Das hatte man sich ganz anders vorgestellt. Die favorisierte deutsche Nationalmannschaft ist bei dem Vorhaben gescheitert, bei den TMS 2014 European Team Table Tennis Championships in Lissabon ihren Europameister-Titel zu verteidigen.
Seit Aarhus 2005 hatte man keine einzige EM-Partie mehr verloren und von 2007 an sechsmal in Folge Gold geholt. Im verflixten siebten Jahr ist die tolle Serie nun gerissen. Gegen den entfesselt aufspielenden Gastgeber, der von mehr als 2.000 Fans frenetisch angefeuert wurde, musste man im Finale eine bittere 1:3-Niederlage hinnehmen.
Die Portugiesen haben sich durch eine extrem starke Leistung im Endspiel, dies gilt besonders für Marcos Freitas und Tiago Apolonia, ihren ersten EM-Titelgewinn der Geschichte redlich verdient.
Dass Steffen Mengel, taktisch an Position zwei aufgestellt, gegen den Weltranglistenzwölften Marcos Freitas (Foto) nicht punkten würde, war eingeplant. Ein Überraschungssieg des langen Siegerländers wäre natürlich ein Bonuspunkt gewesen, der das Unternehmen Titelverteidigung frühzeitig in eine erfolgversprechende Richtung gelenkt hätte. Doch der Bergneustädter Bundesligaprofi spielte recht ordentlich mit, blieb jedoch ein gutes Stück von einem Erfolg entfernt.
Nicht tragisch, zumal ein bärenstarker Timo Boll den Ex-Saarbrücker Joao Monteiro anschließend deklassierte und für den Ausgleich sorgte.
Nun glaubten fast alle, der Weltranglistenfünfte Dimitrij Ovtcharov würde den Titelverteidiger gegen den Saarbrücker TTBL-Spieler Tiago Apolonia (WRL 20) erstmals in Führung bringen. Doch Apolonia, der schon einige Male sehr gut gegen „Dima“ ausgesehen hatte, zeigte eine vorzügliche Leistung und legte eine 2:0-Satzführung vor, musste dann zwar den dritten Durchgang in der Verlängerung abgeben, holte aber im vierten Satz einen 3:6-Rückstand auf und gewann am Ende das Match.
Eine kleine Vorentscheidung war gefallen, mehr jedoch noch nicht. Timo Boll konnte gegen Freitas für den Ausgleich und ein alles entscheidendes fünftes Match Mengel vs. Monteiro sorgen. Doch diesmal war die Last auf den Schultern des bis dahin im Turnier so außerordentlich souveränen Odenwälders zu groß. Gegen den begeisternd aufspielenden Ex-Ochsenhausener Freitas konnte Boll die Kastanien nicht aus dem Feuer holen. Nach dem 3:1-Sieg (12:10, 5:11, 11:6, 11:9) des Portugiesen im Linkshänderduell war der Jubel in der Halle unbeschreiblich.
Gedrückt war indes die Stimmung beim deutschen Tross, wobei man auch ein wenig Pech konstatieren muss angesichts der Ausfälle von Patrick Baum und Patrick Franziska, die man eben ein einziges Mal nicht kompensieren konnte.
Dennoch muss klipp und klar gesagt werden, dass der verdiente Mannschafts-Europameister 2014 Portugal heißt. Zudem ist es für den Tischtennissport in Europa wahrscheinlich gar nicht so schlecht, wenn nach sechs deutschen Titeln im Abonnement mal ein anderer ganz oben auf das Treppchen darf.
Deutschland – Portugal 1:3
Steffen Mengel – Marcos Freitas 0:3 (-8,-8,-8)
Timo Boll – Joao Monteiro 3:0 (7,1,8)
Dimitrij Ovtcharov – Tiago Apolonia 1:3 (-7,-2,11,-9)
Timo Boll – Marcos Freitas 1:3 (-10,5,-6,-9)
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