Mo., 13. Januar 2025
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ITTF WORLD TOUR: Stimmen zu den German Open 2012

Die German Open im hohen Norden Deutschlands waren ein stimmungsvolles, gut organisiertes und rundum gelungenes Turnier. Sportlich passte nicht alles, aber doch sehr viel.

Natürlich enttäuschte – aus deutscher Sicht – das frühe Ausscheiden Patrick Franziskas oder Kristin Silbereisens. Andererseits wusste „Jungstar“ Petrissa Solja die Menschen zu begeistern. Zudem war das Debüt der Kroppacherin Shan Xiaona in der DTTB-Auswahl aller Ehren wert. Und ein Herrenfinale mit den beiden größten DTTB-Assen war zwar erhofft worden, dass es dann aber tatsächlich dazu kam, war eine bemerkenswerte Sache.

Einzig die Zuschauerresonanz am Finaltag blieb – trotz reichlicher deutscher Präsenz in den Titelkämpfen – mit 2.600 Fans hinten den Erwartungen zurück, was sicher aber auch dem Umstand geschuldet war, dass die Bundesligafußballer des SV Werder zur gleichen Zeit ihr Heimspiel gegen Mainz 05 austrugen und weitere Großveranstaltungen in der Nähe stattfanden.

Das Fehlen der Top-Chinesen bedeutete sicher eine Qualitätseinbuße, doch tragisch war dies nicht, konnten sich so doch andere, „taufrische“ Akteure in den Fokus der Tischtenniswelt spielen, die ansonsten vielleicht kaum beachtet worden wären. Hierbei ist etwa an die 19-jährige Hongkong-Chinesin Lee Ho Ching zu denken, die europäische Topspielerinnen wie Jiaduo Wu und Daniela Dodean ausschaltete und im Doppel gar bis ins Finale vorstieß.

Schauen wir, wie einige der Top-Athleten das Turnier erlebt haben und was von offizieller Seite bei der Bilanz-Pressekonferenz des DTTB am Sonntag zum Mega-Event verlautete. 

Dimitrij Ovtcharov: „Ich wollte diesen Titel unbedingt. Timo hat ja schon ein paar Mal die German Open gewonnen. Ein World-Tour-Turnier in Deutschland zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes. Und in so einem Finale auch noch Timo zu schlagen, ist noch spezieller. Es ist kein Olympia, aber trotzdem ganz groß. Nach dem schweren Halbfinale gegen Chuang habe ich gegen Timo erst gar nicht ins Spiel gefunden. Die beiden spielen komplett unterschiedlich. Bei Chuang geht es immer nur „Bumm, bumm, bumm“, und Timo hat dann diese enormen Spinvariationen. Als Timo bei seiner 2:0-Führung dann einen Kantenball zum 5:5 gemacht hat, dachte ich, das Spiel läuft komplett an mir vorbei, und ich habe mit mir gehadert. Doch ich musste aggressiv von beiden Seiten spielen, und irgendwann ist mir das endlich gelungen.“

Timo Boll: „Es ist schön, dass hier ein Deutscher gewonnen hat. Bei mir hat das Feuer nicht mehr so gelodert. Er war pfiffiger, spritziger und ich konnte den Schalter nicht mehr umlegen. Es ist schon in Ordnung, dass Dima gewonnen hat. Er war heute der Stärkere, und das erkenne ich voll an. Er hat besser aufgeschlagen, ich habe seine Bälle nicht mehr so gut gelesen und viele einfache Fehler gemacht.“

Petrissa Solja: „Es ist wie ein Traum, ich kann das gar nicht glauben. Man freut sich, und es ist einfach schön. In so einem Spiel wie dem Doppel-Finale muss man auch mal was riskieren. Was für Bälle teilweise gespielt wurden, war echt unglaublich. Wir haben beide vorher schlecht geschlafen, sind früh aufgewacht. Das lag wohl an der Aufregung.“

Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp: „Ich bin mehr als zufrieden. Ich muss zugeben, dass ich vor dem Turnier nicht gedacht habe, dass Petrissa und Sabine hier den Titel holen. Sie haben perfekt gespielt. Ich hoffe, dass das erst der Anfang ist. Sie haben ein noch größeres Potenzial, und dieser Erfolg wird ihnen noch einen weiteren Motivationsschub geben.“

Lee Hoo Ching zum Doppel-Endspiel gegen Solja/Winter: „Die beiden waren sehr gut und schnell, Gratulation meinerseits.“

Jiang Huajun ergänzte: „Die jungen Gegnerinnen sind sehr stark. Sie haben sich in einen Rausch gespielt, wurden immer stärker und sicherer. Man merkt einfach, dass sie ein eingespieltes Team sind. Die deutschen Zuschauer sind ebenfalls beeindruckend. Nach jedem Ball haben sie ihr Duo angefeuert.“

 

DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig: „Wir standen in drei von sechs Wettbewerben im Finale und haben drei Titel gewonnen. Die German Open 2012 waren eine deutsche Gala. Die beiden Herren sind ihrer Setzungspositionen gerecht geworden. Es ist mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich, dass Turniere, bei denen Chinesen nicht dabei sind, deutsche Spieler gewinnen. Im Herrenbereich war es schon ein Stück weit eine Demonstration. Bei den Damen war das Turnier vor allem geprägt durch Petrissa Solja, die phantastisch gespielt, den Doppelwettbewerb mit Sabine Winter und den U21-Wettbewerb gegen eine starke Gegnerin im Finale gewonnen hat. Es ist schön zu sehen, wie sich das Doppel mit ihr und Sabine entwickelt hat. Bei Kristin Silbereisen und Wu Jiaduo gab es nach den Olympischen Spielen eine Zäsur. Kristin hat eine Ausbildung als Physiotherapeutin begonnen, Dudu befindet sich mitten in einem achtwöchigen Feldwebelanwärterlehrgang. Für die beiden ist es daher keine einfache Situation hier gewesen. Für die Zukunft gilt: Wir werden uns nicht im Erfolg sonnen, sondern weiter arbeiten und unsere Mannschaften im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio 2016 weiter entwickeln.“

Schimmelpfennig zu Shan Xiaona als möglicher Kandidatin für das Nationalteam: „Ja, diese Frage kann man genau so beantworten: Sie ist eine mögliche Kandidatin. Wir beschäftigen uns mit dem Thema. Nach unseren Recherchen hat sie 2006 und 2007 bereits für Singapur gespielt. Wir prüfen jetzt, ob sie für uns auf ETTU- und ITTF-Ebene sowie bei Olympia spielberechtigt wäre. Danach treffen wir eine Entscheidung, im Dezember werden dann die Bundeskader für das kommende Jahr bekannt gegeben. Shan Xiaona hat hier jedenfalls sehr gut gespielt, die Vize-Europameisterin geschlagen und gegen die Europameisterin nur knapp verloren.“

DTTB-Präsident Thomas Weikert: „Bremen war zum wiederholten Male ein gutes Pflaster, für die Stadt, die Halle und für den DTTB. Wir hatten insgesamt mehr als 10.000 Zuschauer und sind zufrieden. Tischtennis in Bremen haben wir gemeinsam Stück für Stück aufgebaut. Wir vertrauen dem Team hier sehr, und ich hatte auch keine Angst, dass es durch die Dreifachbelastung Probleme geben könnte. Wir freuen uns schon auf 2013. Dann kommen mehr als 3.000 Spielerinnen und Spieler zur Senioren-EM.“

Peter Rengel (Leiter der ÖVB-Arena) über die Problematik mit drei Großveranstaltungen am Wochenende in unmittelbarer Nachbarschaft (Freimarkt, „Wetten, dass…?“, German Open): „Das war in der Tat eine starke Belastung für unser Team, aber wir haben es gut hinbekommen. Im Tischtennis sind wir sehr erfahren. Wir wissen einfach, was passiert, wenn diese Sportart ins Haus kommt und wo die sensiblen Bereiche sind, zum Beispiel bei Beleuchtung und Belüftung. Mit bereits neun Großveranstaltungen sind wir die heimliche Tischtennis-Hauptstadt in Deutschland. Im nächsten Jahr kommt die zehnte hinzu, die Senioren-Europameisterschaften. Dann werden die vielen Tischtennisspieler wieder das Stadtbild prägen. Das fördert auch den Tourismus in der Stadt.“

 

Alle Ergebnisse der German Open 2012

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