Eine ganz bittere Niederlage musste Borussia Düsseldorf am Freitagabend im Halbfinalhinspiel der europäischen Königsklasse hinnehmen.
Der Titelmitfavorit aus dem Rheinland ging – trotz Bestbesetzung – im Hexenkessel von Chartres mit 1:3 unter. Da auch das Satzverhältnis von 5:11 nicht gerade günstig ist, muss man das Ausscheiden und somit das Verfehlen eines wichtigen Saisonziels einkalkulieren.
Allerdings soll man nie vorzeitig resignieren. Im Rückspiel am 22. März könnte immer noch der große Wurf gelingen – dazu wäre wahrscheinlich ein glattes 3:0 nötig. Doch einstweilen steht man mit dem Rücken zur Wand und braucht nun eine sensationelle Leistung, um die Geschichte noch zu einem guten Ende zu bringen. In der mäßigen Form des Hinspiels ist daran allerdings nicht zu denken.
Patrick Baum bekam im Auftaktmatch gegen den Weltranglistenvierzehnten Gao Ning kein Bein auf den Boden und musste eine Dreisatzniederlage hinnehmen, was den Druck auf das Team natürlich frühzeitig erhöhte.
Auch Timo Boll hatte an seinem 32. Geburtstag heftig zu kämpfen, um sich gegen Robert Gardos zu behaupten. Beim Satzstand von 1:2 und einem 2:5-Rückstand nahm der Weltranglistenfünfte eine Auszeit und kam danach besser in Tritt. Ein frühes 0:2 aus Sicht des letztjährigen ETTU-Cup-Siegers war somit abgewendet.
Doch es wurde nicht wirklich besser. Christian Süß musste erfahren, weshalb der Ex-Ochsenhausener Pär Gerell im aktuellen Wettbewerb eine 6:1-Bilanz vorweisen konnte. Zwar sah „Krille“ in offenen Ballwechseln gegen den signifikant verbesserten Schweden nicht schlecht aus, mit den Aufschlägen des Linkshänders stand er jedoch bis zum Schluss auf Kriegsfuß. Wenigstens waren Süß zwei gewonnene Sätze vergönnt, zum Sieg reichte es jedoch nicht.
Nun ruhten die Borussia-Hoffnungen natürlich auf dem Geburtstagskind, doch auch das war gegen Gao Ning diesmal überfordert. Ausgerechnet im siebten Aufeinandertreffen kassierte Boll seine erste Niederlage gegen den Mann aus Singapur, der ihm sonst immer recht gut gelegen hatte. Nicht einmal zu einem Satzgewinn reichte es für den Odenwälder, der sich im dritten Durchgang beim Stand von 9:9 einen womöglich folgenschweren Fehlaufschlag leistete – nur ein gewonnener Satz mehr hätte die Ausgangslage für den 22. März schon merklich verbessert.
Borussia-Manager Andreas Preuß zeigte sich ernüchtert: „Wir sind so gut wie ausgeschieden. Ich gebe uns noch eine Chance von vielleicht 5 Prozent.“ Nicht nur vom Ergebnis war Preuß enttäuscht: „Ich habe keine Mannschaft gesehen, die sich hier bis zum Umfallen gewehrt hat und das Spiel unbedingt noch umbiegen wollte.“ Der Manager des Rekordmeisters ergänzte: „Chartres ist eine starke Mannschaft. Wir hatten unsere Probleme mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit und insgesamt widrigen Bedingungen. Aber das kann keine Ausrede sein.“
Ergebnisse Chartres vs. Düsseldorf
Gao Ning – Patrick Baum 3:0 (11:3, 12:10, 11:6)
Robert Gardos – Timo Boll 2:3 (6:11, 11:9, 11:5, 9:11, 6:11)
Pär Gerell – Christian Süß 3:2 (11:8, 11:8, 8:11, 4:11, 11:7)
Gao Ning – Timo Boll 3:0 (11:9, 11:7, 11:9)
Titelverteidiger Fakel Gazproma Orenburg ließ indes in Frankreich rein gar nichts anbrennen und wies Gastgeber AS Pontoise Cergy mit 3:0 gnadenlos in die Schranken (Wang vs. Samsonov 1:3, Freitas vs. Ovtcharov 0:3; Franz vs. Smirnov 2:3). Der Einzug der Russen ins Finale steht damit bereits so gut wie fest.