Das hatten die meisten Experten nicht mehr für möglich gehalten. Der 1. FC Saarbrücken TT spielte den Pro-A-Dritten Stella Sport La Romagne in Grund und Boden und zog durch einen glatten 3:0-Sieg über die verdutzten Franzosen doch noch ins Finale des ETTU-Cups ein.
Der ETTU-Pokal ist nach der Champions League der wichtigste europäische Klub-Wettbewerb. Letzter deutscher Sieger war Borussia Düsseldorf im Jahr 2012. Saarbrückens Endspielgegner Ochsenhausen hat den Cup beziehungsweise den „alten“ Europapokal bereits 1996 und 1997 gewonnen, für die Saarländer wäre es der erste internationale Titel überhaupt.
Es wird also – aus deutscher Sicht – nochmals richtig spannend ab der zweiten Maihälfte (Hinspiel 16.-18.05., Rückspiel 30.05.- 02.06.).
Saarbrücken. Gala-Vorstellung des 1. FC Saarbrücken in der Joachim-Deckarm-Halle: Aufgrund einer fantastischen Mannschaftsleistung hochverdient, fertigten Steger & Co. in exakt zwei Stunden den nach dem Hinspiel von vielen für übermächtig gehaltenen Gegner aus dem französischen Département Maine-et-Loire gnadenlos ab.
Die ersten beiden Matches waren sehr eng und hätten mit etwas Pech auch verloren gehen können. Doch die Saarländer hängten sich an dem denkwürdigen Tischtennisabend so hinein, dass sie das Glück erzwangen. So bog Tiago Apolonia das Auftakt-Match gegen den französischen Linkshänder Brice Ollivier, der in der Pro-A immerhin positiv steht (14:9), nach 1:2-Satzrückstand noch um und siegte in der Verlängerung des fünften Satzes.
Trainer Grujic hatte zuvor die Devise ausgegeben, dass La Romagnes Penholder-Chinese Chen Tian Yuan irgendwie im ersten Einzel besiegt werden müsse und Tipps gegeben, wie man den zu den besten Spielern der Pro-A zählenden Asiaten (Bilanz 20:4) packen könne. Im Hinspiel hatten Steger und Tokic gegen den aggressiv angreifenden Chen noch den Kürzeren gezogen und waren weit von einem Sieg entfernt geblieben. Doch diesmal glückte der Plan gegen den Mann aus Fernost, dessen Stärken und Schwächen man in der Woche minutiös anhand von Videos studiert hatte. „Basti“ spielte eine ganze Klasse besser als zwei Wochen zuvor in Frankreich. Dennoch war die Situation kritisch als es mit einem 1:2-Satzrückstand (6:11, 11:1, 10:12) in den vierten Durchgang ging. Doch in dieser Drucksituation spielte der künftige Werderaner grandios auf. Chen machte auf einmal kaum mehr einen Stich, Steger brachte das so wichtige Spiel mit 11:2 und 11:6 zum umjubelten 2:0 für Saarbrücken nach Hause.
Doch noch war man nicht am Ziel. Doch ein bissiger, wild entschlossener Bojan Tokic ließ sich nicht zweimal bitten, den Saarbrücker Triumphzug zu krönen. Der Slowene ließ dem Franzosen Abdel-Kader Salifou, der im Hinspiel noch Tiago Apolonia besiegt hatte, beim 11:7, 12:10, 11:2 keine wirkliche Chance. Die Halle tobte und die FCS-Asse genossen das Bad in der Menge.
Nicolas Barrois, Pressesprecher der Saarbrücker, war mehr als zufrieden: „Wir sind natürlich sehr, sehr glücklich über diesen Sieg. Die Stimmung in der Halle war toll und unsere Mannschaftsleistung ebenso.“ Auch von der Bank kam reichlich Feuer: „Wir haben heute extra unsere Nummer eins der 2. Mannschaft, Cedric Nuytinck, mit zum Team geholt, um in der Box richtig Stimmung zu machen. Auch unser verletzter Spieler Marc Rode war dabei. Das zeigt den Teamgeist.“ Barrois strahlte: „Wir freuen uns riesig auf das Finale gegen Ochsenhausen.“
Bereits am Sonntag stehen sich die beiden Finalisten an gleicher Stelle in der TTBL gegenüber. Diese Partie hat durch die jüngsten Ergebnisse natürlich erheblich an Brisanz gewonnen, ist sie nun doch die Generalprobe für die beiden mit Spannung erwarteten Endspiele.
1. FC Saarbrücken TT – Stella Sport La Romagne 3:0
Tiago Apolonia – Brice Ollivier 3:2 (11:5, 5:11, 6:11, 11:7, 12:10)
Bastian Steger – Chen Tian Yuan 3:2 (6:11, 11:1, 10:12, 11:2, 11:6)
Bojan Tokic – Abdel-Kader Salifou 3:0 (11:7, 12:10, 11:2)
