Vor mehr als 800 erwartungsvollen Zuschauern in Markdorf am Bodensee – in der Halle wurden zuvor die Finalspiele der Bodenseetour, der Tischtennis-Nachwuchsaktion der EnBW und der TTF, ausgetragen – ging das Bundesliga-Heimspiel der Ochsenhausener gegen Spitzenreiter Fulda-Maberzell am Sonntagnachmittag mit 0:3 verloren.
Das Ergebnis fiel sicher gemessen an den Leistungen zu hoch aus, da zwei Matches recht eng verliefen. Dennoch muss man den Sieg der Gäste als verdient bezeichnen. Die Oberschwaben konnten damit ihre kleine Chance auf den Play-off-Einzug nicht wahren. Es gelang nicht, den Coup aus dem Hinspiel zu wiederholen, als Ryu und Kollegen in der Rhön nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewonnen hatten – die bisher einzige Niederlage der Osthessen in der Punktrunde.
Das Niveau der Partie in Markdorf war hoch. Sie verlief spannend – nur das erste Match war wenig umkämpft.
Die Aufstellung passte gar nicht für den Gastgeber, man hatte gehofft, dass Ryu dem künftigen Düsseldorfer Franziska, der die beste Saison seiner bisherigen Karriere spielt (12:2-Bilanz), zunächst aus dem Weg würde gehen können, doch beide trafen bereits im richtungsweisenden ersten Einzel aufeinander. Wie schon in der letzten Saison, in der Vorrunde der aktuellen Spielzeit und beim Liebherr Pokal-Finale hatte der Olympiasieger von 2004 erneut schlechte Karten gegen den größten Hoffnungsträger des Deutschen Tischtennis-Bundes, der Ryus Spiel optimal lesen kann. Somit musste der Koreaner extrem risikoreich spielen, was zwar einen Satz lang funktionierte, dann jedoch nicht mehr wirklich. Franziska gewann letztlich ungefährdet mit 3:1.
Richtig eng zu ging es beim Bundesliga-Comeback Kirill Skachkovs nach dreimonatiger Verletzungspause. Gegen Fuldas Defensiv-Ass Wang Xi, seit Jahren einer der Topspieler der stärksten Liga Europas, agierte der Russe auf Augenhöhe und hatte großen Chancen auf den Matchgewinn. Doch in den entscheidenden Momenten lief es nicht glücklich für den 26-Jährigen, der den TTF so lange gefehlt hatte. Nach klar gewonnenem ersten Satz konnte er im zweiten Durchgang eine 10:8-Führung nicht ins Ziel bringen – ein 2:0-Vorsprung wäre möglicherweise vorentscheidend gewesen. Zwar ging Satz drei erneut deutlich an Skachkov, der jedoch in den folgenden beiden Durchgängen jeweils mit 9:11 den Kürzeren zog.
0:2 zur Pause – jetzt stand der 20-jährige Liam Pitchford unter Druck, sein Team im Spiel zu halten. Zwar spielte er gegen Maberzells zweiten Abwehr-Strategen Ruwen Filus gut mit, konnte jedoch nur den zweiten Satz für sich entscheiden und unterlag im vierten Durchgang hauchdünn mit 12:14. Das größere Selbstvertrauen von Filus, der gerade die beste Saison seiner Karriere spielt (10:2), war letztlich ausschlaggebend. Die Messe war gelesen.
Während Fulda mit 24:2 Punkten oben einsam seine Kreise zieht, sind die TTF mit 10:16 Punkten nur Tabellensiebter. Der Rückstand auf einen Play-off-Platz beträgt fünf Spieltage vor Schluss nach wie vor vier Punkte, das ist an sich nicht aussichtslos, nur müssten gleich drei Konkurrenten (Bremen, Saarbrücken und Grenzau) noch überflügelt werden. Sich folglich noch allzu große Hoffnungen auf den Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft zu machen, wäre nach augenblicklichem Stand ziemlich verwegen.
Kristijan Pejinovic räumte ein: „Die Aufstellung hat heute für uns überhaupt nicht gepasst. Ich hatte fast schon befürchtet, dass es wieder so kommen würde. Ryu liegt das Spiel von Franziska einfach gar nicht, dieser Gegner hat auf jeden Ball von ihm die bessere Antwort, so dass Ryu extrem hohes Risiko spielen muss – und dann gehen manche Sätze eben ganz deutlich weg. Kirill hat nach der langen Verletzungspause gegen Wang Xi zwar gut gespielt, es fehlte aber noch ein kleiner Tick, um das Match nach Hause zu bringen. Er hat eben noch nicht wieder genügend Wettkampfpraxis und muss dann gleich gegen so einen Hochkaräter ran. Liam gegen Ruwen war ein 50:50-Spiel, leider konnte Liam seine Chancen nicht nutzen.“
Der TTF-Präsident zollte dem Gegner Respekt: „Fulda hat sehr stark gespielt und ohne Frage verdient gewonnen. In den spielentscheidenden Situationen hat man gemerkt, dass diese Mannschaft einen unglaublichen Lauf hat. Ich bin gespannt, wie weit sie es diese Saison bringen können.“
Die Situation der TTF sieht der Vereinspräsident realistisch, verspricht jedoch, dass bis zum Schluss bedingungslos gefightet wird: „Wir selbst können aus eigener Kraft die Play-offs nicht mehr erreichen, aber wir sind TTF Liebherr Ochsenhausen und haben einen Stolz. Die Jungs werden weiterhin alles versuchen und in jedem Spiel beißen, keiner wird es leicht gegen uns haben. Natürlich liegt unser Fokus jetzt mehr auf dem ETTU-Cup, in dem wir eine echte Chance haben, doch noch etwas in dieser für uns so schwierigen Saison zu gewinnen. Aber in der Liga werden wir nichts herschenken und in jeder Partie bis zum letzten Ball kämpfen.“
Ergebnisse
Ryu Seung Min – Kirill Skachkov 1:3 (11:9, 3:11, 2:11, 8:11)
Kirill Skachkov – Wang Xi 2:3 (11:5, 13:15, 11:6, 9:11, 9:11)
Liam Pitchford – Ruwen Filus 1:3 (7:11, 11:4, 7:11, 12:14)