Das war eine runde Sache. Einer bärenstarken Ochsenhausener Mannschaft gelang mit einem 3:0 gegen den SV Werder Bremen in überzeugender Manier die Revanche für das verlorene Meisterschaftsendspiel im Juni 2013 in Frankfurt.
Die Bundesligapartie gegen den Tabellenvierten begann in Biberach mit einer überraschenden Aufstellung des Gastgebers. Nicht Kirill Skachkov war nominiert worden, sondern der 20-jährige Liam Pitchford als Einser, der ein Jahr jüngere Simon Gauzy als Nummer zwei und Ex-Olympiasieger Ryu Seung Min an Position drei.
Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic erläutert die Hintergründe: „Dass Kirill heute nicht gespielt hat, war eine Vorsichtsmaßname im Hinblick auf den ETTU-Cup, weil er in der Woche leichte Schulterprobleme hatte. Wenn er gespielt hätte, wäre er ausgewechselt worden und hätte nur ein Match bestritten. Der Trainer hatte sich aber entschieden, die Jungen in die Pflicht zu nehmen und etwas riskiert – und das hat sich als genau richtig erwiesen.“
Paukenschlag: Gauzy schlägt Chuang
In der Tat kann man Dubravko Skoric ein glückliches Händchen bei dieser Personalentscheidung nicht absprechen. Zunächst besiegte Pitchford Rumäniens Nummer eins Adrian Crisan, der selbst zehn Jahre in Ochsenhausen gespielt hat, in einem sehenswerten, umkämpften Match in vier Sätzen. Doch Gauzy, vor einer Woche in Düsseldorf noch völlig neben der Spur, setzte noch einen drauf und schlug keinen Geringeren als den Weltranglistenachten und amtierenden Weltmeister im Doppel, Chuang Chih-Yuan, mit 3:1. Gauzy begeisterte beim 11:9, 11:8, 4:11 und 11:5, zeigte Kampfgeist, variierte immer wieder sein Spiel und hatte auf die meisten Schläge des zunehmend verzweifelt wirkenden Weltklassespielers aus Taiwan die bessere Antwort.
Pejinovic war voll des Lobes für seine „Nesthäkchen“: „Simon hat gegen Chuang super und mit vielen Variationen gespielt und ihn gar nicht ins Spiel kommen lassen. Er ist seit Anfang der Woche raus aus seinem kleinen Tief, hat nur eine Einheit pro Tag gemacht und sich ansonsten auf die Physis konzentriert. Sein Kopf ist wieder frei, wie man heute gesehen hat. Einwandfrei war auch die Leistung von Liam gegen Crisan. Man sieht, wenn man den jungen Spielern Zeit und Vertrauen gibt, zahlen sie es irgendwann mit Leistung zurück.“
Ryu muss sich quälen
Mit einer komfortablen 2:0-Führung für das Team aus Oberschwaben, mit der nicht unbedingt zu rechnen war, ging es in die Pause. Doch noch war die Ernte nicht eingefahren. Gegen den 23-jährigen Engländer Paul Drinkhall, aktuelle Nummer 135 der Welt, sollte Tischtennis-Ikone Ryu Seung Min eigentlich der Schlussakkord gelingen, so die allgemeine Meinung. Doch der Werder-Spieler spielte frech und frei auf, riskierte viel und machte wenig Fehler. Es wurde eine richtig enge Partie, die Ryu – nach verlorenem erstem Satz – am Ende aufgrund seiner Routine und der Fähigkeit, nochmals zuzulegen, gewann. Das Ergebnis von 7:11, 14:12, 11:9, 11:9 zugunsten Ryus zeigt, dass es das schwierigste Match des Tages aus TTF-Sicht war.
TTF-Chef Pejinovic: „Ryu hat gegen einen sehr starken Drinkhall gewonnen, der frei aufgespielt und viel riskiert hat. Fast wäre er dafür belohnt worden. Doch Ryu kann eben nochmal zulegen, wenn es eng wird. Das zeichnet einen Topspieler aus.“
Nach einer Gesamtspielzeit von zwei Stunden und zwei Minuten war die Entscheidung gefallen. Ein glattes 3:0 mit 9:3 Sätzen war der Lohn für einen beherzten Ochsenhausener Auftritt vor mehr als 800 Zuschauern. Klar, dass Pejinovics Fazit positiv ausfiel: „Revanche geglückt! Es freut mich besonders für die Mannschaft, hat ihr der heutige Sieg doch gezeigt, dass durchaus in der Liga etwas hätte gehen können, wenn nicht das Verletzungspech alles durchkreuzt hätte. Das zu wissen, ist gerade für das Selbstvertrauen der jungen Spieler wichtig. Insgesamt war das eine tolle Leistung des Teams, so kann es weitergehen. Und es war die richtige Einstimmung auf die heiße Phase im ETTU-Cup. Jetzt wollen wir natürlich erst mal ins Finale einziehen und das sieht ziemlich gut aus. Dann wollen wir in aller Ruhe schauen, wer der Gegner sein wird und uns optimal vorbereiten.“
Der Kampf um Platz vier
Für Ochsenhausen geht es in der Liga um nichts mehr. Mit 14:18 Punkten steht man auf Platz sieben und ist jenseits von Gut und Böse. Das Ziel der Oberschwaben nach einer schwierigen, teilweise unglücklich verlaufenen Saison besteht vielmehr darin, den ETTU-Cup zu gewinnen.
Werder hingegen bleibt auf dem begehrten vierten Tabellenrang und konnte keinen Nutzen aus der Saarbrücker 0:3-Niederlage in Fulda ziehen. Beide befinden sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie sind punktgleich (18:14), Werder liegt um ein einziges Spiel besser als die Saarländer. Beide haben ein happiges Restprogramm. Bremen empfängt noch Düsseldorf und muss in Frickenhausen antreten, der 1.FCS spielt gegen Ochsenhausen sowie in Düsseldorf.
Genau genommen hat sogar der Sechste Grenzau, der nach dem 3:1 in Plüderhausen 16:16 Punkte aufweist, wieder Chancen auf Rang vier. Das Restprogramm der Westerwälder, die zwei starke Teams überflügeln müssten, hat es aber genauso in sich. Man spielt noch gegen Ligaprimus Fulda und muss in Biberach gegen Ochsenhausen ran.
TTF Liebherr Ochsenhausen – SV Werder Bremen 3:0
Liam Pitchford – Adrian Crisan 3:1 (11:9, 14:12, 13:15, 11:8)
Simon Gauzy – Chuang Chih-Yuan 3:1 (11:9, 11:8, 4:11, 11:5)
Ryu Seung Min – Paul Drinkhall 3:1 (7:11, 14:12, 11:9, 11:9)