Bei den 58. Tischtennis-Weltmeisterschaften im Palais Omnisports in Paris-Bercy ist die Qualifikation abgeschlossen, die bei den Herren in insgesamt 133 Gruppen gespielt wurde. Der einzige DTTB-Spieler, der sich hier beweisen musste, war Deutschlands amtierender Einzelmeister Steffen Mengel.
Der lange Siegerländer in Diensten Frickenhausens, der am Montag souverän seine Gruppe gewann, gab sich auch in der heutigen K.O.-Runde keine Blöße. Mengel zog durch ein 4:0 (11:6, 11:8, 11:9, 11:4) gegen Südamerika-Meister Felipe Olivares (Chile), der in der 2. Bundesliga für den FSV Mainz 05 aufschlägt, ohne größere Probleme ins Hauptfeld ein.
Doch dann ein mittlerer Schock: Die Glücksgöttin meinte es bei der Auslosung nicht gut mit dem Ex-Hanauer. Sein Gegner in der 1. Hauptrunde am Mittwoch ist kein Geringerer als Xu Xin. Mengel zeigte sich alles andere als begeistert: „Da bereitet man sich so lange vor, und dann kommt man ausgerechnet im ersten Einzel in der Hauptrunde gegen den an Nummer eins Gesetzten!“
Patrick Franziska wird in Topform agieren müssen, um die 2. Runde zu erreichen. Sein routinierter Gegner Liu Song (Argentinien) spielt recht unorthodox – immerhin ist er aber zu packen, was für Mengels Widersacher eher nicht gilt. Bastian Steger bekommt es indes mit dem Taiwanesen und ehemaligen Bundesligaspieler des TTV Gönnern Wu Chih-Chi (Weltrangliste 140) zu tun – eine durchaus lösbare Aufgabe, sofern der Saarbrücker in Normalform spielt. Patrick Baum trifft als Favorit auf Sloweniens Nummer zwei Sas Lasan (WRL 173).
Für die beiden Asse des DTTB, Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, sieht es auf dem Papier günstig aus. Boll trifft auf den 25 Jahre alten bosnischen Meister Admir Duranspahic (WRL 249), Ovtcharov misst sich mit dem Russen Viacheslav Burov (WRL 208). Unter normalen Umständen sollten wir beide in der 2. Hauptrunde wiedersehen, wo der Weltranglistenfünfte auf seinen künftigen Düsseldorfer Klubkollegen Kamal Sharath Achanta treffen könnte, während „Dima“ sich auf ein Duell mit Zoran Primorac einrichten kann.
Bei den Damen gibt es ein Defensivduell zwischen der favorisierten Irene Ivancan (WRL 56) und der Engländerin Joanna Parker (WRL 138). Doch Vorsicht: Abwehr gegen Abwehr – das unterliegt oft eigenen Gesetzen. Deutschlands Nummer eins, Wu Jiaduo (WRL 30), sollte gegen die Thailänderin Anisara Muangsuk (WRL 274) nichts anbrennen lassen. Favorisiert geht auch die Neu-Berlinerin Kristin Silbereisen (WRL 47) in ihr Erstrundenspiel. Ihre Gegnerin ist die Russin Maria Dolgikh (WRL 184). Petrissa Solja (WRL 54) bekommt es mit Ägyptens Nummer eins Dina Meshref (WRL 132) zu tun. Das sollte für die Linkshänderin aus der Pfalz eigentlich zu schaffen sein. Zhenqi Barthel (WRL 66) schließlich trifft auf die junge Südkoreanerin Jo Yujin, die auf der U21-Weltrangliste an Position 54 notiert ist. Auf dem Papier eine eher leichte Übung.
Doch wer weiß, manchmal kommt es anders als man denkt – und gerade in der 1. Hauptrunde einer WM liegen bei manchen Spielern die Nerven blank, wenn sie noch nicht richtig im Turnier drin sind und plötzlich darüber nachdenken, eventuell gleich zum Auftakt gegen einen Außenseiter scheitern zu können.
Spannend dürfte es am Mittwoch auch in sportpolitischer Hinsicht werden, wenn die Vollversammlung der ITTF zu entscheiden hat, ob Adham Sharara Präsident bleibt oder Herausforderer Stefano Bosi den Kanadier vom Thron stößt. Bosi hat im Vorfeld schwere Vorwürfe gegen Sharara erhoben und diesem unter anderen die Veruntreuung von Geldern des Weltverbandes in Höhe von 20 Millionen Dollar unterstellt, wogegen der amtierende Präsident juristisch vorgehen will. Der DTTB, dessen Präsident Thomas Weikert erneut für das Amt des Vizepräsidenten kandidiert, hat sich auf Shararas Seite gestellt und hat bekundet, die Vorwürfe für nicht stichhaltig zu halten. Es könnte sehr emotional zugehen am Mittwoch im Pariser Hotel Marriott. Die Gräben sind tief, zwischen einigen Protagonisten der beiden Lager herrscht inzwischen schon fast so etwas wie Hass.
Ergebnisse und Berichte zur WM in Paris auf der ITTF-Webseite