Es ist das absolute Schlagerspiel der Tischtennis-Bundesliga, das Duell der Giganten. Wenn am kommenden Sonntag um 15 Uhr der Tabellenzweite TTF Liebherr Ochsenhausen (16:6 Punkte, 28:16 Spiele) den Spitzenreiter und Rekordmeister Borussia Düsseldorf (18:4, 29:15) in der Biberacher BSZ-Sporthalle empfängt, jenen Klub, der bereits 60 nationale und internationale Titel errungen hat, ist es das Aufeinandertreffen zweier Hochkaräter des Mannschaftstischtennis, aber auch ein Stelldichein der Weltklassespieler, die beide Teams in gehäufter Form im Kader haben. Und es könnte zu einer Generalprobe werden, falls es beiden Mannschaften gelingt, ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 2. Juni in der Frankfurter Fraport-Arena einzuziehen, was nicht wenige für sehr gut möglich halten.
Schon häufig standen sich die beiden Erzrivalen gegenüber – und nicht selten gab es enge, dramatische Partien, aus denen manches Mal auch die Oberschwaben als Sieger hervorgingen, wie zuletzt in beiden Bundesliga-Duellen der Saison 2011/12.
Der Titelverteidiger und ETTU-Cup-Sieger ist das Aushängeschild der Liga und diese Saison erneut Titelfavorit Nummer eins. Derzeit führt Düsseldorf die Bundesligatabelle mit zwei Zählern Vorsprung vor den Ochsenhausenern an. Zudem rechnet man sich gute Chancen in der Champions-League aus, Titelverteidiger Orenburg in einem möglichen Finale zu stürzen.
Alles steht und fällt natürlich mit Timo Boll (aktuelle TTBL-Bilanz: 9:1), der beinahe schon traditionell gegen Ochsenhausen zum Einsatz kommt. Allerdings ist nicht nur der aktuelle Weltranglistenfünfte und amtierende Europameister, der am Sonntag im Finale um die Deutsche Einzel-Meisterschaft 2013 in Bamberg überraschend vom krassen Außenseiter Steffen Mengel besiegt wurde, schwer zu schlagen. Auch die DTTB-Nationalspieler Christian Süß (WRL 40 / TTBL 10:7) und Patrick Baum, Vize-Europameister 2010 und 2011 (WRL 32 / TTBL 9:7), zählen zu den Top-Akteuren der Borussia und sind national wie international echte Größen. Der 21-jährige Ricardo Walther (WRL 186 / TTBL 4:2), vom Zweitligisten Jülich gekommen, komplettiert das nur aus Deutschen bestehende Düsseldorfer Team.
Die Ochsenhausener sind gewiss nicht chancenlos, dennoch muss alles passen, um dem Topfavoriten ein Bein zu stellen. Um ein Haar wäre das bereits im Hinspiel in der „Höhle des Löwen“ geglückt.
Am 28. Oktober hatten Apolonia und Kollegen dem Meister im ausverkauften ARAG CenterCourt einen heißen Tanz bereitet und drei Stunden dagegengehalten, um am Ende unglücklich mit 2:3 den Kürzeren zu ziehen. Dabei hatte man damals sogar ohne die Nummer eins Ryu Seung Min auskommen müssen. Dieser wurde von Youngster Liam Pitchford bestens vertreten, der Patrick Baum keine Chance ließ. Da auch Kirill Skachkov gegen Christian Süß klar gewann, führten die Oberschwaben zwischenzeitlich mit 2:1, schafften es gegen Boll & Co. jedoch nicht, den Sack endgültig zuzumachen.
Der Start der Ochsenhausener in die Bundesliga-Rückrunde war makellos – vier Spiele, vier klare Siege, drei davon mit 3:0. Und das gegen Gegner wie Saarbrücken, Bremen und Fulda. Nun will man auch dem Boll-Klub demonstrieren, dass man ein Widersacher auf Augenhöhe ist, gegen den es am Ende ganz, ganz eng werden könnte.
Die Play-offs sind so gut wie gebucht. Dort soll man hin, dort will man hin, dort muss man hin. Und man möchte sich nicht als Vierter gerade so „hineinmogeln“, sondern mindestens als Tabellenzweiter in die Meisterschaftsendrunde einziehen. Und steht man erst einmal im Halbfinale, will man natürlich ins Endspiel. Da wäre dann wohl alles möglich. Doch erst einmal möchte man am Sonntag gegen den großen Titelfavoriten ein eindeutiges Zeichen setzen.
TTF Liebherr Ochsenhausen bietet – wie immer – den Olympiasieger von Athen 2004, Ryu Seung Min (Weltrangliste Platz 20, TTBL-Bilanz 12:2), Tiago Apolonia (WRL 43 / TTBL 9:8), Kirill Skachkov (WRL 46 / TTBL 9:4) und den frischgebackenen englischen Meister Liam Pitchford (WRL 124 / TTBL 1:2) auf, die auf die Revanche für das Hinspiel brennen.
Das vom Personaldienstleister Orizon, der auch eine Niederlassung in Biberach besitzt, präsentierte Spitzenspiel könnte aufregend werden – Spannung und Vorfreude sind jedenfalls groß.
Kristijan Pejinovic sagt vor dem Bundesliga-Knaller: „Ochsenhausen vs. Düsseldorf ist wie jedes Jahr ein Highlight und in diesem Jahr bedeutet es Zweiter gegen den Ersten der TTBL.“ Der Ochsenhausener Präsident will jetzt noch nicht über die Endphase der Saison nachdenken, auch wenn es sich schwer ausschalten lässt: „Wir reden noch nicht von Finals – im Sport ist alles möglich und noch sind ein paar Spiele zu absolvieren. Dennoch ist es in den meisten Köpfen der Fans, Zuschauer, Medien und Partner so gefestigt.“ Die Hoffnung auf einen TTF-Sieg im Spitzenspiel hält Pejinovic für realistisch: „Vor heimischer Kulisse ist es immer besser aufzuschlagen. Wir brauchen die beste Unterstützung unserer Fans, um das Highlight noch zu krönen. Die Chancen sind gut und wir freuen uns auf diesen Klassiker der Tischtennis-Szene.“