Jiangsu im Osten China war am Dienstag Schauplatz eines ganz besonderen Tischtennisturniers mit großem Medienecho. Dabei ging es – zumindest vordergründig – um die Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst da war beziehungsweise welches der beiden Systeme dem anderen überlegen sei, Penholder oder Shakehand.
Natürlich hängt dies von den Spielern ab, die mit den Arbeitsgeräten hantieren, und ihrer Tagesform. Dies war auch die Erkenntnis des kurzweiligen Abends von Jiangsu, bei dem die gute Laune der Beteiligten wie der Fans das eigentlich Wichtige war. Die Show war es, die zählte – und die war gelungen und perfekt inszeniert. Weltstars wie Ma Long und Ding Ning führten wortreich und geschmeidig durch das Event.
Überhaupt hat man die chinesischen Zelluloidkünstler selten so ausgelassen und beschwingt gesehen wie an diesem Abend. Kennt man die Stars aus dem Reich der Mitte sonst überwiegend hoch konzentriert und voll fokussiert, kamen Zhang Jike, Xu Xin, Wang Hao und Ma Lin diesmal allesamt richtig sympathisch rüber, als nette Typen von nebenan mit großen Fähigkeiten aber auch reichlich Humor.
Zwei deutsche Gaststars ließen sich gerne anstecken, nämlich die nach den China Open gleich im Land gebliebenen Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, die dort ja ohnehin nun in der Chinese Super League gefordert sind – Boll spielt für Jiangsu, Ovtcharov für Guangdong.
Und beim 5:3-Sieg der Penholder-Fraktion über die Shakehand-Asse – dem ersten überhaupt im dritten Vergleich – sorgten die beiden namhaften Deutschen für alle drei Shakehand-Siege des Abends. Gespielt wurde allerdings jeweils nur ein einziger Satz, den Boll gegen Xu Xin (11:6) und Ma Lin (11:7) und „Dima“ gegen Xu Xin (11:7) gewann. Gegen Wang Hao (5:11) unterlag Boll, dem auch Ovtcharov nach einem 10:12 zum Sieg gratulieren musste. Gar nichts beisteuern konnte ausgerechnet Zhang Jike, der gegen seine drei Penholder-Rivalen samt und sonders verlor.
Das System war durch und durch originell: Die Auslosung war zwar fix, jedoch durften die Asse nach Lust und Laune andere Akteure einwechseln, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. So kamen China-Open-Gewinner Ma Long, die Olympiafinalistinnen Ding Ning und Li Xiaoxia sowie Chinas Trainer-Ikone Liu Guoliang, gleichzeitig der Ideengeber des ungewöhnlichen Turniers, zum Einsatz.
Die zahlreichen chinesischen Tischtennisfans in der dicht besetzten Halle sahen Traumbälle, Galerie-Einlagen und serienweise Show-Effekte – und Millionen Menschen konnten das knapp zweistündige Event live verfolgen auf dem staatlichen Sport-TV-Kanal CCTV5.
Die kurzweilige Tischtennis-Show wird sicher ihre Fortsetzung finden. Ursprünglich war sie als Wohltätigkeitsturnier zu Gunsten der Erdbebenopfer in der Provinz Sichuan konzipiert und fand im Januar 2010 erstmalig statt. Damals setzte sich die Shakehand-Fraktion mit 3:1 durch. Im „Rückspiel“ anderthalb Jahre später in Shenyang gab es ein 3:2 für die „Shakehander“. Timo Boll war immer dabei, konnte aber in den ersten beiden Turnieren kein einziges Einzel gewinnen. Nun stellte er unter Beweis, dass er bestens für die Superliga-Saison gerüstet ist.
Ungünstig lief es allerdings für seinen Klub Jiangsu, der im ersten Saisonspiel gegen Bay Yi – mit einem überragenden Wang Hao – mit 1:3 den Kürzeren zog. Der Weltranglistenfünfte war zum Zuschauen verdammt. Auf seiner Facebook-Seite informiert uns der Linkshänder aus dem Odenwald, woran sein erster Einsatz scheiterte: „Die Taktik sah für mich die ehrenhafte Aufgabe vor, beim Stand von 2:2 gegen das größte chinesische Talent Fan Zhendong (16 Jahre alt) anzutreten.“ Doch dazu kam es nicht, da Bay Yi vorher den sprichwörtlichen Sack zumachte.
Ergebnisse von Jiangsu: Shakehand – Penholder 3:5
Zhang Jike – Ma Lin 8:11
Dimitrij Ovtcharov – Wang Hao 10:12
Timo Boll – Xu Xin 11:6
Zhang Jike – Wang Hao 8:11
Timo Boll – Ma Lin 11:7
Dimitrij Ovtcharov – Xu Xin 11:7
Timo Boll – Wang Hao 5:11
Zhang Jike – Xu Xin 5:11