Zehn Tage vor dem 1. Spieltag der TTBL 2014/15 sprachen wir mit Manfred Gstettner, dem 78-jährigen Präsidenten und Macher des sechsmaligen Deutschen Meisters TTC Zugbrücke Grenzau
Gstettner ist Grenzaus „Mister Tischtennis“, Visionär und Mann der Tat zugleich, ohne den es niemals Tischtennis auf höchstem Niveau in jenem verträumten Winkel des Westerwaldes gegeben hätte.
Wir wollten unter anderem wissen, was man besser machen kann als in der Vorsaison, welches Potenzial die weiter verjüngte Truppe besitzt und wie die finanziellen Rahmenbedingungen im Brexbachtal aussehen.
Herr Gstettner, wie fällt rückblickend Ihr Urteil über das Abschneiden Ihres Klubs in der Saison 2013/14 aus, in der die Play-offs knapp verpasst wurden?
„Unter dem Strich war ich eigentlich sehr zufrieden. Unsere Mannschaft hat den Fans einiges geboten. Bei den Siegen gegen die Topmannschaften aus Düsseldorf und Fulda-Maberzell wurde die Zugbrückenhalle zum Hexenkessel, die Menschen waren begeistert. Besonders starke Leistungen wurden meist gegen die „Großen“ gezeigt, wie auch bei den Siegen in Saarbrücken oder zu Hause gegen Ochsenhausen, bei denen die Mannschaft spielerische Klasse und große Moral offenbarte. Dies gilt natürlich ebenso für den klaren Pokalerfolg im Achtelfinale beim damals amtierenden Deutschen Meister Werder Bremen. Das Team schaffte es später beim Endrundenturnier in der Stuttgarter Porsche-Arena bis ins Halbfinale und scheiterte dort erst am späteren Cupsieger Düsseldorf. Hervorzuheben ist Andrej Gacina, der sich als echter Spitzenspieler erwiesen und Topleute wie Boll und Wang Xi geschlagen hat.“
Aber woran hat es gelegen, dass es eben nicht gereicht hat? Auch im ETTU-Cup hätte man sich vermutlich etwas mehr erhofft als lediglich das Viertelfinale.
„Ein kleiner Tick hat nur gefehlt, um in die Meisterschafts-Play-offs einzuziehen. Es lag letztlich an einer Personalie. Da unser japanisches Toptalent Masaki Yoshida den ganzen Januar wegen wichtiger Verpflichtungen in seiner Heimat ausfiel, verloren wir in dieser Zeit wichtige Spiele und den Anschluss nach oben. Dennoch hätten wir das am Ende beinahe noch wettgemacht. In die Zeit ohne unseren „Youngster“ fiel auch das unglückliche Ausscheiden im ETTU-Cup-Viertelfinale gegen Wels. In Bestbesetzung wäre auch in diesem Wettbewerb sehr viel mehr möglich gewesen. Yoshida war – neben Andrej Gacina – der wichtigste Leistungsträger. Seinen Ausfall konnten wir nicht kompensieren.“
Der Tscheche Lubomir Jancarik hat die Fans einige Male richtig begeistert und manchen Gegner mit tollem Kampfgeist niedergerungen. Fiel Ihnen die Trennung von ihm schwer?
„Ja, wir waren mit Lubomir wirklich zufrieden, dessen Kampfgeist stets vorbildlich war. Dennoch haben wir uns schweren Herzens zur Trennung entschieden, da wir die Mannschaft weiter verjüngen und somit zukunftsfähiger machen wollten. Wir sind überzeugt, mit dem jungen Dänen Jonathan Groth den richtigen Mann ins Brexbachtal geholt zu haben. Groth hat das Potenzial, bei uns einen weiteren, vielleicht entscheidenden Sprung nach vorne zu machen.“
Was kann und soll die verjüngte Grenzauer Mannschaft 2014/15 erreichen?
„Unser Saisonziel ist zunächst einmal eine gute Platzierung. Doch die Mannschaft besitzt auch eindeutig das Potenzial, diesmal die Play-offs zu erreichen, sofern die Spieler von Verletzungspech verschont bleiben und das nötige Quäntchen Glück hinzukommt. Und natürlich wollen wir auch im Pokal weit kommen. Wir haben diesmal ein relativ leichtes Spiel im Achtelfinale gegen einen Zweit- oder Drittligisten – und wenn man erst mal im „Final 8″ steht, ist sowieso alles möglich. Wir denken aber nicht nur an konkrete Platzierungen, sondern wollen einfach auch den Tischtennisfreunden etwas Besonderes bieten. Unser Team will wieder attraktives Tischtennis zeigen und die Herzen der Fans gewinnen. Wir wollen, dass die Zuschauer voll auf ihre Kosten kommen.“
Hand aufs Herz: Wie groß sind in Grenzau die Sparzwänge oder können Sie finanziell aus dem Vollen schöpfen?
„Natürlich wird es nicht einfacher, die finanziellen Rahmenbedingungen sicherzustellen – viele Sponsoren müssen sparen. Doch erstklassiger Tischtennissport ist das Markenzeichen Grenzaus und hat es weit über Deutschlands Grenzen hinaus berühmt gemacht. Deshalb werden wir auch in Zukunft alles dafür tun, dass Grenzau als Standort von Spitzentischtennis erhalten bleibt.“
Herr Gstettner, wir danken Ihnen herzlich für dieses Gespräch und wünschen dem TTC Zugbrücke Grenzau viel Glück in der neuen Saison!