Sönke Geil ist ein intimer Kenner der internationalen, deutschen und baden-württembergischen Tischtennisszene.
Der langjährige Verbands- und Bundesligatrainer, amtierender Sportdirektor der Kooperation der drei Tischtennis-Verbände in Baden-Württemberg (TTBW), kennt das Liebherr Masters College sehr genau und war erst vor einigen Tagen wieder in Ochsenhausen, um dort mit seinen Schützlingen zu arbeiten.
Nachfolgend ein informatives Interview mit ihm über die Elite-Talentförderung sowie über Chancen und Perspektiven zukunftsgerichteter Jugendarbeit am Ochsenhausener College, in dem mit Hochdruck daran gearbeitet wird, Weltmeister und Olympasieger von morgen zu formen – immer nach der Devise „klein aber fein“.
Herr Geil, Sie trainieren und beobachten in erster Linie die deutschen beziehungsweise TTBW-Talente im College. Welches sind Ihre Schützlinge und welche Fortschritte machen sie?
„Dennis Klein, Tom Mayer und Leonard Süß sind momentan die Jugendlichen im Liebherr Masters College aus Baden-Württemberg. Für alle gilt, dass zuerst ein Anpassungsprozess an die größeren…
Trainingsumfänge und die deutlich höhere Trainingsintensität erfolgen muss. Fortschritte sind permanent sichtbar, auch wenn diese sich natürlich nicht sofort in Ergebnissen ausdrücken. Insbesondere Dennis Klein ist auf einem guten Weg, um auch international noch weiter nach vorne zu kommen.“
Wie schätzen Sie das Trainingsniveau im College ein?
„Wenn sie sich die Ranglistenplatzierungen der Junioren im College anschauen, ist klar, dass wir von einem absoluten Top-Niveau in Europa sprechen müssen.“
Wünschen Sie sich mehr solcher Institutionen wie das LMC in Baden-Württemberg oder ist das auf andere Orte nicht übertragbar?
„Eine Einrichtung dieser Art in Baden–Württemberg ist perfekt; es ist ja gerade die Konzentration der besten Talente an einem Ort die Voraussetzung für ein Weiterentwicklung der Talente. Deshalb schicken wir immer wieder weitere Jugendliche aus Baden-Württemberg zu meist wöchentlichen Trainingsaufenthalten nach Ochsenhausen.“
Was kann der Verband leisten, um das Ochsenhausender Modell zu unterstützen?
„Mittelfristig geht es darum, das System der Talentsichtung und Förderung auch im direkten Umfeld von Ochsenhausen entsprechend zu entwickeln. Es wird darum gehen, den hohen Stellenwert der Sportart Tischtennis in der Region zu nutzen, um möglichst viele Kinder und deren Umfeld für Tischtennis zu begeistern. Diese sind auch die nächsten Fans der TTF Liebherr Ochsenhausen.“
Was halten Sie generell von dem Konzept, Toptischtennis und Talentförderung zu verbinden, wie es in Ochsenhausen am LMC geschieht?
„Die Verbindung ist perfekt, nur so können wir über die Vorbildfunktion der Top-Athleten nach dem Motto „von den Besten lernen“ vorankommen und hohe Ziele erreichen.“
Ist es ein wünschenswerter Anreiz für außergewöhnlich talentierte Nachwuchsspieler, die Chance vor Augen zu haben, bei entsprechend positiver Entwicklung in Ochsenhausen gegebenenfalls in der Bundesliga spielen zu können?
„Talentierte Nachwuchsspieler wollen zuerst an einer Jugend-Europameisterschaft teilnehmen, dann kommt Bundesligaspieler werden; warum nicht in Ochsenhausen?“
Die „Macher“ des Ochsenhausener Projekts sind davon überzeugt, mit Geduld und Augenmaß eine Elite von morgen ausbilden zu können, die irgendwann sogar zum Angriff auf den Tischtennis-Giganten China blasen könnte. Halten Sie das für realistisch oder überzogen?
„Ziele müssen realistisch sein und eine große Herausforderung darstellen. Spieler des LMC sind in den europäischen Jugend- und Junioren-Ranglisten vorne dabei – es muss also Ziel sein auch Asiaten, und irgendwann insbesondere Chinesen, zu schlagen. Dies wird natürlich nur für einige Wenige möglich sein. Voraussetzung hierfür ist sehr hartes und anstrengendes Training. Dafür sind junge Spieler im LMC in Ochsenhausen.“
(Quelle: Liebherr Masters College Ochsenhausen)