Mo, 2. Dezember 2024
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ECL HERREN: 1:3 in Biberach: Ochsenhausen kann Orenburg nicht in die Knie zwingen

Gut drei Stunden stemmte sich die Mannschaft von TTF Liebherr Ochsenhausen im ECL-Viertelfinalhinspiel gegen Titelverteidiger Fakel Gazproma Orenburg gegen die drohende Niederlage und lieferte den Russen über weite Strecken ein Gefecht auf Augenhöhe. Es war ein Schlagabtausch auf ganz hohem Niveau vor knapp 1.000 Zuschauern in der Biberacher BSZ-Sporthalle, an dessen Ende Ovtcharov & Co. einen 3:1-Sieg bejubeln durften.

Es begann mit einem tollen Match zwischen Ex-Olympiasieger Ryu Seung Min und Tischtennislegende Vladimir Samsonov, der aktuellen Nummer zwölf der Welt. Ryu musste gegen den hochgewachsenen Weißrussen bis zur Erschöpfung kämpfen, der die Bälle geschickt verteilte und den Koreaner immer wieder laufen ließ.

Doch der TTF-Einser glänzte mit einem unbändigen Siegeswillen. Nach 1:2-Satzrückstand riss er das Ruder noch herum, entschied den engen vierten Satz zu seinen Gunsten und gab Samsonov im Entscheidungsdurchgang das Nachsehen.

Optimal wäre es gewesen, nachzulegen und das 2:0 folgen zu lassen, um den Favoriten zu verunsichern – doch es misslang, wenn auch knapp. Kirill Skachkov konnte zwar Dimitrij Ovtcharov in den Entscheidungssatz zwingen, doch wie bereits drei Wochen zuvor beim Energis Masters Cup (zwei 2:3-Niederlagen) unterlag der Russe dem Weltranglistenachten dennoch. Dabei ließ sich Skachkov zu Anfang des fünften Satzes auf eine unnötige Diskussion um einen mutmaßlichen Netzaufschlag ein und war danach völlig aus dem Rhythmus, während Ovtcharov hoch konzentriert sein Ding durchzog.

1:1 zur Pause, noch war alles drin. Doch dazu musste Tiago Apolonia (WRL 35) den 35-jährigen Russen Alexey Smirnov (WRL 47) bezwingen, der einst selbst bei den TTF unter Vertrag stand und in Ochsenhausen an zwei deutschen Meistertiteln und zwei nationalen Pokalsiegen beteiligt war. An sich schien die Aufgabe lösbar, doch präsentierte sich Smirnov in Topform und gestattete dem TTF-Portugiesen lediglich im dritten Satz, sich aus der Umklammerung zu lösen. Zuvor hatte Smirnov Durchgang zwei hauchdünn mit 13:11 gewonnen. Im vierten Satz war es dann aber wieder deutlich, somit war der Sieg des Orenburgers zum 2:1 für das Gästeteam verdient.

Nun würde es ganz schwer werden – das war allen Ochsenhausenern bewusst. Doch als Ryu im Duell der Spitzenspieler Ovtcharov den ersten Satz abgeknöpft hatte (11:8), wuchsen die Hoffnungen, dass es zum fünften, alles entscheidenden Match zwischen Skachkov und Samsonov kommen würde. Doch der Deutsche im Dress von Orenburg egalisierte und hatte in den Sätzen drei und vier, die mit 14:12 und 11:9 an ihn gingen, einen Tick mehr Glück als der erneut aufopferungsvoll kämpfende Olympiasieger von 2004.

Die Entscheidung war gefallen, alle sechs Akteure hatten großartiges Tischtennis gezeigt und den Fans einen tollen Tischtennisnachmittag geboten.

Die Chancen für den aktuellen Bundesligazweiten, ins Halbfinale der europäischen Königsklasse einzuziehen, sind nur noch gering. Allerdings ist das Satzverhältnis von 7:11 noch relativ passabel, so dass ein 3:1-Erfolg im Rückspiel reichen könnte. Aber in Orenburg mit 3:1 oder 3:0 zu gewinnen, das gelang in den letzten Jahren keiner europäischen Vereinsmannschaft. Die zweite Begegnung findet bereits am kommenden Freitag statt (13:20 Uhr MEZ).

Kristijan Pejinovic war zwar traurig über das Ergebnis, zeigte sich jedoch sehr angetan von den Darbietungen beider Mannschaften: „Es war ein phänomenales Spiel, Tischtennis vom Feinsten, ein wahnsinniger Schlagabtausch, bei dem beide Teams bis am Limit gehen mussten. Nur leider hat es für uns nicht zu einem besseren Abschneiden gegen diese Übermannschaft gereicht.“ Der Ochsenhausener Präsident erlebte den Verlauf des packenden Spiels so: „Unsere Aufstellung war richtig, wir haben den Gegner gleich in Bedrängnis gebracht. Ryu hat gegen Samsonov toll gespielt und alles gegeben. Es gab fantastische Ball-Rallyes. Ryu musste ein wahnsinniges Laufpensum absolvieren, um „Vladi“ zu schlagen. Kirill hat gegen Ovtcharov ebenfalls auf starkem Niveau gespielt. „Dima“ hat hinterher selbst gesagt, dass Kirill für ihn ein gleichwertiger Gegner war. Bei 2:0 für uns hätte ich sehen wollen, wie es weitergegangen wäre. Alles war hauchdünn bis auf das Spiel Apolonia vs. Smirnov, der bärenstark gespielt hat und altes Können aufblitzen ließ. Gegen Ovtcharov hat Ryu dann nochmal alles versucht und auf Augenhöhe gespielt, doch es hat nicht gereicht. Nach dem Spiel war Ryu dann völlig fertig und platt. Er hatte alles hineingeworfen, was möglich war.“

Pejinovic macht sich keine Illusionen: „Im Rückspiel müsste schon ein kleines Wunder geschehen, wir müssten sie oben gleich wieder packen und dann nachlegen. Und dazu bräuchten wir auch mal das Glück auf unserer Seite. Wir fahren jedenfalls nach Russland, um dort nochmal alles zu versuchen. Unsere Chancen würde ich nun noch mit 30:70 beziffern.“

Orenburgs Trainer Valerij Salabaev räumte ein: „Es war ein sehr glückliches 3:1 für uns.“

 

Ergebnisse Ochsenhausen vs. Orenburg 

Ryu Seung Min – Vladimir Samsonov 3:2 (9:11, 11:6, 2:11, 13:11, 11:7)

Kirill Skachkov – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (10:12, 11:9, 7:11, 11:7, 4:11)

Tiago Apolonia – Alexey Smirnov 1:3 (4:11, 11:13, 11:9, 5:11)

Ryu Seung Min – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (11:8, 5:11, 12:14, 9:11)

 

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