In den frühen Morgenstunden des Montags ist es so weit. Die Mannschafts-Weltmeisterschaften 2014 in der Yoyogi Arena in Tokio beginnen.
Die DTTB-Herren starten in die Gruppenphase mit dem Match gegen Singapur, das mit dem Weltranglisten-14. Gao Ning einen stets gefährlichen Spieler in seinen Reihen hat. Um 10 Uhr Ortszeit (3 Uhr deutscher Zeit) geht es los. Drei Stunden später müssen die deutschen Damen ran, die gegen die Auswahl Kroatiens klar favorisiert sind.
Timo Boll hat in diesem Jahr verletzungsbedingt noch kein internationales Turnier gespielt. Dennoch geht der Rekord-Europameister zuversichtlich in seine 14. WM. Bis zum 5. Mai kämpft der Linkshänder aus dem Odenwald mit dem deutschen Nationalteam in Tokio um eine Medaille. Ziel ist eindeutig das Erreichen des Finales gegen den großen Favoriten China.
Boll ist erstmals seit 2001 nur die Nummer zwei im DTTB-Team, hinter dem acht Jahre jüngeren Dimitrij Ovtcharov. Doch das bereitet dem 33-Jährigen kein Kopfzerbrechen: „Das ist ein normaler Werdegang.“
Der vor allem in Asien bekannte und beliebte Ausnahmekönner sammelte bei der WM-Eröffnungspressekonferenz Pluspunkte bei den Gastgebern. „Wir haben eine starke Mannschaft und unser Ziel ist das Finale gegen Japan oder China“, teilte ein strahlender Boll den Journalisten mit.
Natürlich ist Rekordweltmeister China, angeführt von Einzel-Champion Zhang Jike, klarer Favorit auf den siebten Mannschafts-WM-Titel in Serie.
Ein Traum wäre es natürlich, den Topfavoriten vom Thron zu stoßen. „Wir haben jetzt die beste Generation, die wir je hatten“, sagt Boll, „aber so langsam läuft uns auch die Zeit davon“. Bundestrainer Jörg Roßkopf ist gar nicht so pessimistisch: „Jede Serie reißt einmal. China wird nicht die nächsten 30 Jahre die WM gewinnen, irgendwann wird eine andere Hymne gespielt.“ Daran, dass das Reich der Mitte ins Endspiel einzieht, hat „Rossi“ indes nicht den geringsten Zweifel: „China wird auf jeden Fall im Finale stehen. Wir müssen erst dort hinkommen und das ist ein weiter Weg mit vielen kritischen Situationen. Zunächst müssen wir unsere Hausaufgaben machen und gut spielen.“
Deutschlands Nummer eins, Europameister Ovtcharov, ist guter Dinge und kann den Beginn der Wettkämpfe kaum noch erwarten: „Ich fühle mich bestens. Meine Form stimmt und ich habe die Zeitumstellung gut verkraftet.“
Neben Boll und Ovtcharov schlagen Patrick Baum (WRL 21), Patrick Franziska (WRL 37) und der für den verletzten Bastian Steger ins Team gerückte Steffen Mengel (WRL 49) für Deutschland auf.
Hinter Baum steht allerdings noch ein Fragezeichen. Der Rheinhesse, der zu TTBL-Ligaprimus Fulda-Maberzell wechselt, musste wegen einer Magen-Darm-Grippe zunächst in Düsseldorf bleiben. „Wir werden keine Nachnominierung vornehmen“, sagte Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. „Wir entscheiden von Tag zu Tag, ob Patti noch nach Tokio anreisen kann.“
Die deutschen Spieler haben sich inzwischen einigermaßen an die nicht ganz einfachen Bedingungen in der 6.000 Zuschauer fassenden WM-Arena gewöhnt. Dazu Jörg Roßkopf: „Hier und dort klemmt es noch ein wenig. Die Lichtverhältnisse waren bislang nicht optimal, auch am Aufbau der Tische sollte man noch feilen.“
Deutsche Damen wollen auch ohne Han und Shan etwas reißen
Die DTTB-Damen gehen mit dem Handikap ins Turnier, dass sie auf ihre zwei stärksten Spielerinnen verzichten müssen. Defensiv-Ass Han Ying (WRL 12) sowie die deutsche Meisterin und German Open-Siegerin Shan Xiaona (WRL 19) sind nicht startberechtigt.
Somit müssen es Wu Jiaduo (WRL 32), Petrissa Solja (WRL 40), Irene Ivancan (WRL 46), Kristin Silbereisen (WRL 51) und Sabine Winter (WRL 79) zu richten versuchen. Als WM-Ziel wurde das Viertelfinale ausgegeben.
Irene Ivancan, die mit dem von Jie Schöpp trainierten Team im vergangenen Jahr Europameisterin geworden ist, geht allerdings in die Offensive: „Im Vorfeld war das schwierig, weil viele Leute gefragt haben, ob jetzt die zweite Mannschaft spielt. Man kann jetzt darüber sinnieren, wie gut eine Mannschaft mit Nana und Ying wäre. Fakt ist aber: Wir haben jetzt diese Mannschaft und werden alles rausholen.“ Und die 1.82 Meter große Abwehrspielerin fügt hinzu: „Ich rede auch nicht wie andere um den heißen Brei herum. Ich will mit dem Team eine Medaille holen, nur das zählt für mich.“ Mannschaftskollegin Kristin Silbereisen ergänzt: „Wir haben auch ohne Ying und Nana eine starke Mannschaft. Ich hoffe, wir können wieder in das Viertelfinale einziehen. Dann ist alles möglich.“
Das deutsche Aufgebot in Tokio
Herren
Dimitrij Ovtcharov (Verein: Fakel Orenburg, Weltrangliste: 4, Länderspiele: 69)
Timo Boll (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltrangliste: 9, Länderspiele: 123)
Patrick Baum (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltrangliste: 21, Länderspiele: 40)
Patrick Franziska (Verein: TTC Fulda-Maberzell, Weltrangliste: 37, Länderspiele: 14)
Steffen Mengel (Verein: TTC Frickenhausen, Weltrangliste: 49, Länderspiele: 8)
Damen
Wu Jiaduo (Verein: Metz TT, Weltrangliste: 32, Länderspiele: 79)
Petrissa Solja (Verein: Linz AG Froschberg, Weltrangliste: 40, Länderspiele: 7)
Irene Ivancan (Verein: ttc berlin eastside, Weltrangliste: 46, Länderspiele: 17)
Kristin Silbereisen (Verein: ttc berlin eastside, Weltrangliste: 51, Länderspiele: 74)
Sabine Winter (Verein: SV DJK Kolbermoor, Weltrangliste: 79, Länderspiele: 19)
Zeitplan der deutschen Gruppen-Spiele
Herren, Gruppe B:
Montag, 28. April, 10.00 Uhr Ortszeit (3 Uhr deutscher Zeit): Deutschland – Singapur
Dienstag, 29. April, 16.30 Uhr (9.30 Uhr): Deutschland – Dänemark
Mittwoch, 30. April, 10.00 Uhr (3 Uhr): Deutschland – Kroatien
Mittwoch, 30. April, 19.30 Uhr (12.30 Uhr): Deutschland – Hongkong
Donnerstag, 1. Mai, 13.00 Uhr (6 Uhr): Deutschland – Ukraine
Damen, Gruppe D:
Montag, 28. April, 13.00 Uhr Ortszeit (6 Uhr deutscher Zeit): Deutschland – Kroatien
Dienstag, 29. April, 10.00 Uhr (3 Uhr): Deutschland – Ukraine
Dienstag, 29. April, 16.30 Uhr (9.30 Uhr): Deutschland – Tschechien
Mittwoch, 30. April, 16.30 Uhr (9.30 Uhr): Deutschland – Hongkong
Donnerstag, 1. Mai, 10.00 Uhr (3 Uhr): Deutschland – Serbien
Tischtennis-WM 2014: Auslosungen, Ansetzungen, Ergebnisse, Berichte auf der Website der ITTF