Hatte man in Ober-Erlenbach ursprünglich auf den Aufstieg verzichtet, der nach dem Rückzug des TTC Hagen sämtlichen Zweitligisten angeboten worden war, bewirbt sich der gerade umbenannte TTCOE nun doch für die Teilnahme am TTBL-Spielbetrieb 2016/17.
Letzte Saison empfing der damals noch unter TTC Ober-Erlenbach firmierende Klub aus dem Rhein-Main-Gebiet nacheinander den SV Werder Bremen und Borussia Düsseldorf – und die Werderaner konnte man sogar besiegt nach Hause schicken. Klar, es handelte sich um den nationalen Pokalwettbewerb, doch nun könnte es durchaus sein, dass die Großen des deutschen Mannschaftstischtennis künftig in dem verträumten Bad Homburger Vorort regelmäßig aufschlagen. Man hat nämlich seine Meinung geändert und will sofort in die TTBL – ursprünglich hatten die ambitionierten Hessen, die den Weg nach ganz oben stets im Konzept hatten, die Teilnahme an der Eliteliga längerfristig anvisieren wollen. Doch die Chance ergibt sich eben jetzt und man möchte sie beim Schopf packen.
Jedenfalls hat der TTC OE Bad Homburg 1987 e.V. inzwischen offiziell bekannt gegeben, sich für die 1. Tischtennis-Bundesliga (TTBL) beworben zu haben. Der Zweitliga-Siebte hat seine Lizenzbewerbung am vergangenen Freitag eingereicht.
Dazu Teammanager Johannes Herrmann, der im März, sicher auch unter dem Eindruck des Weggangs von Kohei Sambe und Dang Qiu, noch versichert hatte, „der Aufstieg käme für uns zu früh“: „Wir wollen der Liga, der TTBL GmbH, dem DTTB und den anderen neun Erstligisten sehr gern helfen. Deshalb haben wir uns beworben, obwohl unser Etat derzeit für die zweite Liga kalkuliert ist. Wir sind zu Anpassungen bereit und stehen deshalb bereits in Gesprächen mit unseren Partnern und Sponsoren.“ Herrmann, der darauf verweist, dass ein passendes Konzept ERSTE LIGA 16/17 gerade vom Verein erarbeitet werde, fügt hinzu. „Diese Anfrage stellt eine riesige Chance für uns als noch jungen Club im Bundesliga-Geschäft dar. Es ist aber auch eine Riesen-Chance für den hessischen Tischtennis-Sport und eine Riesen-Chance für die Stadt Bad Homburg. Wir, der TTC OE, sind davon überzeugt, eine Bereicherung für die TTBL darzustellen und würden gerne diesen Schritt gemeinsam gehen.“
Sicher ist noch nicht, dass es tatsächlich zu dem spektakulären Schritt kommt. Es geht noch um die Modalitäten und es geht ums Geld, da der TTC OE für die 2. Liga geplant hatte und dementsprechend noch kein Erstliga-Etat zu stemmen sein wird, lediglich eine moderate Aufstockung scheint machbar. Mit 80.000 Euro hatte man für das Unterhaus kalkuliert. Auf der TTCOE-Homepage lesen wir: „Natürlich kommen Fragen zu den organisatorischen und vor allem auch finanziellen Mehrbelastungen durch die TTBL auf. Diese sind nun seriös zu beantworten. Dabei ist sich die Sportliche Leitung um Sven Rehde und Teammanager Jo Herrmann einig, die organisatorischen Mehrbelastungen in Grenzen zu halten, da bereits ein sehr hoher Standard vorhanden ist. Den notwendigen Live-Stream will man intensiv mit der Stadt Bad Homburg diskutieren, da aktuell die technischen Voraussetzungen noch nicht vorliegen.“ Und nochmals Teammanager Herrmann: „Die finanziellen Mehrbelastungen sind nur im Schulterschluss mit der TTBL und unseren Partnern und Sponsoren lösbar.“
Und die Taunus Zeitung schreibt nach einem Gespräch mit Herrmann: „Jetzt liegt der Ball bei der TTBL“, ließ der Ober-Erlenbacher Teammanager Johannes Herrmann nun verlauten und blickt gespannt der Entscheidung der Tischtennis-Bundesliga entgegen. „Wir haben unsere Bewerbung an Bedingungen geknüpft“, verriet Hermann, der vor der Abgabe ein langes Gespräch mit Nico Stehle, dem Geschäftsführer der TTBL, geführt hat. „Allein die Startgebühr von 16.000 Euro in der 1. Bundesliga im Gegensatz von 3.500 Euro in der 2. Liga stellt uns vor erhebliche Probleme. Das können wir, Stand heute, kaum stemmen“, ist die Budgetplanung für Herrmann eine große Herausforderung. Auf der anderen Seite der Waagschale können die Ober-Erlenbacher allerdings auch mit Pfunden wuchern: Eine gute Infrastruktur bei den Heimspielen, ein Zuschauerdurchschnitt, der bereits erstligareif ist, und eine geographische Lage, die man als optimal bezeichnen kann. „Die Reisekosten würden für uns sicherlich nicht größer werden“, vermutet Herrmann.“
Allerdings muss man auch sagen, dass man nach dem Rückzug der Hagener und angesichts der Tatsache, dass Grünwettersbach nächste Saison mit deutlich verstärktem Kader antritt, mit dem eigentlich für das Unterhaus verpflichteten Personal ganz klar Abstiegskandidat Nummer eins wäre. Das „blutjunge“ Quartett mit dem 20-jährigen kroatischen Nationalspieler Tomislav Pucar, dem 19-jährigen Ungarn Nandor Ecseki, dem 21-jährigen Niederländer Laurens Tromer sowie dem freilich verletzungsanfälligen Dominik Scheja (19) soll nämlich auch in der TTBL auflaufen, obwohl die Wechselfrist bekanntlich noch nicht abgelaufen ist und noch ein Neuzugang mit Erstliga-Erfahrung unter Vertrag genommen, vermutlich aber nicht finanziert werden könnte.
Man müsste also hoffen, dass erneut kein qualifizierter Zweitligist nach oben will und man in der bevorstehenden Saison im Oberhaus so viel Resonanz erzeugt, dass man sich gute, zahlungswillige Sponsoren erschließt, die dem Verein künftig bessere personelle Möglichkeiten eröffnen.
Man darf gespannt verfolgen, ob es tatsächlich dazu kommt, dass Timo Boll, Tiago Apolonia, Wang Xi und Yuto Muramatsu schon in der kommenden Saison im Ober-Erlenbacher „Wingert Dome“ um Punkte kämpfen werden. Und ob nach dem unbefriedigenden Abgang der so vielversprechend gestarteten TG Hanau vor vier Jahren künftig wieder zwei Hessenklubs im Oberhaus aufschlagen werden.