Unerwartetes ereignete sich in Stadtallendorf im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf, wohin Rekordmeister Borussia Düsseldorf sein Bundesliga-Heimspiel des 11. Spieltags gegen den TTC Zugbrücke Grenzau vergeben hatte – eine echte Sensation!
Nicht die Rheinländer, bei denen seit Freitag Timo Boll wieder an Bord ist, siegten, sondern die Westerwälder, obwohl diesen mit dem jungen Masaki Yoshida ein eigentlich nicht zu ersetzender Akteur fehlte.
1.334 Zuschauer waren in die prächtig gefüllte Bärenbachhalle gekommen – der zweitbeste Zuschauerzuspruch der bisherigen Saison – nur beim Match zwischen Ochsenhausen und Fulda-Maberzell zum Runden-Auftakt in der Ulmer ratiopharm arena waren mit 1.380 Besuchern noch ein paar Menschen mehr in der Halle gewesen. Und die 1.334 in Stadtallendorf erlebten ein denkwürdiges Spiel.
Am Ende hieß es 3:1 für das Zugbrückenteam, dem die Borussia besonders gut zu liegen scheint – bereits im Hinspiel siegte man mit 3:2, obwohl damals ein topfitter Timo Boll in der Box stand. „Zweimal in einer Saison gegen Düsseldorf zu gewinnen, das ist schon ein Ding. Das tut uns allen sehr gut, zumal Düsseldorf ein direkter Play-off-Konkurrent ist“, freute sich TTC-Coach Tomas Pavelka entsprechend.
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu“, gab dagegen Düsseldorfs Managers Andreas Preuß zu Protokoll. „Wir haben sehr unglücklich verloren, auch wenn Grenzau schlussendlich verdienter Sieger ist. Aber wir hatten unsere Möglichkeiten, der Partie eine andere Richtung zu geben.“
Damit zielt Preuß vor allem auf die beiden Niederlagen von Kamal Sharath Achanta und Patrick Franziska gegen Andrej Gacina ab, die jeweils erst nach fünf umkämpften Durchgängen an den Kroaten im Dress der Westerwälder gingen. Achanta ließ dabei beim 10:8 im Entscheidungssatz zwei Matchbälle liegen und hatte bereits im zweiten Satz eine 10:7-Führung nicht ins Ziel bringen können. Auch der ab der kommenden Saison für Saarbrücken aufschlagende Franziska führte im fünften Satz gegen Grenzaus Spitzenspieler mit 9:7, konnte dann jedoch keinen Punkt mehr verbuchen. Zum Auftakt hatte Franziska, von vielen nicht erwartet, gegen Qiu Liang verloren.
Einzig dem an Position drei aufgebotenen Timo Boll gelang bei seinem TTBL-Comeback ein Erfolg für den Favoriten. Allerdings ist Grenzaus Ersatzmann Alberto Mino, Ecuadors Nummer eins, auch zu schwach, um auf diesem Niveau etwas bewirken zu können. Mino schlägt normalerweise im Spitzenpaarkreuz der Zugbrücken-Reserve, Tabellenführer in der 3. Liga, auf und hat dort in der Vorrunde nur zwei Matches verloren. Doch gegen Boll ging der Südamerikaner mit dreimal 2:11 baden. Geholfen hat das den erfolgsverwöhnten Borussen freilich nicht. Der Sieg von Qiu Liang ganz zu Beginn war die Hypothek, die ihnen letztlich das Genick brach. Doch so sensationell war der Erfolg des Ex-Frickenhauseners eigentlich gar nicht, der schon im Hinspiel gegen Franziska die Oberhand behalten hatte. Das Spiel des 23-jährigen Weltranglisten-44. scheint Qiu gut zu liegen.
„Wir sind enttäuscht, mit einer Niederlage das Jahr zu beenden“, so Trainer Danny Heister. „Mit einem Erfolg hätten wir auf einem Play-off-Platz Weihnachten gefeiert und positiv ins neue Jahr gehen können. Es ist gut, dass wir jetzt ein paar Tage abschalten können. Nach Weihnachten nehmen wir das Training wieder auf, blicken nach vorne und greifen wieder an.“
Spieltag, Tabellensituation und Perspektiven
Gacina und Co. meldeten sich mit diesem Triumph eindrucksvoll im Kampf um die Endrunden-Teilnahme zurück, während der Titelverteidiger das Jahr 2015 überraschend außerhalb der Play-off-Ränge beendet. Mit 10:12 Punkten liegt die Borussia als Tabellenfünfter zwei Zähler hinter dem Vierten SV Werder Bremen, der seine Partie beim Dritten TTF Liebherr Ochsenhausen dank eines überragenden Bastian Steger mit 3:2 gewann und als einziger Verfolger des führenden Trios Saarbrücken-Fulda-Ochsenhausen noch ein positives Punktekonto aufweist (12:10). Dahinter finden wir als Werder-Verfolger das nächste Trio, bestehend aus Düsseldorf, Grenzau sowie Bergneustadt (alle 10:12). Danach beginnt die Abstiegszone, so dass man davon sprechen kann, dass noch sieben Teams realistische Chancen auf den Einzug in die Play-offs besitzen, von denen Saarbrücken und Fulda eigentlich jetzt schon so gut wie durch sind, so dass wir eigentlich von fünf Bewerbern um zwei Plätze reden können.
In den übrigen Partien des letzten TTBL-Spieltags im alten Jahr siegte bereits am Samstagabend Fulda-Maberzell mit 3:1 in Bergneustadt, für das nur „Abwehrkiller“ Steffen Mengel gegen Filus punkten konnte, Ligaprimus Saarbrücken indes musste in Hagen ganz schön schwitzen, bis der 3:2-Sieg in trockenen Tüchern war. Geschuldet war dies einem bärenstarken Anton Källberg, der sowohl Adrien Mattenet als auch Tiago Apolonia keine Chance ließ.
Und im Abstiegs-Duell konnte sich der Post SV Mühlhausen knapp gegen Aufsteiger ASV Grünwettersbach behaupten. Beim 3:2 der Thüringer vor 400 Fans fuhr Lars Hielscher (3:2 gegen Joao Geraldo, 3:1 gegen Alvaro Robles) die volle Ausbeute ein, während für die Karlsruher Robles (3:1 gegen Ovidiu Ionescu) und Geraldo (3:0 gegen den eingewechselten Erik Schreyer) punkteten. Bohumil Vozicky steuerte durch ein 3:0 über Samuel Walker den dritten Punkt der Thüringer bei. Damit schoben sich die Postler in der Tabelle wieder vor den punktgleichen ASV (beide 4:18).
Sechs der sieben Play-off-Aspiranten treffen am ersten Spieltag im neuen Jahr direkt aufeinander, da ist Spannung pur angesagt. Bremen vs. Bergneustadt, Fulda-Maberzell vs. Düsseldorf und Saarbrücken vs. Ochsenhausen lauten diese prickelnden Paarungen. Lediglich Grenzau hat am 12. Spieltag im Heimspiel gegen Mühlhausen eine vermutlich leichtere Aufgabe vor der Brust.
Borussia Düsseldorf – TTC Zugbrücke Grenzau 1:3
Patrick Franziska – Liang Qiu 1:3 (10:12, 11:3, 3:11, 8:11)
Kamal Sharath Achanta – Andrej Gacina 2:3 (7:11, 10:12, 11:8, 12:10, 10:12)
Timo Boll – Alberto Mino 3:0 (11:2, 11:2, 11:2)
Patrick Franziska – Andrej Gacina 2:3 (11:7, 8:11, 2:11, 11:7, 9:11)
Alle TTBL-Ergebnisse des 11. Spieltags
TTC Schwalbe Bergneustadt – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 1:3
TTF Liebherr Ochsenhausen – SV Werder Bremen 2:3
Borussia Düsseldorf – TTC Zugbrücke Grenzau 1:3
TTC Hagen – 1. FC Saarbrücken TT 2:3
Post SV Mühlhausen – ASV Grünwettersbach 3:2