Tja, es sind ungewohnte Regionen, in denen die deutsche Herrennationalmannschaft die Tischtennis-WM in Malaysia zu Ende bringen musste – und das mit einem dezimierten Rumpfkader. Am Ende wurde es Platz 13 für den Vizeweltmeister von 2014.
Nach dem – trotz des Ausfalls von Timo Boll (Erkältung), Dimitrij Ovtcharov war verletzungsbedingt erst gar nicht mitgereist – enttäuschenden vierten Platz in Gruppe B, galt es nur noch, den Frust abzuschütteln und das aus DTTB-Sicht verkorkste Turnier anständig zu Ende zu bringen. Da für die Platzierungsspiele auch noch Ruwen Filus ausfiel, der aus familiären Gründe (Operation der Tochter) vorzeitig nach Deutschland zurück durfte, stellte sich die Mannschaft gewissermaßen von selbst auf – nur noch die Reihenfolge, in der Bastian Steger, Patrick Franziska und Steffen Mengel gemeldet wurden, oblag dem Bundestrainer.
Tatsächlich spielte man bis zum Schluss einigermaßen engagiert durch und muss sich somit nicht auch noch den Vorwurf der Lustlosigkeit gefallen lassen. Allerdings hatte man es auf dem Weg zu Platz 13 auch nur noch mit international eher zweitklassigen Gegnern zu tun. So besiegte man zunächst in einem klimatisierten Zelt neben der Malawati Arena in einer Art „Geisterspiel“, nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die gar nicht so schwache Auswahl Italiens mit 3:1. Lediglich Bastian Stegers Sieg gegen Mihai Bobocica kann als relativ glatt bezeichnet werden, Patrick Franziska und später Steger quälten sich zu knappen 3:2-Erfolgen über Niagol Stoyanov, während Steffen Mengel dem Weltranglisten-222. Marco Rech Daldosso sogar in fünf Sätzen unterlag. Dass es enger zuging als erwartet, war natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass nach der Enttäuschung in der Vorrunde die Luft ein wenig raus war.
Im Spiel um Platz 13 gegen die Ukraine, die zuvor immerhin die Auswahl Taiwans geschlagen hatte, präsentierte man sich beim 3:0 schon wieder einen Tick bissiger und ließ bei einem 3:0- und zwei 3:1-Erfolgen keinen Zweifel aufkommen, wer das Sagen hatte. Steger hatte den besten Mann der Osteuropäer, den zukünftigen Grenzauer Kou Lei, nach verlorenem erstem Satz gut im Griff.
Bundestrainer Jörg Roßkopf sprach nach der letzten WM-Partie Klartext: „Wir haben uns das Ende dieser WM nicht in der Nebenhalle vorgestellt. Dima war vorher bereits verletzt, hier ist dann auch Timo unvorhergesehen mit seiner Erkältung ausgefallen. Wir wussten, wie schwer diese WM wird, aber wir haben auch unter diesen schwierigen Voraussetzungen daran geglaubt, dass wir in unserer Gruppe den Einzug in die Endrunde um die Plätze eins bis zwölf schaffen und vielleicht das Viertelfinale erreichen. Leider haben wir aber nicht unsere Bestform abrufen können. Einige Spieler sind vielleicht zudem auch noch nicht so weit, wie ich es eigentlich dachte. Wir werden nun nach Hause fahren, alles genau analysieren und dann die entsprechenden Maßnahmen treffen.“
Bastian Steger war froh, dass es vorbei war: „Hier ist alles gegen uns gelaufen und wir haben auch nicht gut gespielt. Wir müssen das jetzt schnell abhaken und dann so schnell wie möglich wieder angreifen.“
Deutschland – Italien 3:1
Patrick Franziska – Niagol Stoyanov 3:2 (9,-10,-9,9,9)
Bastian Steger – Mihai Bobocica 3:0 (8,13,9)
Steffen Mengel – Marco Rech Daldosso 2:3 (-7,-16,7,11,-7)
Bastian Steger – Niagol Stoyanov 3:2 (-7,9,6,-7,7)
Deutschland – Ukraine 3:0
Patrick Franziska – Viktor Yefimov 3:0 (8,6,7)
Bastian Steger – Kou Lei 3:1 (-8,3,3,9)
Steffen Mengel – Yevhen Pryshchepa 3:1 (10,8,-12,9)