Zehn teilweise hochkarätig besetzte Erstligisten – darunter mit Düsseldorf und Fulda-Maberzell zwei absolute Topklubs – sorgen dafür, dass auch die Saison 2014/15 äußerst interessant zu werden verspricht. Auch wenn Tischtennis-Ikonen wie Chuang Chih-Yuan und Ryu Seung Min die Liga verlassen haben, dürfte das Niveau hoch bleiben. Neue Gesichter wie Panagiotis Gionis, Gustavo Tsuboi oder Hugo Calderano wollen für Furore sorgen.
Der erste Spieltag steht bereits in knapp vier Wochen an, den Auftakt bildet die Partie zwischen dem Boll-Team und dem Play-off-Halbfinalisten der Vorsaison aus Frickenhausen am 23. August.
Weltklassespieler findet man nicht nur in Reihen der beiden Finalisten von 2013/14, sondern etwa auch bei den Teams aus Saarbrücken, Bremen, Grenzau und Frickenhausen. Und Bergneustadt ist für einen Aufsteiger auch richtig gut besetzt und für jeden Ligarivalen ein gefährlicher Gegner.
Nachfolgend eine kurze Übersicht über die Bundesligisten, ihre Ziele und Chancen.
Borussia Düsseldorf
In der ersten Saisonhälfte schwach, drehte der „FC Bayern des Tischtennissports“ seit Anfang 2014 mächtig auf und brachte mit Pokal und deutscher Meisterschaft doch noch zwei wichtige Titel nach Hause. Zwar gaben die Rheinländer mit Patrick Baum, Christian Süß und Ricardo Walther gleich drei Spieler ab, dafür stießen mit dem vormaligen Fuldaer Patrick Franziska und dem griechischen Top-Abwehrspieler Panagiotis Gionis zwei Hochkaräter zum Boll-Team, dem auch der spielstarke Inder Kamal Sharath Achanta weiterhin angehört. Der Rekordmeister strebt auch in der Saison 2014/15 Erfolge in sämtlichen Wettbewerben an und geht – zumindest was die nationale Ebene betrifft – als eindeutiger Favorit ins Rennen.
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell
Die Osthessen spielten 2013/14 die beste Saison der Vereinsgeschichte und waren nicht weit vom ersten Titelgewinn entfernt, auch wenn man in den beiden Endspielen auf nationaler Ebene den Düsseldorfer Borussen noch zum Sieg gratulieren musste. Und auch in dieser Spielzeit kann man von den Maberzellern einiges erwarten. Den Weggang von Patrick Franziska und dem nur selten zum Einsatz gekommenen Philipp Floritz dürfte man mit den Neuzugängen Patrick Baum und Christian Süß – beide aus Düsseldorf gekommen – locker kompensiert haben. Und mit dem inzwischen fast schon legendären Wang Xi sowie DTTB-Nationalspieler Ruwen Filus stehen zwei extrem starke Defensiv-Asse bereit, um Großes zu erreichen. Mit den heißblütigen Fans im Rücken könnte diesmal der erste Titel der Klubhistorie in die Rhön gehen.
TTC matec Frickenhausen
Der Ex-Meister aus dem Neuffener Tal belegte dank eines bärenstarken Koki Niwa in der letzten Saison Rang drei in der TTBL-Punktrunde und scheiterte in den Play-offs am späteren Meister Düsseldorf. Von der Stammbesetzung ist nur Weltklasse-Japaner Niwa geblieben, den – wenn er nicht dabei sein kann – sein ambitionierter 18-jähriger Landsmann Masataka Morizono vertritt. Ob der Russe Mikhail Paykov und Trainersohn Qiu Liang die Angänge von Steffen Mengel (zum TTC Schwalbe Bergneustadt) und Wang Yang (nach Polen) eins zu eins ersetzen können, erscheint fraglich. Ein Mittelfeldplatz für den „Tälesklub“ ist sicher eine realistische Prognose, im Rennen um die Play-offs scheinen andere jedoch stärker besetzt zu sein.
1.FC Saarbrücken TT
Der ETTU-Cup-Sieger und Play-off-Halbfinalist von der Saar dürfte auch 2014/15 zu den aussichtsreichsten Play-off-Anwärtern zu zählen sein. Zwar musste man mit Bastian Steger, im Juli 2014 als Nummer 20 der Welt notiert, den Topspieler an Werder Bremen abtreten, doch sorgte man mit dem aus Plüderhausen gekommenen Adrien Mattenet für halbwegs adäquaten Ersatz. Der Franzose, der beim SVP enttäuschte, war Anfang 2012 noch die Nummer 19 des ITTF-Rankings. Nach zwei durchwachsenen Jahren möchte er nun wieder richtig angreifen. Geblieben sind mit dem sympathischen Portugiesen Tiago Apolonia und dem extrovertierten Slowenen Bojan Tokic zwei Leistungsträger, die von dem belgischen Linkshänder Cedrick Nuytinck als Nummer vier unterstützt werden.
SV Werder Bremen
Die von dem Rumänen Cristian Tamas trainierten Grün-Weißen, die 2012/13 sensationell Deutscher Meister wurden, blieben trotz unveränderter Besetzung letzte Saison hinter den Erwartungen zurück und verfehlten die Play-offs. Das soll nicht wieder passieren, auch wenn man künftig auf Weltklassespieler Chuang Chih-Yuan verzichten muss. Für den Mann aus Taiwan kam mit Bastian Steger hochkarätiger „Ersatz“ aus Saarbrücken. Die Rumänen Adrian Crisan und Constantin Cioti blieben an Bord. Mit ihrem vom Zweitligisten Jülich für Paul Drinkhall gekommenen Landsmann Hunor Szöcs haben die „Nordlichter“ eine Verstärkung mit Perspektive bekommen. Drei Spieler und der Trainer aus Rumänien – der SV Werder darf künftig getrost als rumänische Nationalmannschaft im Exil bezeichnet werden.
TTC Zugbrücke Grenzau
Beim Traditionsklub aus dem Westerwald, in der „ewigen“ Bundesligatabelle immer noch die Nummer zwei – hinter Düsseldorf und vor Ochsenhausen -, hat sich gar nicht so viel verändert. Der Tabellensechste der Vorsaison hat sich vom Tschechen Lubomir Jancarik getrennt – keine leichte Entscheidung – und dafür aus Hagen den 21-jährigen Dänen Jonathan Groth geholt. Die Truppe von Cheftrainer Anton Stefko und Spielertrainer Tomas Pavelka würde diesmal zu gerne den Sprung in die Play-offs schaffen. Das wird schwierig, ist aber keineswegs unmöglich, zumal man mit Andrej Gacina einen der besten Europäer als Nummer eins aufweisen kann. Der 19-jährige Japaner Masaki Yoshida ist ebenso für wichtige Punkte gut – in seiner ersten Saison im Oberhaus spielte der schmächtige, wendige Asiate auf Anhieb ausgeglichen.
TTF Liebherr Ochsenhausen
Nach einer durchwachsenen Saison 2013/14 entschied man sich beim dreimaligen Deutschen Meister bewusst nicht dafür, Stars einzukaufen, um Erfolge zu erzwingen, obwohl die finanziellen Mittel vorhanden gewesen wären. Für den in sein Heimatland als Trainer zurückgegangenen Ex-Olympiasieger Ryu Seung Min verpflichtete man stattdessen mit dem gerade 18 gewordenen Brasilianer Hugo Calderano ein Riesentalent aus Südamerika. Man verfolgt konsequent die Linie, nicht mehr „fertige“ Asse nach Oberschwaben zu lotsen, sondern die Stars von morgen selbst auszubilden und im Liebherr Masters College nach oben zu bringen. Mit einem Schnitt von 20 Jahren stellen die TTF nunmehr folgerichtig die jüngste Mannschaft der TTBL. Dafür nimmt man in Kauf, dass es zwei, drei Jahre dauern könnte, bis man wieder oben angreifen kann. Die jungen Spieler sollen wenig Druck haben, deswegen gibt man diesmal kein Saisonziel vor und verzichtet für ein Jahr auch auf internationale Wettbewerbe. Liam Pitchford (20), Simon Gauzy (19) und der 26-jährige „Oldie“ Kirill Skachkov sind an Bord geblieben.
TTC Hagen
Die Westfalen standen letzte Saison monatelang im Abstiegskampf, besiegten dann aber die unmittelbaren Rivalen und sicherten sich am Ende relativ souverän den achten Rang. Bis auf den Rumänen Ovidiu Ionescu ist das neue Hagen nicht mehr mit dem alten identisch. Maharu Yoshimura und Jonathan Groth verließen den Verein, Ricardo Walther und der neue Spitzenspieler Chiang Hung-Chieh – früher in Gönnern und Hanau aktiv – kamen. Saisonziel bleibt, wie könnte es anders sein, der Klassenerhalt. Und es dürfte nicht weniger schwer werden als 2013/14, zumal es seit längerer Zeit mal wieder zwei Klubs erwischen könnte. Der Zuschauerzuspruch war in der Debüt-Saison bescheiden, auch hier sollte sich etwas tun, will sich Hagen auf längere Sicht oben etablieren.
Post SV Mühlhausen
Die Thüringer standen letzte Saison lange mit dem Rücken zur Wand. Viele sahen im Post SV den Abstiegskandidaten Nummer eins – und sie schienen richtig zu liegen, aber nur bis zum letzten Spieltag. Mit großem Team Spirit besiegte der Underdog den nominell ungleich stärker besetzten SV Plüderhausen im „Abstiegsendspiel“ und blieb erstklassig. Experimente gibt es in Mühlhausen auch im zweiten TTBL-Jahr nicht, die Truppe blieb als einzige unverändert. Routinier Lars Hielscher, Matiss Burgis, Bohumil Vozicky und Michal Bardon werden auch in der neuen Saison schwer zu kämpfen haben. Ein Pluspunkt bleibt die Begeisterung der Fans, die die schmucke vereinseigene Halle am Kristanplatz immer wieder zum Hexenkessel machen.
TTC Schwalbe Bergneustadt
Mit dem souveränen Meister der 2. Bundesliga Nord gibt ein Erstliganeuling seine Visitenkarte im Konzert der Großen ab. Und der Klub aus dem Bergischen Land dürfte gute Chancen auf den Klassenerhalt besitzen. Neue Nummer eins ist der brasilianische Linkshänder Gustavo Tsuboi, im Juli immerhin die Nummer 36 der Welt. Tsuboi und der Kroate Frane Kojic gehören der Ochsenhausener Trainingsgruppe an. Zudem verfügt der Aufsteiger mit Benedikt Duda über eine der großen Zukunftshoffnungen des DTTB und mit dem aus Frickenhausen gekommenen Deutschen Einzelmeister von 2013 Steffen Mengel über einen Nationalspieler mit großem Kämpferherz. Unter normalen Umständen müsste das reichen, um erstklassig zu bleiben.
Aufstellungen
Borussia Düsseldorf: 1 Timo Boll (2639 QTTR-Ranglisten-Punkte), 2 Panagiotis Gionis (2536), 3 Patrick Franziska (2509), Kamal Sharath Achanta (2518).
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell: 1 Wang Xi (2567), 2 Ruwen Filus (2541), 3 Patrick Baum (2512), [4 Christian Süß].
TTC matec Frickenhausen: 1 Koki Niwa (2525), 2 Masataka Morizono (2505), 3 Mikhail Paykov (-), 4 Liang Qiu (2293).
1. FC Saarbrücken TT: 1 Tiago Apolonia (2494), 2 Bojan Tokic (2483), 3 Adrien Mattenet (2426).
SV Werder Bremen: 1 Bastian Steger (2520), 2 Adrian Crisan (2483), 3 Constantin Cioti (2409), 4 Janos Hunor Szocs (2382).
TTC Zugbrücke Grenzau: 1 Andrej Gacina (2501), 2 Masaki Yoshida (2481), 3 Jonathan Groth (2392), [4 Tomas Pavelka].
TTF Liebherr Ochsenhausen: 1 Liam Pitchford (2476), 2 Kirill Skachkov (2444), 3 Simon Gauzy (2456), 4 Hugo Calderano (2432).
TTC Hagen: 1 Chiang Hung-Chieh (2432), 2 Ricardo Walther (2426), 3 Ovidiu Ionescu (2407).
Post SV Mühlhausen: 1. Lars Hielscher (2390), 2 Bohumil Vozicky (-), 3 Mattis Burgis (2376).
TTC Schwalbe Bergneustadt: 1 Steffen Mengel (2526), 2 Gustavo Tsuboi (2453), 3 Benedikt Duda (2362), [4 Frane Kojic].