Vielen wird es vor wenigen Tagen anlässlich der Auslosung zur European Champions League 2014/15 bereits aufgefallen sein, wo man den Namen eines der erfolgreichsten Klubs der europäischen Tischtennisgeschichte vergeblich suchte. Dort war nämlich nicht mehr vom SVS Niederösterreich – vergangene Saison noch zweimaliger Düsseldorf-Bezwinger in der Gruppenphase – die Rede, sondern von „Weinviertel Niederösterreich“, das mit Werder Bremen, Chartres ASTT und Eslövs BTK Bordtennis in Gruppe B gelost wurde.
Nach 16 Jahren unter dem Markenzeichen SVS wurde nämlich die Umbenennung von Österreichs Rekordmeister und Königsklassen-Sieger von 2007/08 erforderlich, da die Kooperation der Vereine SVS Schwechat und Union Wolkersdorf zu Ende ging. Diese war seinerzeit unter dem Namen SVS Niederösterreich besiegelt worden. Künftige Spielstätte ist auch nicht mehr das Multiversum der Werner Schlager Academy in Schwechat, sondern wie früher die Wolkersdorfer Schlossparkhalle.
Eine weitere Ära ging zu Ende: nach 13 Jahren muss Weinviertel Niederösterreich nun auf Defensiv-Ass Chen Weixing verzichten, der dem Klub zu teuer geworden war und daraufhin nach Polen wechselte. Doch fand man für die 42-jährige, austro-chinesische Tischtennis-Ikone würdigen Ersatz, der eigentlich mehr als nur Ersatz ist. Mit Hou Yingchao kehrte ein vielleicht sogar noch gefährlicherer, in jedem Fall aber acht Jahre jüngerer Defensivstratege in die Alpenrepublik zurück.
Hou hatte bereits in der Saison 2006/07 für den SVS aufgeschlagen – damals reichte es immerhin zum Finaleinzug in der Champions League. Nun tritt der hochgewachsene Chinese, der zuletzt für den russischen Vizemeister und ECL-Halbfinalisten UMCC gespielt hatte, an der Seite von Stefan Fegerl, Daniel und Dominik Habesohn für Weinviertel Niederösterreich an. Hou wird allerdings nicht vor Ort trainieren und immer aus Peking zu den Spielen anreisen.
Sein Engagement kam auf Vermittlung Fegerls zustande, dessen Lebensgefährtin die in Peking geborene österreichische Nationalspielerin Li Qiangbing, Tochter des ehemaligen chinesischen Cheftrainers Li Xiaodong, ist.
Hou soll eine Woche nach dem Champions-League-Auftakt am ersten September-Wochenende auch im österreichischen Cup eingesetzt werden, womit seine Nominierung im nächsten Frühjahr in den Bundesliga-Play-offs möglich wäre. Und dort hat der Ex-SVS alias Weinviertel etwas gutzumachen, der vor einigen Wochen sensationell das Meisterschaftsfinale 2013/14 gegen den bis dahin „ewigen Zweiten“ SPG Walter Wels verlor.