Die Reserve des Westerwälder Erstligisten ist am Sonntagnachmittag einen beträchtlichen Makel losgeworden. Im zehnten Anlauf gelang dem Schlusslicht der Südgruppe der 2. Bundesliga endlich der erste Saisonsieg. Zum Rückrundenauftakt gewann die Truppe aus dem Rheinland das Kellerduell beim Tabellenvorletzten 1. FC Saarbrücken II mit 9:5.
Betrachtet man allerdings die Aufstellung der Grenzauer, verwundert das Ergebnis nicht. Man war mit neun Spielern angereist, um die bestmögliche Mannschaft ins Rennen zu schicken – in der Vorrunde hatte man nur selten das Privileg, überhaupt sechs spielfähige Akteure an den Tisch schicken zu können und musste immer wieder auf Spieler zurückgreifen, die verletzungsbedingt abschenken mussten. Angeführt wurde das gestrige Grenzauer Aufgebot an der Saar von keinem Geringeren als Ruwen Filus.
Als der Grenzauer Tross die Multifunktionshalle in der Hermann-Neuberger-Sportschule betrat, war den meisten der nur 15 Zuschauer – ein Jammer und nicht zu begreifen angesichts des tollen Sports, der im „Unterhaus“ geboten wird! – klar, dass es für den heimischen Klub schwer werden würde, etwas zu reißen. Immerhin schaffte es ein hoch motivierter 1.FCS, vier volle Stunden dagegenzuhalten. Am Sieg der Westerwälder, die ständig in Front lagen, gab es letztlich jedoch nichts zu rütteln.
Beim Gast war an Position eins mit Filus (Weltranglistenposition 67) die aktuelle deutsche Nummer sieben aufgeboten worden – der TTBL-Spieler ist in der „Zweiten“ gemeldet, wird sich demnächst aber oben festspielen.
Doch nicht nur der blonde Defensivkünstler war mit an Bord, sondern auch der Ekuadorianer Alberto Mino, der nun endlich seine Aufenthaltsgenehmigung in der Tasche hat. Weil die Nummer 346 der Weltrangliste und Nummer eins seines Landes Position zwei besetzte, konnte der hagere, hochgewachsene Spanier Alvaro Robles, in der Hinserie ständig im vorderen Paarkreuz eingesetzt (8:8-Bilanz), in der Mitte spielen, wo er sich im Übrigen sogar eine Niederlage gegen den auf Saarbrücker Seite überragenden Ex-Jülicher Julien Indeherberg leisten konnte.
Dennis Müller, der in der Vorrunde verletzungsbedingt alle Matches, in denen er die Box betrat, abschenken musste, konnte auch wieder mitmischen. Allerdings ging er noch leer aus und unterlag in der Mitte sowohl Indeherberg als auch Philipp Mostowys – beide Male in fünf Sätzen. Auch im Doppel an der Seite von Marian Schug konnte der designierte Führungsspieler der Brexbachtaler, dessen Trainingsrückstand noch erkennbar war, noch nichts bewegen (2:3 gegen Mostowys/Cipu).
Besser machten es da die Kombinationen Filus/Semenov (3:2 gegen die Belgier Vanrossomme/Indeherberg) und Mino/Robles (3:0 gegen Nuytinck/Naumann). Vorne musste Mino zunächst ein glattes 0:3 gegen den auf Saarbrücker Seite einmal mehr überzeugenden Cedric Nuytinck hinnehmen, während Filus erwartungsgemäß gegen dessen Landsmann Emilien Vanrossomme wenig Mühe hatte (11:5, 11:4, 11:8). Indeherberg konnte gegen Müller ausgleichen, doch dann zog Grenzau auf 6:3 davon durch Siege von Robles gegen Philipp Mostowys (3:0), des gerade 15 gewordenen Russen Andrey Semenov gegen Pascal Naumann (3:0) sowie des 20-jährigen 1,90-Meter-Mannes Pierre Alexander Burger gegen Defensivspieler Andreas Cipu (3:1).
Das vordere Paarkreuz legte nach, wobei Filus gegen Linkshänder Nuytinck beim 3:1 einigen Widerstand zu brechen hatte und Minos 3:1 gegen Vanrossomme (11:13, 11:4, 13:11, 11:9) auch nicht gerade im Schongang erzielt wurde.
Bei 8:3 schien die Messe gelesen, doch die Truppe von der Saar bäumte sich noch einmal auf und zeigte Charakter. Indeherberg glänzte beim 3:1 gegen Robles und Mostowys besiegte Müller mit 11:9 im Entscheidungsdurchgang.
Doch dann wurde es Pierre Alexander Burger – in der Hinrunde mit einer 0:12-Bilanz noch ohne jegliches Erfolgserlebnis – zu bunt, der gegen Naumann aus einem 0:2-Satzrückstand noch einen 3:2-Sieg machte und den Gast aus dem rheinischen Westerwald nach exakt 240 Minuten den ersten Saisonsieg bejubeln ließ.
Es war eine absolut konkurrenzfähige Grenzauer Mannschaft, die in der gestrigen Besetzung keine Mühe hätte, in der Liga eine ordentliche Rolle zu spielen und an guten Tagen auch für die Teams aus der oberen Tabellenhälfte gefährlich werden könnte. Nur bleibt abzuwarten, wie es demnächst ohne Ruwen Filus aussehen wird.
Am Tabellenstand hat sich zwar einstweilen nichts geändert, doch sind die beiden Kellerkinder nunmehr punktgleich – Saarbrücken hat nur noch aufgrund der besseren Spieledifferenz die Nase vorne. Ob die Grenzauer Aufholjagd noch gelingen kann? Immerhin beträgt der Rückstand auf den Tabellenachten Mainz 05 seit gestern nur noch ganze zwei Pluspunkte. Doch das gilt auch für die Saarländer, für die ebenfalls noch kein Grund besteht, die Flinte ins Korn zu werfen.
Grenzaus Sportlicher Leiter Frank Knopf macht deutlich, dass es sich beim Zweitliga-Saisondebüt des DTTB-Nationalspielers Filus um eine einmalige Sache gehandelt haben dürfte: „Ruwen können wir vermutlich nicht mehr einsetzen, da die erste Mannschaft am kommenden Wochenende zeitgleich spielt und wir danach sechs Wochen kein Spiel mehr haben. Ruwen wird sich dann oben festgespielt haben.“ Immerhin hat sich die Personalsituation merklich entspannt: „Das Problem Mino ist gelöst, er kann bis auf das letzte Spiel gegen Mainz alle mitmachen. Bei Dennis Müller geht es nach seiner langen Verletzungspause wieder aufwärts. Allerdings ist Jan Georg Wengel weiterhin verletzt.“
Zufrieden war Knopf mit Grenzaus „Nesthäkchen“: „Unser 15-jähriger Spieler Semenov ist gut aus der Winterpause gekommen, hat er doch gestern ein Doppel und ein Einzel gewonnen und im zweiten, das nicht mehr gezählt hat, lag er gut im Rennen.“ Knopf bleibt Realist und weiß, dass noch ein steiniger Weg vor dem Westerwälder Talentschuppen liegt: „Nun muss man einfach mal sehen, wie es mit Mino und Müller in der Rückrunde läuft.“
Ergebnisse 1. FC Saarbrücken TT II – TTC Zugbrücke Grenzau II
Emilien Vanrossomme/Julien Indeherberg – Ruwen Filus/Andrey Semenov 12:10 6:11 11:7 8:11 8:11 = 2:3
Cedric Nuytinck/Pascal Naumann – Alberto Mino/Alvaro Robles 7:11 7:11 8:11 = 0:3
Philipp Mostowys/Andreas Cipu – Dennis Müller/Marian Schug 11:7 12:10 9:11 7:11 12:10 = 3:2
Cedric Nuytinck – Alberto Mino 11:3 11:6 11:8 = 3:0
Emilien Vanrossomme – Ruwen Filus 5:11 4:11 8:11 = 0:3
Julien Indeherberg – Dennis Müller 11:7 18:16 6:11 9:11 11:4 = 3:2
Philipp Mostowys – Alvaro Robles 10:12 1:11 8:11 = 0:3
Pascal Naumann – Andrey Semenov 6:11 6:11 11:13 = 0:3
Andreas Cipu – Pierre Alexander Burger 6:11 11:3 5:11 9:11 = 1:3
Cedric Nuytinck – Ruwen Filus 4:11 11:8 8:11 13:15 = 1:3
Emilien Vanrossomme – Alberto Mino 13:11 4:11 11:13 9:11 = 1:3
Julien Indeherberg – Alvaro Robles 9:11 11:8 14:12 11:8 = 3:1
Philipp Mostowys – Dennis Müller 9:11 11:6 11:9 8:11 11:9 = 3:2
Pascal Naumann – Pierre Alexander Burger 11:7 11:9 6:11 9:11 7:11 = 2:3