Di, 24. Dezember 2024
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TTBL: Titelverteidiger Bremen gescheitert, Trauer in Plüderhausen

Der noch amtierende deutsche Tischtennis-Meister SV Werder Bremen hat als erster Titelverteidiger seit acht Jahren den Einzug in die Play-offs verpasst. Die Bremer unterlagen zum Abschluss der regulären Punktrunde beim TTC matec Frickenhausen mit 0:3, zu Platz vier fehlten am Ende zwei Zähler. Zuletzt hatte Müller Würzburger Hofbräu 2006 als Titelverteidiger den Einzug in die Play-offs nicht geschafft. 

Spätestens als Koki Niwa Chuang Chih-Yuan zum 2:0 des „Tälesklubs“ besiegt hatte, war es mit Werders Herrlichkeit vorbei. Vielleicht hätte man besser Paul Drinkhall einsetzen sollen, der derweil in Almeria glänzte und sensationell das Herren-Einzel der Spanish Open gewann.

Freuen durften sich dagegen die Asse des 1. FC Saarbrücken, die sich – ohne den angeschlagenen Bastian Steger – aufgrund der freundlichen Mitwirkung der Konkurrenten eine 1:3-Niederlage bei der mit der 1B-Besetzung (Baum, Süß, Walther) angetretenen Düsseldorfer Borussia erlauben durften.

Als Absteiger steht der SV Plüderhausen nach einer 0:3-Niederlage gegen den direkten Konkurrenten Post SV Mühlhausen fest.

Der dreimalige ETTU-Cup-Sieger und deutsche Pokalmeister von 2008 hatte schon zuvor im Fall des Abstiegs den Rückzug vom Profi-Tischtennis angekündigt. Die Klatsche gegen den Underdog beendete eine total verkorkste Saison mit reichlich Verletzungspech, in der die Schwaben deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben, bei denen zuletzt auch routinierte Spieler wie Fengtian Bai oder Kim Jung Hoon übernervös wirkten.

Ein Stück Bundesligageschichte verabschiedet sich

Man muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, den SVP, der die Liga immer bereichert und für manch stimmungsvolles Highlight gesorgt hat, bis auf Weiteres nicht mehr im Profi-Tischtennis zu sehen. Der TTBL geht damit ein Stück Herz und Charakter verloren, auch wenn an der sportlichen Berechtigung nicht zu rütteln ist. Wer – ungeachtet der immensen Personalprobleme – alle vier Partien gegen die Aufsteiger verliert, hat den Klassenerhalt wohl nicht verdient, auch wenn ein einziger Sieg am Ende alles gerettet hätte. Geschlagen wurden kurioserweise mit den schwäbischen Rivalen Frickenhausen und Ochsenhausen zwei viel höher eingeschätzte Teams als Hagen und Mühlhausen, doch waren insgesamt vier Punkte eine doch allzu kümmerliche Ausbeute.

Mühlhausen in Feierlaune

Riesenfreude dagegen in Thüringen. Nach einer grottenschlechten Rückrunde ohne jedes Erfolgserlebnis hatten nicht wenige mit dem sportlichen Offenbarungseid des Post SV in Plüderhausen gerechnet. Doch Burgis & Co. zeigten, dass Totgesagte länger lebten und präsentierten sich auf den Punkt topfit und außergewöhnlich nervenstark. Sie brachten den Gastgeber, der alles versuchte, das Blatt zu wenden, schier zur Verzweiflung. Zudem gewann Lars Hielscher ausgerechnet in dieser existenziellen Partie sein erstes und einziges Match der Saison (3:1 gegen Kim Jung Hoon). Das war das Auftaktspiel und verlieh Hielschers Teamkollegen Flügel.

Des einen Leid, des anderen Freud

Ein Zweitligist darf sich über das Drama des SV Plüderhausen freuen. Da die Remstaler keinen Platz in der ab der kommenden Saison eingleisigen 2. Liga einnehmen werden, meistern nicht bloß die ersten fünf der gegenwärtigen Staffeln Nord und Süd die Qualifikation, sondern auch einer der beiden Tabellensechsten, die ein Entscheidungsspiel um den „Platz an der Sonne“ zu absolvieren haben.

Halbfinal-Knüller bereits am nächsten Wochenende

Im Play-off-Halbfinale (Hinspiel 12.04.) trifft Punktrunden-Sieger TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, der mit geballter Defensiv-Power der Liga 18 Spieltage lang seinen Stempel aufgedrückt hat, auf den ETTU-Cup-Finalisten 1. FC Saarbrücken. Rekordmeister Borussia Düsseldorf bekommt es tags darauf auswärts mit dem TTC matec Frickenhausen zu tun, der gegen Werder einmal mehr zeigte, dass mit ihm zu rechnen ist. Nicht nur Koki Niwa ist auf Seiten der Schwaben stark, auch Wang Yang und Steffen Mengel zeigten zuletzt eine klar aufsteigende Tendenz. Die Rückspiele finden bereits eine Woche später statt.

Spitzenkönner der TTBL

Bester Spieler der Punktrunde war Koki Niwa (20:4), knapp vor Timo Boll (19:3), gefolgt von Wang Xi (20:6), Patrick Franziska (16:4), Chuang Chih-Yuan (19:8), Ruwen Filus (12:4), Andrej Gacina (20:13), Ryu Seung Min (14:8) und Bastian Steger (13:8).

Weniger erfreulich: der Zuschauerschnitt von 472 ist enttäuschend und klar schlechter als in den Jahren zuvor (2012/13: 564; 2011/12: 491; 2010/11: 506; 2009/10: 588).

 

Stimmen zum Spieltag 

Sascha Greber (Teammanager Bremen): „Frickenhausen ist einfach in sehr guter Verfassung. Wir hätten deshalb 130 Prozent an die Platte bringen müssen. Aber ich mache meinen Spielern keinen Vorwurf. Die beiden Spieltage davor, die Niederlagen in Ochsenhausen und gegen Düsseldorf ohne Boll, haben uns die Play-offs gekostet.“ 

Cristian Tamas (Trainer Bremen): „Frickenhausen war die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen. Wir haben keinen der knappen Sätze gewinnen können.“ 

Rolf Wohlhaupter-Hermann (Präsident Frickenhausen): „Das war eine phantastische Leistung von allen drei Spielern und ein Match auf sehr hohem Niveau. Wir haben den amtierenden Meister jetzt in dieser Saison zweimal mit 3:0 klar geschlagen.“

Christian Süß (Düsseldorf), der Tiago Apolonia mit 3:0 besiegte: „Das gute Gefühl in den Schlägen und Bewegungsabläufen ist wieder da. Ich habe es im Training schon gemerkt, aber im Wettkampf ist es doch noch einmal anders. Heute hat es richtig viel Spaß gemacht, am Tisch zu stehen.“ 

Manfred Gstettner (Präsident Grenzau): „Wir haben ein gutes Spiel in Biberach abgeliefert. Natürlich haben wir den Play-off-Platz knapp verpasst, mit dem wir ohnehin nicht mehr gerechnet hatten. Allerdings kam nochmal Hoffnung auf, als Masaki Yoshida das erste Spiel gewonnen hatte. Mit einem Andrej Gacina in Topform hätte es ja durchaus ein 3:0 geben können, doch hat er sich in dem Match gegen Pitchford am Rücken verletzt und war dadurch gehandikapt. Zum zweiten Spiel konnte er gar nicht mehr antreten. Lubomir Jancarik hat gegen Skachkov gut gespielt, doch leider waren wir an diesem Tag praktisch zu zweit.“ 

Kristijan Pejinovic (Präsident Ochsenhausen): „Die Jungs verdienen Respekt dafür, dass sie auch ohne Ryu starke Grenzauer schlagen konnten. Liam spielte heute sehr gut, er war unser Matchwinner. Simon und Kirill waren nicht in Bestform. Unter dem Strich ist heute etwas Positives herausgekommen und die Zuschauer waren sehr zufrieden. Es war ein ordentlicher Saisonabschluss in der Liga nach vielen Hochs und Tiefs und einigen Patzern, die uns sehr weh getan haben. Wir haben unsere Play-off-Chancen gegen Mannschaften wie Hagen und Plüderhausen verspielt, die man eigentlich schlagen muss.“

Qing Yu Meng (Trainer Fulda), der überraschend gegen Hagen spielte und sensationell Jonathan Groth besiegte: „Es war sehr schön, nach vier Jahren wieder Bundesliga zu spielen und sogar zu gewinnen. Aber wir hätten nicht geglaubt, dass wir mit zwei Reservespielern gegen Hagen siegen würden.“ 

Ulrich Engele (Sportkoordinator Plüderhausen): „Eine Ära geht zu Ende. Die Enttäuschung ist riesig. Von den Namen her hätten wir heute gewinnen müssen, aber wir hatten nur die Namen, und Mühlhausen hat gewonnen.“

 

 

18. Spieltag der TTBL

TTC matec Frickenhausen – SV Werder Bremen 3:0

Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT 3:1

TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC Zugbrücke Grenzau 3:2

TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TTC Hagen 3:2

SV Plüderhausen – Post SV Mühlhausen 0:3

 

Abschluss-Tabelle

1.Fulda-Maberzell 30:4; 2. Düsseldorf  28:8; 3. Frickenhausen 24:12, 4. Saarbrücken 20:16; 5. Bremen 18:18; 6. Grenzau 18:18; 7. Ochsenhausen 16:20; 8. Hagen 12:24; 9. Mühlhausen 8:28; 10. Plüderhausen 4:32.

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