Istres liegt malerisch in der Provence, von dort ist es ein Katzensprung zum Mittelmeer. Doch das interessierte die Bundesligaprofis des TTC Zugbrücke Grenzau am Freitag herzlich wenig. Denn dann gilt es, in der 42.000-Einwohner-Stadt im äußersten Süden Frankreichs ein letztes Mal im alten Jahr richtig Gas zu geben, um das Achtelfinale im ETTU-Cup siegreich zu überstehen.
Ein Rückspiel gibt es nicht, folglich muss man drei Tage vor Heiligabend bei Istres Tennis de Table hellwach sein und das Viertrunden-Match im „Europapokal“ irgendwie nach Hause bringen, damit das Team aus dem rheinischen Westerwald auch im neuen Jahr noch international im Geschäft ist. Denn die Schützlinge von Spielertrainer Tomas Pavelka wollen in diesem Wettbewerb richtig weit kommen und sich nicht mit der 4. Runde zufriedengeben.
Dreimal war der Traditionsverein aus dem Brexbachtal Europapokalsieger (1987, 1988, 2000) und einmal (1998) gewann man den ETTU-Cup. Zu gerne möchte man wieder einmal international ganz oben landen. Das Team hat Potenzial, konnte es aber in der Bundesliga noch nicht regelmäßig abrufen. Umso wichtiger wäre nun ein Erfolgserlebnis in Frankreich, das den Spielern Rückenwind verschaffen würde, der sich gewiss auch bei den richtungsweisenden TTBL-Partien im Januar – gegen Fulda-Maberzell und in Plüderhausen – positiv auswirken würde.
In Runde 3 hatten Andrej Gacina und Kollegen am 16. November vor heimischer Kulisse den spanischen Meister Cajasur Priego durch ein recht souverän herausgespieltes 3:1 ausgeschaltet. Wenn es gelingt, in Istres eine ähnliche Leistung abzurufen, ist der Einzug ins Viertelfinale durchaus realistisch. Dort bekommen die Sieger der 4. Runde die Gruppendritten der Champions League zugelost und es ergeben sich attraktive Begegnungen, die von da an auch in Hin- und Rückspielen ausgetragen werden.
Den Kader der Franzosen, die in Runde drei den ukrainischen Meister Domotekhnika-Nord auswärts souverän besiegt hatten (3:0), sollte man keinesfalls unterschätzen. Führungsspieler ist mit Christophe Legout eine französische Tischtennis-Ikone. Der Routinier ist immer noch gefährlich und weiß zudem seine Mitspieler gut zu motivieren. Seine allerbesten Zeiten hatte Legout vor gut einem Jahrzehnt – 2001 stand er monatelang unter den TOP 20 der Welt. Heute wird der 39-jährige Linkshänder im internationalen Ranking noch an Position 112 notiert.
Und da gibt es noch den Chinesen Chen Jian im Team, zuletzt im April 2012 in der Weltrangliste als Nummer 218 geführt. Das will aber gar nichts heißen. Chen ist mit Sicherheit ebenso stark wie Legout. In der 3. Runde besiegte er die international erfahrene Nummer eins der Ukrainer Didukh in vier Sätzen. Das Team komplettiert der junge Franzose Antoine Hachard, aktuelle Nummer 272 der Welt. Dem Kader des TTC-Gegners gehören ferner die international kaum bekannten Franzosen Stéphane Lebrun, Alexandre Gebleux und Eric Masson an.
Grenzaus Präsident Manfred Gstettner glaubt an seine Truppe: „Es wird kein leichtes Spiel für uns. Vom spielerischen Potenzial her ist unser Team aber favorisiert. Wir wollen auch im neuen Jahr im europäischen Pokal noch kräftig mitmischen.“