Seit Wochen kursierte es als Gerücht in der Tischtennis-Szene, jetzt ist es offiziell: der EM-Dritte Panagiotis Gionis, aktuelle Nummer 34 der Weltrangliste, verstärkt in der Saison 2014/15 die Truppe des deutschen Rekordmeisters Borussia Düsseldorf.
Der dreimalige Olympia-Teilnehmer ist fraglos einer der weltbesten Abwehrspieler, dennoch mit 34 Jahren natürlich nicht mehr der Allerjüngste. Vermutlich wurde sein Vertrag auch deshalb erst einmal für ein Jahr festgezurrt.
Gionis kommt nicht nur mit der Empfehlung der Einzel-Bronze-Medaille bei der EM 2013 nach Düsseldorf, sondern auch mit einer 5:3-Bilanz in der laufenden Champions League Saison für seinen derzeitigen Klub Angers Vaillante TT sowie 14 Erfolgen in 18 Ligaspielen in der französischen Pro A-Serie.
Der 1,87 Meter große 90-Kilo-Mann aus Griechenland hat in dieser Saison bereits Tischtennisgrößen wie Dimitrij Ovtcharov, Vladimir Samsonov und Marcos Freitas geschlagen und führte sein Land zu EM-Silber sowie seinen Verein in das Halbfinale der europäischen Königsklasse.
Stimmen zur Verpflichtung von Gionis
Borussia-Manager Andreas Preuß: „Panagiotis ist eine starke Persönlichkeit. Er strahlt Ruhe und Sicherheit aus und ist ein absolut zuverlässiger Punktesammler. Als Abwehrspezialist mit großer Reichweite und einer enorm durchschlagskräftigen Vorhand hat er zudem eine sehr attraktive Spielweise, mit der er sich schnell in die Herzen unserer Fans spielen wird.“
Borussia-Coach Danny Heister: „`Panos´ ist ein richtig guter Typ, ein großartiger und zäher Kämpfer, der super in unser Team passt und eine Bereicherung für uns sein wird. Mit seinem Spielsystem ermöglicht er uns zudem künftig noch mehr taktische Möglichkeiten bei der Aufstellung. Er spielt eine großartige Saison und hat maßgeblichen Anteil am Erfolg seines Teams.“
Panagiotis Gionis: „Ich habe in Frankreich für tolle Clubs gespielt [Metz, Pontoise, Angers]. Aber als das Angebot von Borussia Düsseldorf kam, musste ich nicht lange überlegen. Denn für diesen Verein spielen zu dürfen, ist das Größte für jeden Profi. Ich hoffe, dass ich mithelfen kann, um mit der Borussia nächste Saison Titel zu feiern.“
Einige Gedanken zur Gionis-Verpflichtung
Timo Boll, Patrick Franziska und Panagiotis Gionis sind vertraglich für die kommende Spielzeit an die Rheinländer gebunden, Patrick Baum ist weg. Folglich sind maximal noch zwei Plätze im Borussia-Kader zu besetzen. Kamal Sharath Achanta dürfte aufgrund überzeugender Leistungen (aktuelle TTBL-Bilanz 9:4) einen davon erhalten.
Um den möglichen zweiten gibt es mit dem wieder genesenen Christian Süß und Youngster Ricardo Walther vermutlich zwei Bewerber. Man darf vermuten, dass Süß als markante Figur im deutschen Tischtennissport eine weitere Chance erhält. Zudem spricht der Weltranglistenplatz (68) für den rotblonden, 28-jährigen Westfalen, Walther ist – trotz zuletzt toller Leistungen auf der World Tour – derzeit nur an Position 187 notiert. Oder aber man möchte den Kader nicht „zu alt“ werden lassen, was dann die Chance für Walther wäre, der sechs Jahre jünger ist als Süß. Die kommenden Wochen werden diesbezüglich sicher Aufschluss bringen.
Ein weiterer interessanter Aspekt: Vor der Saison haben manche den derzeitigen TTBL-Spitzenreiter Fulda-Maberzell mit der Begründung mitleidig belächelt, dass zu viele Abwehrspieler ein Team zu berechenbar machen würden. Überhaupt könne sich ja jeder leicht darauf einstellen, wenn er zuvor nur ein paar Trainingseinheiten gegen Defensive absolviere. Das Gegenteil hat sich als wahr erwiesen. Modernes, differenziertes Defensivspiel ist auf diesem Level eben höchst gefährlich und schwer auszurechnen. Und nun kämpft offenbar die Elite Europas darum, gute Abwehrstrategen anzuwerben. Vielleicht streckt der Rekordmeister oder irgendein anderer Eliteklub des Kontinents ja bald auch seine Fühler in Richtung Ruwen Filus aus, der sicher für 2015/16 eine Option wäre. Man kann den Maberzellern im Übrigen nur Respekt zollen, dass sie mit ihrer mutigen Personalpolitik dazu beigetragen haben, das Defensivspiel wieder salonfähig zu machen, sehr zum Nutzen der Zuschauer, die dadurch attraktiveren Tischtennissport geboten bekommen.