Sa, 30. November 2024
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EM 2013: Dimitrij Ovtcharov ist Europameister, Shan Xiaona verliert Finalduell gegen Li Fen

Die 32. Tischtennis-Europameisterschaften in Schwechat vor den Toren Wiens sind beendet. Die alles dominierende Nation war Deutschland mit vier Goldmedaillen, zweimal Silber und zweimal Bronze – deutsche Rekordausbeute der 55-jährigen EM-Geschichte.

Dimitrij Ovtcharov ließ einen Timo Boll nicht vermissen und gewann den Herren-Titel souverän. Der Weltranglistensechste, der im Halbfinale Bastian Steger in sechs Sätzen bezwungen hatte, schlug im Finale seinen Orenburger Teamkollegen Vladimir Samsonov nahezu mühelos (11:4, 11:7, 12:10, 11:8). Der 37-jährige Weißrusse, aktuelle Nummer 15 des Weltklassements, stieß im Endspiel gegen den hoch konzentrierten Deutschen an seine Grenzen. „Vladis“ gutes Auge und tolles Ballgefühl reichten gegen diesen Kontrahenten nicht, der mühelos jedes Tempo mitgehen und dann in umkämpften Ballwechseln noch eine Schippe drauflegen konnte.

Der Damen-Titel ging – fast ist man geneigt ein „überraschend“ hinzuzufügen – nicht an den DTTB. Die Berliner Bundesligaspielerin Shan Xiaona hatte zunächst im Halbfinale ihre deutsche Teamkollegin Han Ying durch ein letztlich kaum gefährdetes 12:10, 11:5, 11:8, 7:11, 11:6 – das defensive Spielsystem von Han liegt Shan optimal – zu Bronze „verurteilt“.

Doch im Endspiel gegen die für Schweden startende Li Fen – letzte Saison noch beim TTSV Saarlouis-Fraulautern unter Vertrag und erfolgreichste Spielerin der Bundesliga – hatte die Gegnerin die besseren Lösungen und stabileren Nerven vorzuweisen. Die Shakehand-Akteurin behauptete sich gegen die Penholder-Spielerin in sechs Durchgängen mit 9:11, 11:4, 11:5, 10:12, 11:9 und 11:6 und wurde verdient Europameisterin.

Die Situation im europäischen Damen-Tischtennis ist nun einmal wie sie ist. Sämtliche Einzelmedaillen gingen an eingebürgerte gebürtige Chinesinnen – und unter den letzten Acht befand sich mit Viktoria Pavlovich auch nur eine „lupenreine“ Europäerin. Andererseits: wer wollte den naturalisierten Asiatinnen ihre Erfolge missgönnen, die mit großem Engagement für ihre neuen Heimatländer spielen, in den Nationalteams für gute Stimmung sorgen, sich mit ihren Aufgaben identifizieren und über Titel und Medaillen unbändig freuen?

Im Damen-Doppel hatten in der Neuauflage des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft in Bamberg erneut Petrissa Solja und Sabine Winter die Nase vorne und verwiesen Shan Xiaona und Zhenqi Barthel im Finale von Schwechat durch ein 10:12, 9:11, 11:4, 12:10, 11:9, 11:6 auf Rang zwei.

Kein Titel fiel an die alles in allem etwas enttäuschten Gastgeber. Zwar schafften es die Titelverteidiger Robert Gardos / Daniel Habesohn erneut ins Endspiel, mussten dort jedoch der kroatisch-polnischen Formation Tan Ruiwu / Zeng Yi Wang zu einem 4:1-Sieg gratulieren.

 

Bei aller Begeisterung über die aus deutscher Sicht so erfolgreiche EM, scheinen an dieser Stelle einige kritische Sätze angebracht. Die deutsche Dominanz mag auf manche in Europa fast beängstigend wirken. Aber sie ist auch ein Zeichen dafür, dass der Tischtennis-Kontinent auf der Stelle tritt. Deutschland räumt (fast) alles ab und kann es sich sogar leisten, einen Boll zu Hause zu lassen. Und die neu-deutschen Damen wie Shan und Han sind zwar gut, aber nicht so überragend, dass sie alles vom Tisch fegen – gutes Bundesliga-Niveau eben, qualitativ doch weit entfernt vom Tischtennis-Mutterland China.

Es drängen derzeit in Europa nur wenige außergewöhnliche Talente nach oben, wie vielleicht Jakub Dyjas (Polen) oder Joao Geraldo (Portugal), dafür werden die bisherigen Asse nicht jünger und dementsprechend auch nicht mehr besser. Der Angriff auf China ist – aus gesamteuropäischer Sicht – zunächst mit Pauken und Trompeten gescheitert.

Ochsenhausens Sportmanager Daniel Zwickl, selbst ganz nahe an den Spielern dran, hat es in einem Interview mit dem Portal der TTBL eindeutig formuliert: „Es ist traurig, dass da nicht mehr passiert im europäischen Tischtennis. Das Niveau [bei der EM] war nicht sehr hoch.“

Allenfalls die „Chinesen Europas“, also Rossis Herren-Garde, halten den Sichtkontakt zu den Megakönnern aus dem Reich der Mitte – aber da sind eigentlich nur zwei Spieler, die weit über allen anderen thronen, auf Augenhöhe mit den Weltbesten. Rest-Europa ist davon weiter entfernt denn je – Schwechat hat es unmissverständlich gezeigt.

 

Halbfinals und Finals

Herren-Einzel

Finale
Dimitrij Ovtcharov – Vladimir Samsonov 4:0 (4,7,10,8)

Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov – Bastian Steger 4:2 (-7,9,8,7,-7,8)
Vladimir Samsonov – Panagiotis Gionis 4:2 (4,9,-10,8,-7,8)

Damen-Einzel

Finale
Shan Xiaona – Li Fen 2:4 (9,-4,-5, 10,-9,-6)

Halbfinale
Shan Xiaona – Han Ying 4:1 (10,5,8,-7,6)
Li Fen – Fu Yu 4:2 (9,8,8,-9,-7,5)

Damen-Doppel

Finale
Solja/Winter – Shan/Barthel 4:2 (10,9,-4,-10,-9,6)

Herren-Doppel

Finale
Gardos/Habesohn – Tan Ruiwu/Wang Zeng Yi 1:4 (-6,-11,8,-8,-8)

 

EM-Medaillengewinner 2013

Herren-Einzel
Gold: Dimitrij Ovtcharov
Silber: Vladimir Samsonov (BLR)
Bronze: Bastian Steger und Panagiotis Gionis (GRE)

Herren-Doppel
Gold: Tan Ruiwu/Wang Zeng Yi (CRO/POL)
Silber: Robert Gardos/Daniel Habesohn (AUT)
Bronze: He Zhi Wen/Carlos Machado (ESP) und Tiago Apolonia/Joao Monteiro (POR)

Damen-Einzel
Gold: Li Fen (SWE)
Silber: Shan Xiaona
Bronze: Han Ying und Fu Yu (POR)

Damen-Doppel
Gold: Sabine Winter/Petrissa Solja
Silber: Shan Xiaona/Zhenqi Barthel
Bronze: Sara Ramirez/Shen Yanfei (ESP) und Galia Dvorak/Matilda Ekholm (ESP/SWE)

Herren-Mannschaft

Gold: Deutschland
Silber: Griechenland
Bronze: Russland u. Weißrussland

Damen-Mannschaft
Gold: Deutschland
Silber: Rumänien
Bronze: Tschechien u. Russland 

 

Ergebnisse EM 2013 

Herren-Einzel

Damen-Einzel

Herren-Doppel

Damen-Doppel

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