Fr, 29. November 2024
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2. BUNDESLIGA SÜD: Selbst der Ligaprimus kann Bad Königshofen nicht besiegen

Im absoluten Topspiel der 2. Bundesliga Gruppe Süd zwischen den beiden bisher noch ungeschlagenen Teams aus Frickenhausen und Bad Königshofen gab es ein leistungsgerechtes Remis nach drei packenden Tischtennisstunden.

Obwohl der forsche Aufsteiger aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld ohne seine Nummer zwei auskommen musste, blieb sein besonderer Nimbus gewahrt – die Unterfranken sind seit 46 Monaten in Ligaspielen unbesiegt.

Ganz vorne bleibt Frickenhausens „Zweite“ (16:2), gefolgt von Bad Königshofen (14:4), Weinheim und Passau (beide 12:6).

Wir haben uns entschlossen, nachfolgend einen schönen, stimmungsvollen Spielbericht von Bad Königshofens neuem Pressebeauftragten Rudi Dümpert in voller Länge zu bringen, da dieser die Begeisterung und Aufbruchsstimmung beim TSV vorzüglich widerspiegelt und gleichzeitig auch die Leistungen des Gegners angemessen würdigt:

 

TTC matec Frickenhausen II – TSV Bad Königshofen 5:5

Die Brüder Grimm fassten sich vergleichsweise kurz beim Verfassen ihrer Märchen. Das Bad Königshöfer Tischtennismärchen geht indes nach dem sensationellen Unentschieden der TSV-Mannschaft beim Tabellenführer TTC Frickenhausen II, der zuvor meist hoch gewonnen hatte, in die soundsovielste Verlängerung. Dabei rechneten die meisten damit, dass das personell gehandicapte Team nach 46 Monaten seine erste Niederlage würde einstecken müssen. Immerhin musste man auf die Nummer 2 Chun Lin Lee verzichten. Er wurde vom TSV-Trainer Da Jun Fu selber ersetzt, der damit sein Debüt in der 2. Bundesliga feierte. Natürlich wirbelte das die Aufstellung durcheinander, wurde das ungeschlagene Einserdoppel Vyborny/Lee gesprengt und musste Kilian Ort ins vordere Paarkreuz aufrücken.

Dieser Freitag der 13. war aber für die Königshöfer ein Glückstag. „Unter diesen Voraussetzungen war es vielleicht“, so Bernd Knahn, „das Beeindruckendste, was die Mannschaft in dieser Saison bisher geleistet hat.“ Josef Ort, Vater des Jugend-Mixed-Europameisters Kilian Ort, der Chauffeur und einzige Supporter des Teams unter den nur 50 Zuschauern, unter ihnen auch der amtierende Deutsche Meister Steffen Mengel aus der Frickenhäuser Bundesligatruppe: „Es war ein gefühlter Sieg angesichts der ganzen Vorgeschichte. Die sind schließlich der ungeschlagene Topfavorit der Liga.“ Es war wieder ein Drei-Stunden-Krimi mit fünf Kapiteln, der nach jedem Kapitel unentschieden stand, der in den kniffligsten Situationen die ungeheuer nervenstarken Königshöfer als Sieger sah und an dessen Ende es keinen Täter gab. Der zum Bundesligaaufstieg berechtigende Platz 2 der TSV`ler ist gefestigt. Die Meisterschaftsfrage wird womöglich im letzten Spiel der Saison, im Rückspiel in Bad Königshofen, entschieden.

Die Gäste aus dem Grabfeld ließen in diesem superspannenden Gipfeltreffen nie locker und blieben dem favorisierten Tabellenführer immer auf den Fersen, was dessen Akteure anscheinend an den Nerven kratzte. Ums Haar wäre der TSV über die Eingangsdoppel sogar mit 2:0 in Führung gegangen. Christoph Schüller war auf der Ergebnisliste der überragende Königshöfer, weil er alle seine drei Spiele siegreich beendete. An der Seite seines Lehrmeisters Da Jun Fu fegte er die ungarisch/deutsche Kombination Zolt Sel/Dang Qiu in drei Sätzen von der Platte. Das neu gebildete Spitzendoppel der Gäste Richard Vyborny/Kilian Ort war gegen Masataka Morozono/Liang Qiu ganz nah an der Sensation, unterlag aber im Entscheidungssatz. Besonders dem zweiten Satz trauerte Josef Ort nach: „Da waren wir schon 7:3 vorne und mussten ihn doch noch abgeben.“

Dann musste Kilian Ort gegen den German-Open-Sieger und Jugend-WM-Dritten, den Japaner Morizono in die Box, an dem er schon bei diesen letzten beiden Turnieren gescheitert war. Wieder gewann er den ersten Satz und wieder zog er den Kürzeren. Er war diesmal aber so nah dran wie nie. Gewinnt er die beiden 9:11 verlorenen Sätze 3 und 4, ist er der Sieger. „Er war einen Tick aggressiver, schneller und athletischer“, lobte sein Vater den nur 1,60 m großen Japaner. „Von der Härte her ist Kilian stärker, aber nicht ganz so sicher.“ Die Königshöfer Nummer 1 Richard Vyborny hatte gegen den älteren der beiden Qiu-Brüder Liang keine Mühe und glich zum 2:2 aus. „Das war reine Kopfsache, ganz clever und routiniert von Richard“, erklärte Ort Vybornys Triumph.

Gegen den Ungarn Sel gewann der Königshöfer Ersatzmann Da Jun Fu nur den verlängerten zweiten Satz mit 18:16, die anderen drei verlor er knapp. „Es sieht aber knapper aus als es war. Er ist nach hohen Rückständen aber immer ran gekommen.“ Jetzt folgte Schüllers zweiter Streich. Wonach die Eltern der Qiu-Brüder mit ihrem Sohn Dang, einer der drei Jugendnationalspieler in der Halle, haderten. Der Vater ist der Trainer des Teams und vieler chinesischer Topleute in Deutschland. Die klaren Satzsiege feierte Dang, die knappen der Kleinbardorfer BWL-Student, womit nicht unbedingt zu rechnen war – wieder Unentschieden. Ort hierzu: „Man hat Dang angemerkt, was Druck ausmacht und Christoph, wie wichtig gute Nerven sind.“

Im Spitzeneinzel Morizono gegen Vyborny setzte sich Jugend gegen Erfahrung durch. „Die klaren Satzausgänge sagen alles“, sah es Josef Ort. Dafür setzte sich sein Sohn Kilian gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Liang Qiu durch, gegen den er nach unzähligen direkten Vergleichen auf Turnieren immer noch eine knapp negative Bilanz hat. Die fünf Sätze an sich endeten jeweils unspektakulär deutlich. Umso spannender war das Spiel als Ganzes. Letztlich waren es wahrscheinlich wieder die Nerven und das härtere, noch kompromisslosere Spiel des Königshöfer Abiturienten, dass es nun 4:4 stand.

Absolut chancenlos war der TSV-Ersatzmann Da Jun Fu im hinteren Paarkreuz gegen Dang Qiu, so dass wieder einmal Christoph Schüller die ganze Last auf seinen Schultern hatte, das Unentschieden zu retten. Seit acht Wochen hatte er keine Wettkampfpraxis mehr. Drei der vier Sätze gingen bei knisternder Spannung in die Verlängerung, wobei Schüller besonders die schwächere Rückhand des ungarischen Linkshänders anspielte. Im vierten Satz lag Zolt Sel, unter anderem mit zwei Satzbällen, meist vorne. Als Schüller seinen vierten Matchball zum 15:13 verwandelt hatte, flog sein Schläger in die Luft und seine Kameraden begruben ihn unter sich. „Am Anfang sah es nicht gut für ihn aus“, bemerkte Josef Ort. „Dann hat er sich rein gekämpft und das Ding durchgezogen.“ Und Frickenhausens Trainer Qiu in einem Telefon-Interview: „Wir hatten es heute in der Hand, für eine Vorentscheidung in der Meisterschaftsfrage zu sorgen. Und wir hatten es uns leichter vorgestellt. Bad Königshofen ist aber eine starke Mannschaft und wird, wenn der Taiwanese wieder dabei ist, bis zum Ende oben mitspielen.“

 

TTC matec Frickenhausen – TSV Bad Königshofen 5:5

Ergebnisse:

Zolt Sel/Dang Qiu – Christoph Schüller/Da Jun Fu 6:11/9:11/8:11

Masataka Morizono/Liang Qiu – Richard Vyborny/Kilian Ort 7:11/11:8/3:11/11:6/11:5

Morizono – Ort 6:11/11:3/11:9/11:9

Liang Qiu – Vyborny 7:11/6:11/7:11

Sel – Fu 11:9/16:18/11:9/11:8

Dang Qiu – Schüller 11.7/10:12/9:11/11:3/8:11

Morizono – Vyborny 11:5/11:5/6:11/11:5

Liang Qiu – Ort 3:11/11:4/9:11/11:8/3:11

Sel – Schüller 13:11/13:15/7:11/13:15

Dang Qiu – Fu 11:6/11:4/11:9

Oberschiedsrichter: Jutta Gronen

Tischschiedsrichter: Rolf Krause, Melanie Timke

Zuschauer: 50

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