So., 12. Januar 2025
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TTBL: Grenzau trotzt dem Rekordmeister dreieinhalb Stunden und unterliegt unglücklich

Das nackte Ergebnis mag nach einer souverän erledigten Pflichtübung des Titelverteidigers klingen, doch das war es gewiss nicht. Die Truppe aus dem Westerwald hielt vom ersten bis zum letzten Ballwechsel engagiert dagegen und brachte die mit ihrem Superstar Timo Boll angetretenen Düsseldorfer in arge Bedrängnis. 

Unter den Augen von Bundestrainer Jörg Roßkopf, der mit Boll, Baum, Süß und dem Grenzauer Filus gleich vier aktuelle Nationalspieler begutachten konnte, sahen die 750 Fans in der ausverkauften Zugbrückenhalle gut dreieinhalb Stunden prickelndes Tischtennis auf Augenhöhe, bei dem der Gastgeber, der mit 1:3 den Kürzeren zog, das Glück nicht gerade gepachtet hatte.

Für Grenzau punktete Andrej Gacina (gegen Patrick Baum), während für den Tabellenzweiten Düsseldorf Timo Boll (2) und Christian Süß erfolgreich waren. Allerdings fielen die Siege von Süß gegen Filus und Boll gegen Gacina extrem knapp aus – der Weltranglistensiebte musste gegen den TTC-Kroaten sogar sieben Matchbälle abwehren.

 

TTC Zugbrücke Grenzau – Borussia Düsseldorf 1:3

Ruwen Filus hätte ohne weiteres Christian Süß schlagen können. Der blonde Defensivkünstler lag mit 2:1 Sätzen in Front und unterlag in den Durchgängen vier und fünf jeweils mit 9:11. Noch einen Tick näher dran war Andrej Gacina, der gegen den Weltranglistensiebten und World-Cup-Finalisten Timo Boll ganz dicht vor einem Sensationssieg stand. 2:0 lag er nach Sätzen vorne, um Durchgang drei nach fünf nicht genutzten Matchbällen dann mit 15:17 zu verlieren und im Entscheidungssatz beim 12:14 erneut zwei Matchbälle zu vergeben. Der bärenstarke Kroate lag zwischenzeitlich nach einer Hechtrolle am Boden, stand wieder auf und scheiterte am Ende doch so knapp. Im Auftakteinzel hatte der starke Gacina im Übrigen den Vizeeuropameister und Ex-Grenzauer Patrick Baum in fünf Sätzen geschlagen.

Lediglich die Niederlage von Spielertrainer Tomas Pavelka gegen Timo Boll zum zwischenzeitlichen 1:1 fiel relativ deutlich aus, auch wenn sich der Tscheche in jedem Satz ein Stückchen näher an Deutschlands Nummer eins heran arbeitete. Es folgten die beiden Megaspiele zwischen Filus und Süß sowie Gacina und Boll, die eine Augenweide für die Zuschauer waren. Spielerisch auf höchstem Niveau stehend, gab es serienweise Klasseballwechsel zu bewundern, so dass es viele Fans nicht mehr auf Ihren Sitzen hielt. Was fehlte aus Grenzauer Sicht war allerdings das Happyend.

Abgesehen vom unglücklich zustande gekommenen Endergebnis hat sich die Truppe von Cheftrainer Anton Stefko – ganz anders als zehn Tage zuvor beim 1:3 gegen Plüderhausen –  mit viel Biss, Leidenschaft und großer Moral präsentiert. Nun kann man erhobenen Hauptes zum Tabellenführer Ochsenhausen fahren, bei dem man am kommenden Sonntag seine Visitenkarte abgibt. Aus der heutigen Partie können Pavelka und Kollegen eine Menge Positives mitnehmen und Hoffnung für die kommenden Aufgaben schöpfen. Der gegenwärtige Tabellenstand (Platz 8 mit 2:6 Punkten) ist lediglich eine Momentaufnahme und sagt wenig über das tatsächliche Leistungsvermögen der Westerwälder aus, die durch die Neuzugänge Gacina und Filus ein gutes Stück stärker geworden sind. Borussia Düsseldorfs nächster Gegner am 7. Oktober ist der SV Plüderhausen. Alles andere als ein klarer Sieg des Rekordmeisters im ARAG Centercourt wäre eine Sensation.

Grenzaus Präsident Manfred Gstettner war trotz der Niederlage sehr einverstanden mit dem Auftritt seiner Jungs: „Das war ein hochklassiges, ein absolutes super Spiel. Es war Tischtennis vom Feinsten, eine Werbung für den Tischtennissport. Wir haben unsere Zuschauer begeistert, die richtig aus dem Häuschen waren, und die es nicht mehr auf ihren Plätzen gehalten hat. Wir  können stolz auf unsere Leistung sein. Gegen Düsseldorf zu verlieren ist keine Schande, dennoch hätten wir heute gewinnen können, aber wir haben leider die sehr engen Spiele nicht zu unseren Gunsten entschieden. Andrej Gacina war superstark, er hätte Boll 3:0 schlagen müssen, doch er konnte fünf Matchbälle im 3. Satz und dann nochmal zwei im 5. Satz nicht nutzen. Seine Leistung war dennoch großartig. Die Spieler haben viel Potenzial. Wir brauchen uns auch in Ochsenhausen nicht zu verstecken.“

Und TTC-Spielertrainer Tomas Pavelka atmete tief durch: „Na, das war ein Spiel! Wir haben heute auf dem gleichen Niveau gespielt wie die Düsseldorfer. So ein spannendes Spiel habe ich lange nicht erlebt. Ich muss Ruwen und vor allem Andrej loben. Sie waren wirklich stark heute. Ich denke, auf dieser Leistung kann die Mannschaft aufbauen. Wir haben den vielen Zuschauern wirklich eine tolle Show geboten.“

Auch Andreas Preuß war von der Qualität des Duells zweier heute fast gleichwertiger Mannschaften angetan: „Das war ein Spiel auf sehr hohem Niveau. Es zeigt aber auch, wie eng die Liga zusammengerückt ist.“ Seine Truppe nahm Düsseldorfs Manager in die Pflicht: „Wir müssen uns weiter steigern, wenn wir in diesem Umfeld bestehen wollen.“

 

Ergebnisse TTC Zugbrücke Grenzau – Borussia Düsseldorf

Andrej Gacina – Patrick Baum 3:2 (7:11, 11:7, 11:9, 9:11, 11:6)
Tomas Pavelka – Timo Boll 0:3 (3:11, 8:11, 8:11)
Ruwen Filus – Christian Süß 2:3 (11:8, 4:11, 11:8, 9:11, 9:11)
Andrej Gacina – Timo Boll 2:3 (15:13, 11:8, 15:17, 8:11, 12:14)

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