Es war das absolute Kellerduell der Damen-Bundesliga, die Partie des Vorletzten LTTV Leutzscher Füchse 1990 gegen Schlusslicht NSC Watzenborn-Steinberg. Vor der Partie hatten die Sächsinnen zwei Pluspunkte auf dem Konto, die aus dem 6:3-Sieg im Hinspiel resultierten, während die Damen aus Mittelhessen mit null Zählern angereist waren.
Doch dass es so deutlich werden würde, hätte wohl keiner der 200 Fans in der ausverkauften Halle vorher gedacht. Keine eindreiviertel Stunden inklusive Pause dauerte das einseitige Vergnügen, dann hatten die „Füchse“ den Rivalen, der ganze fünf Sätze mit nach Hause nehmen durfte, nach Strich und Faden verprügelt.
Manches Match war zwar umkämpft, die Gastgeberinnen konnten aber stets die zum Sieg erforderlichen Prozente, jenen entscheidenden Tick mehr also, aus sich herauskitzeln. Sie zeigten das Sieger-Gen, das der Gästemannschaft einfach fehlte.
Auch wenn es faktisch nur darum ging, die Runde nicht mit der roten Laterne zu beenden – beide Klubs haben sich auch 2013/14 für das Oberhaus beworben und dürften Erstligisten bleiben –, war doch richtig Feuer in der Partie, besonders seitens der Gastgeberinnen, die sich eine Menge vorgenommen hatten. Sie wollten den ersten Heimsieg der Vereinsgeschichte im Oberhaus und zudem den sportlichen Klassenerhalt in trockene Tücher packen, also nicht von der Gunst Dritter abhängig sein – sprich den Rückzügen von Kroppach und Saarlouis-Fraulautern. Das wollten die Hessinnen natürlich auch, doch ihnen fehlte das Feuer der Heimmannschaft, die von den Zuschauern frenetisch angefeuert wurde.
Natürlich kamen die „Füchse“ auch durch die zwei gewonnenen Doppel gleich optimal in die Partie hinein – Renner/Do Thi besiegten Gürz/Dömges 3:0 und Shavyrina/Mühlbach ihre Gegnerinnen Czajkowski/Apel 3:1. LTTV-Spitzenspielerin Marina Shavyrina, zuvor mit einer 3:15-Bilanz notiert, biss sich in das enge Match gegen Inka Dömes (0:17) hinein und legte nach zum 3:0. Der vierte Satz, der mit 20:18 an Shavyrina ging, war irgendwie sinnbildlich für die gesamte Partie.
Nun war es für Watzenborn natürlich ganz schwer, während es für die „Fähen“ allmählich zum Selbstläufer wurde. Kathrin Mühlbach sorgte gegen Angelina Gürz in einem ebenfalls umkämpften Match für das 4:0, während Linda Renner gegen Christine Apel im einzigen Fünfsatz-Spiel des Tages den nächsten Punkt beisteuerte. Die 18-jährige Huong Do Thi durfte dann das schöne Gefühl genießen, lautstark unterstützt von den begeisterten Fans im Leipziger Hexenkessel den Schlussakkord zu setzen. Ihr 3:0 gegen Désirée Czajkowski besiegelte das zweite Erfolgserlebnis des Aufsteigers aus Sachsen in der laufenden Saison. Die Hessinnen müssen weiter auf ein solches warten, das sich in den letzten beiden Partien – gegen Essen und in Kroppach – wohl auch nicht einstellen dürfte.
Fazit: Auch ein Kellerduell – selbst wenn es so einseitig verläuft – kann reizvoll sein. Es müssen nicht immer die großen Namen und Weltklassespielerinnen sein, um attraktives, spannendes Damentischtennis zu bieten. Um die „Füchse“ muss man sich wenig Sorgen machen, sie zeigen Biss und werden ihren Weg weitergehen, zumal die Liga nächste Saison etwas schwächer werden und nur der ttc berlin eastside meilenweit entfernt sein dürfte.
Von Watzenborn-Steinberg, das zehn von 14 Begegnungen mit 0:6 verlor, möchte man indes in der kommenden Saison mehr sehen – das war diesmal noch entschieden zu brav und bieder. Dazu fehlt natürlich auch eine echte Führungsspielerin, die Erstligaformat besitzt und die Kolleginnen mitreißen kann, die allesamt doch sehr zu kämpfen haben, um dieses hohe Niveau mitgehen zu können.
Stimmen zum Spiel
Huong Do Thi (Leutzscher Füchse): „Wenn uns jemand vorab gesagt hätte, ihr gewinnt 6:0, dann hätten wir sicher alle gelacht. Wir sind natürlich überglücklich und werden unseren Erfolg feiern und genießen.“
Markus Reiter (Trainer Watzenborn-Steinberg): „In der Höhe ist die Niederlage für uns ernüchternd, denn damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind einfach zu spät in den Kampfmodus gekommen. Wir sind gefrustet über diese bittere Nummer, aber wir werden auch wieder aufstehen.“
Ergebnisse Leutzscher Füchse – Watzenborn-Steinberg (6:0)
Linda Renner/Huong Do Thi – Angelina Gürz/Inka Dömges 3:0 (11:6, 11:8, 11:9)
Kathrin Mühbach/Marina Shavyrina – Désirée Czajkowski/Christine Apel 3:1 (7:11, 11:8, 11:4, 11:8)
Marina Shavyrina – Inka Dömges 3:1 (10:12, 11:9, 11:7, 20:18)
Kathrin Mühlbach – Angelina Gürz 3:1 (11:7, 11:8, 13:15, 12:10)
Linda Renner – Christine Apel 3:2 (5:11, 8:11, 11:3, 11:6, 11:8)
Huong Do Thi – Désirée Czajkowski 3:0 (11:8, 11:8, 11:9)