, 3:11, 8:11, 9:11 spiegelt die Stärkeverhältnisse an diesem Sonntag exakt wider. Für Ma war es der erste World-Cup-Sieg seiner Karriere. Immerhin konnte er neben dem Pokal einen Scheck in Höhe von 45.000 Dollar mit nach Hause nehmen, während Boll um 25.000 Dollar reicher England verließ.
Der zweite Platz bei dem prestigeträchtigen Turnier ist in jedem Fall hoch zu bewerten, manche hatten es dem Linkshänder aus dem Odenwald nicht zugetraut, überhaupt so weit zu kommen. Dennoch hätte Boll natürlich zu gerne seinen dritten World-Cup-Sieg nach 2002 und 2005 gefeiert – aber der war heute einfach nicht drin gegen einen Ma Long, der nach der Gruppen-Niederlage gegen Chuang seine sämtlichen Gegner richtig vermöbelt hat, zuletzt vor Boll im Halbfinale immerhin Xu Xin, dem noch weniger Punkte als dem Spitzenspieler von Borussia Düsseldorf vergönnt waren.
Stimmen zum Finale
Timo Boll: „Im Finale sind rund 60 bis 70 Prozent meiner Aufschäge ohne die Qualität geblieben, die man braucht, um gegen so einen druckvollen Spieler wie Ma Long zu bestehen. Ich bin zwar ingesamt mit dem Turnier sehr zufrieden, aber den Verlauf des Endspiels hatte ich mir schon etwas anderes vorgestellt. Ich kann mit meiner Form hier in Liverpool sehr zufrieden sein. Ich habe vom ersten Tag an gut gespielt und konnte mich Turnierverlauf noch weiter steigern.“
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Das Finale ist etwas klar ausgegangen, aber das kann gegen einen Spieler wie Ma Long immer einmal passieren. Timo hat sich bei diesem World Cup aber sehr gut präsentiert. In der Vorrunde war er souverän und hat dann auch schwierige Gegner wie Samsonov und Joo dominiert.“
DTTB-Präsident Thomas Weikert: „Das ist einmal mehr ein herausragender Erfolg für Timo, der sich nach den Olympischen Spielen eindrucksvoll gegen diese Weltklassegegner zurückgemeldet hat. Er hat erneut gezeigt, dass er einer der wenigen Spieler in der Welt ist, der immer in der Lage ist, bei den Topevents um den Titel mitzuspielen.“
Sonntag
Finale
Timo Boll GER – Ma Long CHN 0:4 (-4,-3,-8,-9)
Spiel um Platz 3
Vladimir Samsonov BLR – Xu Xin CHN 4:2 (8,5,-7,1,-6,6)
Halbfinale
Timo Boll GER – Vladimir Samsonov BLR 4:2 (-7,-8,2,7,7,10)
Ma Long CHN – Xu Xin CHN 4:0 (4,4,4,8)
Samstag
Viertelfinale
Chuang Chih-Yuan TPE – Vladimir Samsonov BLR 3:4 (9,-6,6,-7,-10,10,-10)
Timo Boll GER – Joo Se Hyuk KOR 4:0 (4,7,8,4)
Ma Long CHN – Michael Maze DEN 4:0 (4,5,7,7)
Xu Xin CHN – Jiang Tianyi HKG 4:0 (5,6,2,10)
Ergebnisse der Vorrunde
Gruppe 1: Ma Long CHN, Chuang Chih-Yuan TPE, Adrian Crisan ROU, Paul Drinkhall ENG
Runde 1: Ma – Crisan 4:1; Chuang – Drinkhall 4:1
Runde 2: Ma – Chuang 0:4; Crisan – Drinkhall 4:1
Runde 3: Ma – Drinkhall 4:0; Chuang – Crisan 3:4
Endstand: 1. Chuang 2:1, 2. Ma Long 2:1, 3. Crisan 2:1, 4. Drinkhall 0:3
Gruppe 2: Xu Xin CHN, Vladimir Samsonov BLR, Marcos Freitas POR, Liam Pitchford ENG
Runde 1: Xu – Freitas 4:0; Samsonov – Pitchford 4:0
Runde 2: Xu – Samsonov 4:1: Freitas – Pitchford 4:1
Runde 3: Xu – Pitchford 4:0; Samsonov – Freitas 4:2
Endstand: 1. Xu Xin 3:0, 2. Samsonov 2:1, 3. Freitas 1:2, 4. Pitchford 0:3
Gruppe 3: Timo Boll GER, Oh Sangeun KOR, Jiang Tianyi HKG, Adrien Mattenet FRA
Runde 1: Boll – Jiang 4:1 (9,-11,8,4,4); Oh – Mattenet 2:4 (-9,-0,-5,12,6,-5)
Runde 2: Boll – Oh 4:0 w.o. (Verletzung Oh) ; Jiang – Mattenet 4:0 (9,4,10,11)
Runde 3: Boll – Mattenet 4:3 (8,1,5,-4,-8,-12,5); Oh – Jiang 0:4 w.o. (Verletzung Oh)
Endstand: 1. Boll 3:0, 2. Jiang 2:1, 3. Mattenet 1:2, 4. Oh 0:3
Gruppe 4: Dimitrij Ovtcharov GER, Joo Se Hyuk KOR, Michael Maze DEN, Thiago Monteiro BRA
Runde 1: Ovtcharov – Maze 2:4 (-9,-7,17,7,-14,-8); Joo – Monteiro 4:2 (8,-7,-7,4,9,7)
Runde 2: Ovtcharov – Joo 0:4 (-11,-8,-12,-4); Maze – Monteiro 4:1 (6,5,9,-3,9)
Runde 3: Ovtcharov – Monteiro 4:1 (1,2,-7,4,7) ; Joo – Maze 3:4 (-6,-9,7,-8,10,4,-6)
Endstand: 1. Maze 3:0, 2. Joo 2:1, 3. Ovtcharov 1:2, 4. Monteiro 0:3
Starterfeld World Cup 2012
WR 02 MA Long (CHN)
WR 03 XU Xin (CHN)
WR 07 BOLL Timo (GER)
WR 09 OVTCHAROV Dmitrij (GER)
WR 10 CHUANG Chih-Yuan (TPE)
WR 11 JOO Saehyuk (KOR)
WR 12 OH Sangeun (KOR)
WR 14 SAMSONOV Vladimir (BLR)
WR 18 JIANG Tianyi (HKG)
WR 21 MAZE Michael (DEN)
WR 22 CRISAN Adrian (ROU)
WR 24 FREITAS Marcos (POR)
WR 29 MATTENET Adrien (FRA)
WR 87 DRINKHALL Paul (ENG)
WR 145 PITCHFORD Liam (ENG)
WR 124 MONTEIRO Thiago (BRA) – Sieger Intercontinental Cup
