Fr, 22. November 2024
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„Spirit des Champions“ – Interview mit Filmemacher Ulli Lommel

Hugo Calderano, mit 19 jüngster Spieler im jüngsten Bundesligateam Deutschlands, ist in seinem Heimatland Brasilien bereits ein Star. Als Panamerika-Champion des Jahres 2015 hat er sich frühzeitig für „seine“ Olympischen Spiele in Rio (5.-21. August 2016) qualifiziert.

Dass der junge Südamerikaner nicht nur ein großartiger Tischtennisspieler ist, sondern auch als Typ, als Persönlichkeit gut herüberkommt und eine besondere Ausstrahlung besitzt, wissen nicht nur die Fans der TTF Liebherr Ochsenhausen.

Mit Ulli Lommel, der sich bereits in den späten 60er- und in den 70er-Jahren einen Namen als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur gemacht und mit Größen wie Fassbinder und Warhol gearbeitet hat, ist auch einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher auf den größten Hoffnungsträger Brasiliens im Tischtennissport aufmerksam geworden.

Lommel hat eine besondere Beziehung zum Spitzensport und zum olympischen Gedanken. Im Sommer 2013 ging er für neun Monate nach Brasilien, um an diversen Projekten zu arbeiten. Er schrieb dort unter anderem ein Buch und produzierte einen Film über Campo Bahia, das offizielle Camp des späteren Weltmeisters Deutschland.

Lommel wird einen Dokumentarfilm über Hugo Calderano und den Zusammenhang zwischen Campo Bahia und den Olympischen Spielen 2016 drehen. Die Dreharbeiten beginnen in den nächsten Tagen in Ochsenhausen und werden im Mai 2016 auf Campo Bahia fortgesetzt. Der Filmemacher wird mit seinem Team am 19.12. in der oberschwäbischen Tischtennis-Hauptstadt eintreffen und dann gleich loslegen. Und tags darauf wird er als Ehrengast das TTF-Bundesligaspiel gegen Werder Bremen in Biberach verfolgen.

 

Herr Lommel, wie sind Sie vom gesellschaftskritischen, avantgardistischen Schauspieler, Filmemacher und Regisseur, der viel mit Fassbinder und Warhol gearbeitet hat, zum Sport als Gegenstand Ihrer Arbeit gekommen?

„Ich war schon immer in den Sport vernarrt, bin im Harz aufgewachsen und war schon mit zwei Jahren auf Skiern unterwegs im Winter, später Eishockey und natürlich pausenlos Fußball und Ping-Pong, nur habe ich es nie zu der mega Klasse von Hugo Calderano gebracht, dessen Bälle ich nur im Traum sehen könnte. Auch als Schauspieler und Regisseur muss ich mich dauernd bewegen und bin deshalb auch immer noch in top shape.“

Campo de Bahia bezeichnen Sie als „magical place“. Worin liegt diese Magie begründet?

„Am Beach von Campo Bahia landeten vor 500 Jahren die Portugiesen. Also von Anfang an eine Art power spot. Dann gibt es den Fluss, den man überqueren muss, um nach Campo Bahia zu gelangen, und die Fahrt mit der Fähre ist eine Reise weit weg vom „Ich“, oder besser gesagt, vom Ego, welches man, wenn man auf der anderen Seite angekommen ist, hinter sich gelassen hat und sich frei fühlt und zuversichtlich, alle nur möglichen Ziele zu erreichen. You feel anything is now possible, und so war das auch mit unserer Mannschaft, die auf Campo Bahia während der WM lebte und sich von dort aus den Titel erträumte.“

Dass sie eine besondere Beziehung zum Fußball haben, hat man an „Campo de Bahia“ sehen können, doch ist es mehr als nur der Fußball, was Sie fasziniert? Ist es der Sport an sich und das konsequente, entbehrungsreiche Hinarbeiten des Sportlers auf ein großes Ziel? Ist es die Faszination des Ehrgeizes, etwas Außergewöhnliches zu schaffen?

„Es ist die Sehnsucht, sich von den Mauern der dritten Dimension zu befreien, fliegen zu lernen wie ein Adler, zu galoppieren wie ein Mustang und zu verspüren, wie das Blut in deinen Adern pocht und durch deine Muskeln rast. To be bigger than life.“

Was verbindet die Fußball-WM 2014 mit der Olympiade in Rio? Ist es nur das Land Brasilien oder mehr? Welche persönliche Beziehung haben Sie zu Brasilien?

„Das Schicksal wollte es, dass Campo Bahia nicht nur das Wunder der deutschen WM, sondern auch die Ankunft der olympischen Flamme aus Athen verkörpert. Und all das innerhalb von zwei Jahren. Brasilien bedeutet für mich warmherzige Menschen, bunte und lebensbejahende Farben, Musik, die den Herzen und der Seele entspringt, und ganz besonders das Ehepaar Christian und Christiane Hirmer, zwei einzigartige Visionäre, die erkannt hatten, dass die wirklichen Werte jenseits der überfüllten Highways unserer Turbo-Konsumwelt liegen. Zusammen haben wir in Brasilien das „Winning by Giving“ Projekt ins Leben gerufen, eine globale Charity Organisation mit Headquarters in Bahia, zu der auch unsere „Campo Bahia Arts Academy“, die zur Förderung der brasilianischen Favela Kids dient, und „The Good News Planet“, unsere Antwort auf 24-hour negative News, ein planetar ausgerichteter TV und Internet Sender, der die Menschheit von seiner humanitären Seite beleuchtet.“

Mit welchen Sportarten können Sie persönlich viel anfangen, welche sind Ihnen eher fremd?

„Ich liebe alle Sportarten bis auf die brutaleren Arten des Kampfsports wie MMA.“

Haben Sie eine besondere Beziehung zum Tischtennissport? Mit welchen Attributen verbinden Sie diese Sportart?

„Ich liebe Ping-Pong und seine unsagbare Geschwindigkeit, Leichtigkeit und Präzision, die Schwerelosigkeit des Balles, die Chance, Unmögliches möglich zu machen, und das auf kleinstem Raum, und dass man vom Gegner durch ein kleines Netzt getrennt ist und nicht in Berührung mit ihm kommt, aber ihn dennoch mit allen möglichen Tricks und Kunststücken aus der Fassung bringen kann.“

Wie sind Sie auf Hugo Calderano aufmerksam geworden? Wie wollen Sie ihn in ihre filmische Arbeit einbeziehen?

„Hugo wurde mir von Thomas Engelhardt vorgestellt, einem gemeinsamen Freund aus Stuttgart. Wir hatten über unser „Winning by Giving“ Projekt gesprochen. Ich war zu dem Zeitpunkt auf der Suche nach Sportlern, die unseren Spirit während der olympischen Spiele ehrenhaft vertreten könnten. Als ich die ersten Filmaufnahmen von Hugo sah und ihn dann später zusammen mit seinem Mentor Kristijan Pejinovic persönlich kennenlernte, war mir sofort klar, dass Hugo der ideale Mann ist. Und wenn am 19. Mai die olympische Flamme aus Griechenland in Bahia ankommt, wird Hugo dabei sein und 800 Favela Kids als leuchtendes Beispiel motivieren, indem er ihnen vermittelt, wie man im Leben ein echter Champion wird.“

Wie haben Sie ihn bei ihrer ersten Begegnung wahrgenommen, wofür steht Hugo Calderano?

„Hugo vermittelt den Spirit des Champions, einer, der sowohl innere Ruhe als auch Kampfgeist besitzt, moralisch und ethisch ein Winner und Giver ist. Und während er für Brasilien um eine olympische Medaille kämpft, findet im August auch unser erstes Campo Bahia Filmfestival statt. Die 007-Stars Pierce Brosnan und Roger Moore, der auch die UNICEF als Botschafter vertritt, werden im Rahmen der Arts Academy zwei ihrer Bond-Filme zeigen mit Workshops für die Favela Kids. Alles in allem ein Mega-Sommer des winning Spirits.“

Herr Lommel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihrem Projekt gutes Gelingen!

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