Es wird wohl eine Katastrophensaison für den „FC Bayern des deutschen Tischtennissports“. Vier Titel wollte man ins Rheinland holen – Champions League, European Super-Cup, Ligapokal und natürlich die Deutsche Meisterschaft. Nun, einer ist es geworden, nämlich der nationale Pokalsieg. Aber das war es dann wohl auch schon.
Ohne Christian Süß konnte man am Sonntagnachmittag dem gierigen Herausforderer Werder Bremen, der seine 800 Fans in ausverkaufter Halle in Begeisterungsstürme versetzte, nicht Paroli bieten und ging im Halbfinalhinspiel mit 0:3 bei 4:9 Sätzen ganz böse baden. Die Chance, das Ruder in 14 Tagen vor heimischer Kulisse herumzureißen, ist denkbar gering. Man bräuchte schon einen 3:0-Sieg mit überragendem Satzverhältnis – doch das ist unwahrscheinlich, zumal das Team einen Schwachpunkt hat. Youngster Ricardo Walther, ohne seine Entwicklung schlecht reden zu wollen, hat im Normalfall gegen keinen der drei besten Werder-Akteure eine echte Chance.
So deutet ganz Vieles darauf hin, dass am 2. Juni in der Frankfurter Fraport-Arena Bremen und Ochsenhausen die Titelvergabe 2012/13 unter sich ausmachen werden.
Als recht gewagt und nicht allzu glücklich erwies sich die Borussia-Taktik, Walther an Position zwei aufzustellen und gleich im ersten Match ins Rennen zu schicken. So konnte der Weltranglistensechste Chuang Chih-Yuan einen lockeren Sieg einfahren, der die Werderaner auf Betriebstemperatur brachte.
Timo Boll stand anschließen schon gehörig unter Druck und musste gegen Adrian Crisan unbedingt punkten, der bekanntermaßen nicht zu seinen Lieblingsgegnern zählt. Zwar rettete sich der Europameister gegen den überzeugend aufspielenden Rumänen noch in den Entscheidungssatz und führte zum Seitenwechsel mit 5:3, aber zum Sieg reichte es nicht.
Würde Patrick Baum das Blatt wenden können? Anfangs sah es gegen Constantin Cioti gar nicht danach aus, der zweite Werder-Rumäne brachte die ersten beiden Sätze ungefährdet nach Hause. Doch dann legte der Rheinhesse im Borussia-Dress den Schalter um, holte die nächsten beiden Sätze und schien bei 5:1-Führung im fünften Durchgang auf der Siegerstraße. Doch Cioti holte nach dem Seitenwechsel – frenetisch angefeuert von den Werder-Fans – Punkt um Punkt auf und gewann schließlich mit 11:9.
Nach einer Gesamtspieldauer von 126 Minuten lagen sich die Werderaner in den Armen und das Publikum tanzte.
Stimmen zum Spiel
Adrian Crisan: „Für diese Momente spielt man in einer Mannschaft, wie die Zuschauer mich unterstützt haben, war einfach unglaublich. Timo war in guter Form, aber bei mir hat alles gepasst. Ich habe immer an mich geglaubt, habe mich auf meine eigenen Stärken konzentriert. So konnte ich zum Schluss doch noch jubeln. Es ist vielleicht der größte Tag in meinem Sportlerleben.“
Constantin Cioti: „Als ich im fünften Satz 1:5 zurücklag, habe ich mich noch einmal gesammelt und mir vorgenommen, wie am Anfang zu spielen. Die Halle stand irgendwann Kopf, das habe ich gespürt und konnte so noch einmal richtig aufdrehen. In der Champions Leage habe ich noch 3:0 gegen Baum verloren, umso schöner dass es heute zu einem Sieg gereicht hat.“
Werder-Trainer Cristian Tamas: „Das 3:0 ist natürlich ein großer Schritt Richtung Finale, das haben sich die Jungs hart erarbeitet. Nicht nur spielerisch, auch der Kampfgeist war heute überragend. Alle Spieler haben in der gesamten Vorbereitung unglaublich konzentriert gearbeitet, das hat man heute gesehen.“
Werder-Teammanager Sascha Greber: „Das ist vielleicht der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Alle Spieler waren auf den Punkt topfit, wir haben ein unglaubliches Niveau gezeigt. Sensationell, auf welchem Niveau Adrian den guten Timo Boll besiegt hat. Das hat uns endgültig auf die Siegerstraße gebracht.“
Borussia-Trainer Danny Heister: „Ich bin sehr enttäuscht. Timo hat das Schlüsselspiel knapp verloren. Uns war vorher bereits klar, dass an diesem Match viel hängt. Und Patti ist am Ende mit dem Druck einfach nicht klargekommen. Er hat Cioti über weite Strecken dominiert. Für Ricardo ist es gegen Chuang einfach zu schwer.“
Borussia-Manager Andreas Preuß: „Wir haben hier heute verdient gegen starke Bremer verloren, die gekämpft und gebissen haben. Den Finaltermin am 2. Juni können wir jedenfalls aus dem Terminplan streichen.“
Ergebnisse SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf 3:0
Chuang Chih-Yuan – Ricardo Walther 3:0 (11:6, 11:6, 11:5)
Adrian Crisan – Timo Boll 3:2 (11:6, 9:11, 11:8, 8:11, 11:8)
Constantin Cioti – Patrick Baum 3:2 (11:7, 11:5, 7:11, 5:11, 11:9)
1.Play-off-Halbfinale: Sonntag, 21. April
1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3
SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf 3:0
2.Play-off-Halbfinale: Sonntag, 5. Mai
Borussia Düsseldorf – SV Werder Bremen (13:00 Uhr)
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT (15:00 Uhr)
Finale
So, 02. Juni 2013, Fraport-Arena, Frankfurt am Main
Alle Play-off-Partien werden live im TTBL-TV (http://www.ttbl.tv) gezeigt und sind dort im Anschluss auf Abruf verfügbar.
