In der letzten Saison der 2. Bundesligen im alten Sechsermannschafts-System ist gerade die Nordgruppe derart stark – siehe etwa die Auftritte Velberts im deutschen Pokalwettbewerb -, dass schon ein kleines Manko ausreicht, um bis zum Hals in Problemen zu stecken. Und ein solches hat die Berliner Hertha aufzuweisen, nämlich nur fünf statt sechs zweitligataugliche Spieler. Und deshalb hat sie das gesamte Feld vor sich und trägt die rote Laterne spazieren.
3:15 Punkte nach der ersten Saisonhälfte mit drei Zählern Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Sollte sich der Traditionsklub mit dem großen Namen tatsächlich aus dem Unterhaus des deutschen Tischtennissports verabschieden müssen?
Das wäre bitter, da die Herthaner eigentlich kaum schwächer sind als der Ligadurchschnitt. Nur gibt es praktisch keinen Sechser, da der letztjährige Tabellensechste auf dem Transfermarkt nicht zuschlagen konnte als die Würfel fielen, da der Abstieg der Bundesligafußballer zeitweilig alles bei der „alten Dame“ zum Stillstand gebracht hatte.
In diesem Sinne hatte sich der 1. Vorsitzende Gerd Welker schon vor der Saison höchst zurückhaltend geäußert und unterstrichen, dass man lediglich nicht absteigen wolle. Das war äußerst realistisch betrachtet, wie die erste Saisonhälfte eindeutig gezeigt hat.
Es begann mit dem 8:8 gegen Altena – kein überragender Saisonauftakt aber immerhin schon mal ein Punktgewinn. Dass danach nur noch zwei Zähler folgen würden durch den wirklich imponierenden 9:4-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund am sechsten Spieltag war zu Saisonbeginn noch nicht abzusehen. Allerdings blieb das Pech den Hauptstädtern über weite Strecken der ersten Serie treu. So war bei den 7:9-Niederlagen bei den starken Kontrahenten Jülich und Velbert ebenso deutlich mehr drin wie beim 6:9 in Borsum. Aber wie heißt es so schön: Erst hatte man kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.
Miroslav Bindatsch erledigte als Einser seine Aufgaben sehr ordentlich (11:7). Der Nummer zwei, Sebastian Borchardt (Foto), gelang dies nicht (5:13), was aber nicht bedeutet, dass er nicht ein Paarkreuz tiefer deutlich positiv hätte spielen können. Seine Zweitliga-Tauglichkeit steht außer Frage. In der Mitte lief es ganz passabel, jedenfalls besser als bei einem potenziellen Absteiger üblich (Andy Römhild 8:9, Sven Kath 7:8). Das 7:7 des jungen Martin Bindac an Brett fünf war zudem absolut einwandfrei – doch dann kam eben nichts mehr. Keiner der fünf an der sechsten Position eingesetzten Spieler konnte auch nur ein Erfolgserlebnis feiern. Und mit fünf Mann gerät man in einer so brutal starken Liga eben schnell ins Hintertreffen. Immerhin ist das Einser-Doppel Kath / Römhild (8:4) gewiss nicht schwach, während Bindac / Borchardt (3:5) unter ihren Möglichkeiten blieben.
Gerd Welker denkt nicht daran, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen: „Hertha BSC wird kämpfen und das Glück muss helfen. Wir haben noch viele Heimspiele. Die Mannschaft weiß, worum es geht, und von Spiel zu Spiel werden wir kämpfen, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.“
Doch nun gibt es kein „mal schauen“ oder „vielleicht“ mehr, es zählen nur noch Siege, egal wie der Gegner heißt, will man sich noch aus dem Schlamassel ziehen. Der Rückrundenauftakt am übernächsten Wochenende mit zwei mega-wichtigen Partien wird bereits weichenstellend sein. Wenn das Heimspiel gegen die starken Kölner (12.01.) und das Auswärtsspiel tags darauf beim Neunten Altena in die Hose gehen, muss man den Hauptstädtern wohl vorzeitig zurufen: Sag zum Abschied leise Servus …