Di., 7. Januar 2025
spot_img
StartNews-ArchivTTBL: Spannung vor dem großen Finale

TTBL: Spannung vor dem großen Finale

Die letzte Entscheidung im deutschen Tischtennissport vor der Sommerpause steht an – und das ist eine ganz wichtige. Am Sonntag um 13 Uhr wird sich die Frankfurter Fraport Arena in ein Tollhaus verwandeln, wenn sich Rekord-Champion Borussia Düsseldorf, der den 26. Meistertitel der Vereinsgeschichte anstrebt, und Herausforderer TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell gegenübersehen. Die Osthessen waren die Mannschaft der Saison 2013/14, schlossen die Punktrunde als souveräner Erster mit 32:4 Zählern ab und besiegten dabei gleich zweimal die Borussia. Und in den Play-offs blieb der später ETTU-Cup-Sieger Saarbrücken gegen Franziska & Co. chancenlos. Dennoch gehen sie gegen Boll & Co. nur als Außenseiter ins Rennen.

Alleine schon deshalb, weil die Rheinländer eine klassische Finalmannschaft sind und immer dann gewonnen haben, wenn es um richtig viel ging. Zudem hat man mit Timo Boll eine Nummer eins, die in Endspielen meist zu Höchstform aufläuft, dabei gelassen bleibt und gegen Abwehr besonders gerne spielt.

Mit Kamal Sharath Achanta verfügt man zudem über einen Spieler, der – sofern an Position drei aufgestellt – gute Chancen besitzt, einen weiteren, vielleicht den entscheidenden Punkt beizusteuern. Der Inder ist nicht nur spielerisch ausgereift, sondern auch nervenstark.

Und schließlich gibt es da noch einen Patrick Baum, der seinem künftigen Arbeitgeber nichts schenken wird und sich mit seinem 90. Bundesliga-Einzelsieg aus Düsseldorf verabschieden will. Auch wenn der Linkshänder aus Rheinhessen dort zuletzt gar nicht zurechtkam und sich nicht angemessen behandelt fühlte, bekräftigt er: „Wenn das Spiel beginnt, will man gewinnen und denkt nicht daran, dass man in der kommenden Spielzeit für den Gegner spielt. Man will mit dem Renommee ‘Meister’ beim neuen Arbeitgeber antreten.“ Mit einem Einsatz des künftigen Hageners Ricardo Walther ist nicht zu rechnen, auch die Karten von Christian Süß, der wie Baum pikanterweise kommende Saison für Fulda aufschlägt, stehen nicht allzu gut.

Nicht wenige, zumal in Hessen, gönnen es den Maberzellern, die in den letzten Jahren und besonders in dieser Saison die Fans mit tollem Tischtennis begeistert haben und noch nie einen Titel in die Rhön holen konnten – die Vitrine im Düsseldorfer Vereinsheim platzt hingegen mit 61 Siegespokalen aus allen Nähten. Zudem haben viele Tischtennisfans ein Faible für gute Abwehrspieler – und Wang Xi und Ruwen Filus haben nicht nur das Fuldaer Publikum monatelang damit verwöhnt.

Und schließlich ist es die Saison des künftigen Düsseldorfers Patrick Franziska, der seinen vermutlich endgültigen Durchbruch in der deutschen Topliga geschafft hat und – inklusive Play-off-Halbfinale – mit einer 17:5-Bilanz seine Aufwartung in der Stadt macht, in der er unter Helmut Hampl tausende Trainingseinheiten absolviert hat. Für den fast 1,90 Meter langen Odenwälder also ein besonderes Heimspiel. Sein „Wohnzimmer“ möchte er zu gerne mit dem Meisterpokal verlassen, doch die Aufgabe ist schwierig, vielleicht zu schwierig, zumal man schon ein wichtiges Endspiel in dieser Saison gegen die Borussia verloren hat und im nationalen Pokalfinale in der Stuttgarter Porsche-Arena ein ganzes Stück von einem Erfolg entfernt blieb.

Timo Boll verspürt keine Lust, diesmal selbst nur „zweiter Sieger“ zu werden: „Wir haben das WM-Finale verloren. Das reicht. Dem Gegner gratulieren zu müssen ist ein unschönes und ziemlich doofes Gefühl. Wir haben beide Ligaspiele gegen Fulda verloren. Aber als es in Stuttgart um den Pokalsieg ging, waren wir fit und haben gewonnen.“

Bei den Fans wird hingegen der Herausforderer aus Osthessen klar dominieren. Unter den 3.500 Zuschauern in der bereits ausverkauften Halle – im Vorjahr bei der Frankfurter Final-Premiere zwischen Bremen und Ochsenhausen waren es „nur“ 2.500 – werden vermutlich viermal so viele Fuldaer wie Düsseldorfer Fans sein. Sie wollen die Fraport-Arena zum Beben bringen und ihre Helden zum Sieg puschen.

Doch gerade einen Timo Boll, dessen Stress-Resistenz fast schon legendär ist, beeindruckt das wenig: „Es ist immer schön, wenn die Zuschauer für gute Stimmung sorgen. Dann fühle ich mich als Spieler besonders wohl.“ Der Hesse Boll kann sich zudem sicher sein, dass er auch am Sonntag nicht ausgepfiffen wird – Frankfurt ist schließlich auch für Deutschlands Tischtennis-Sympathieträger Nummer eins eine Art Heimspiel.

Verwandte Artikel

Meist gelesene

Must Read