Was nach dem klaren 3:0-Hinspielsieg des 1. FC Saarbrücken TT in Biberach zu erwarten war, ist eingetreten. Zwar verloren die Saarländer vor 1.100 Fans in der Joachim-Deckarm-Halle – unter den Augen von Polit-Prominenz wie Saarlands Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer – das Rückspiel gegen befreit aufspielende Ochsenhausener mit 1:3, der erste internationale Titelgewinn war ihnen jedoch nicht mehr zu nehmen. Drei Sätze musste man dazu gewinnen, für die ersten beiden sorgte Bojan Tokic, der im packenden Duell mit Liam Pitchford zwar knapp den Kürzeren zog, aber den 1.FCS in eine strategisch sehr günstige Position brachte. Ein einziger Satz fehlte noch zur Sektdusche – und der scheidende Bastian Steger ließ es sich in seinem letzten Match im Dress der Saarländer nicht nehmen, diesen gegen Kirill Skachkov einzutüten. Um 19:55 Uhr gab es die ersten Jubelszenen und ein kleines Freudentänzchen, bis der luxemburgische Referee die Akteure freundlich bat, das Match fortzusetzen.
Es folgten nach Stegers Sieg noch zwei unterhaltsame Spiele, auch mit dem einen oder anderen Ball für die Galerie, wobei die Ochsenhausener größeren Siegeswillen zeigten, die nach der bösen Hinspielschlappe unbedingt die Saison mit einem Erfolgserlebnis beenden wollten. Nach einer Gesamtspieldauer von gut zweieinhalb Stunden verwandelte Kirill Skachkov seinen zweiten Matchball gegen Bojan Tokic.
Verdient nahmen die Saarländer den Pokal entgegen und feierten ausgelassen und mit reichlich Sekt den ersten internationalen Titelgewinn des 1. FC Saarbrücken. Mit dem nationalen Pokalgewinn 2011/12 kann man nun schon zwei große Erfolge vorweisen, die dem Traditionsverein aus dem Südwesten Deutschlands einen Zugewinn an Prestige bescheren.
Die Oberschwaben ließen die Köpfe nicht hängen, hatten sie doch die Verhältnisse wieder einigermaßen gerade gerückt und mussten sich nichts vorwerfen. Die drei Spieler, die auch in der Saison 2014/15 das TTF-Trikot tragen werden, waren zum Einsatz gekommen und hatten sich ansprechend präsentiert. Der in seine Heimat zurückkehrende Ryu Seung Min hatte das Geschehen von der Bank aus verfolgt und seine Teamkollegen angefeuert.
Stimmen zum Spiel
Tiago Apolonia: „Es war der erste internationale Titel für mich im Mannschaftstischtennis. Daher bin ich sehr glücklich. Natürlich hätte ich auch gerne mein Einzel gegen Simon Gauzy gewonnen, doch nach Bastis Satzgewinn gegen Kirill [Skachkov] war ja alles klar und bei uns dann die Luft raus. Das war wichtig für uns Spieler und den Verein und wird uns auch im nächsten Jahr, dann ohne Basti und mit Adrien Mattenet, einen Kick geben. Das haben wir jedenfalls schon mal erreicht und das kann uns keiner mehr nehmen.“
Bojan Tokic: „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Titel gewonnen haben, auch wenn ich schon ein alter Hase im ETTU-Cup bin. Ich habe heute den Pokal zum dritten Mal in meiner Karriere gewonnen, 2002 mit Montpellier, 2006 mit Frickenhausen und jetzt mit Saarbrücken. Natürlich will man seine Spiele immer gewinnen, schließlich ist Tischtennis auch ein individueller Sport. Dass das heute nicht wieder geklappt hat, ist aber nicht tragisch, was zählt ist der Pokal, den wir uns durch die starke Leistung in Ochsenhausen verdient haben. [Augenzwinkernd] Noch ein Gutes hat es, jetzt lässt man uns die nächsten zwei Jahre in Saarbrücken in Ruhe und verlangt von uns keine weiteren Titel.“
Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic: „Verloren hatten wir es in Biberach, als nichts zusammenlief, wir mental nicht mit der Situation zurechtkamen und förmlich „geplatzt“ sind. Heute haben wir gut gekämpft und gezeigt, dass man mit uns auch in Zukunft rechnen muss und dass wir mit einem Team wie Saarbrücken, dem ich herzlich gratulieren möchte, auf Augenhöhe sind. Hut ab vor Liam, Kirill und Simon, die Wille und Charakter gezeigt haben.“
TTF-Sportmanager Daniel Zwickl: „Wir konnten nicht mehr ernsthaft damit rechnen, den Pokal zu gewinnen. Heute ging es darum, etwas fürs Selbstvertrauen zu tun und zu zeigen, dass unsere jungen Spieler, zu denen Hugo Calderano stößt, mit jedem mithalten können. Es ist sehr wichtig, gerade für junge Spieler, die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden, auch wenn es nur ein kleines ist wie heute.“
1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3
Bojan Tokic – Liam Pitchford 2:3 (6:11, 12:10, 10:12, 11:3, 15:17)
Bastian Steger – Kirill Skachkov 3:0 (11:8, 11:8, 12:10)
Tiago Apolonia – Simon Gauzy 1:3 (6:11, 11:5, 10:12, 5:11)
Bojan Tokic – Kirill Skachkov 2:3 (11:13, 11:5, 5:11, 11:6, 8:11)