Mo, 25. November 2024
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OLYMPIA 2016: Bronze für Deutschlands Herren (viele Fotos)

Versöhnlicher Abschuss für die DTTB-Herren in Rio, denen im Riocentro Pavilion 3 die Wiederholung der Mannschafts-Bronzemedaille von London 2012 gelang. Die Auswahl Südkoreas wurde im „kleinen Finale“ mit 3:1 in Schach gehalten.

Es war die dritte deutsche Mannschafts-Medaille im olympischen Herren-Tischtennis in Folge – vor London hatte es bekanntlich 2008 Team-Silber in Peking für das DTTB-Trio gegeben.

Ausschlaggebend für den deutschen Erfolg nach dem durchwachsenen Halbfinal-Match gegen die Japaner war, dass sowohl Dimitrij Ovtcharov als auch Timo Boll den immer noch als weltbesten Defensivspieler geltenden Joo Se-hyuk schlagen konnten. Zudem wurde endlich die Doppelschwäche – zuvor hatte es drei Niederlagen in drei Doppeln gegeben – überwunden mit einem hauchdünnen Sieg der Kombination Boll/Steger über Lee Sangsu/Jung Youngsik. Man muss in einem solchen Turnier eben auch ab und an im Doppel punkten können, wenn man richtig weit nach oben möchte.

Nach der hauchdünnen Auftaktniederlage Bastian Stegers gegen den Weltranglisten-Zwölften Jung hatte „Dima“ Joo in einem packenden Fünfsatz-Match bezwungen. Das Doppel legte nach und Boll schließlich zeigte in seinem womöglich letzten Olympia-Match gegen Koreas Abwehr-Ikone, was er auch auf der internationalen Bühne noch bewegen kann, besonders wenn er genügend Zeit hat, sein Spiel aufzubauen und seine Vorhand mit viel Spin einzusetzen. Und das, obwohl er angeschlagen war. Während des Doppels war Boll minutenlang behandelt worden, eine Blockade im Nacken hatte ihm vor dem fünften Satz mächtig zugesetzt. Doch mit einer Spritze und unbändigem Siegeswillen trug der 35-Jährige entscheidend zur deutschen Olympia-Medaille bei. Joo Se-hyuk blieb beim 8:11, 9:11, 6:11 gegen den prominenten Odenwälder ohne echte Chance und Deutschland durfte jubeln.

Deutsche O-Töne

Jörg Roßkopf: „Wir waren alle schon sehr nervös. Es wird oft gesagt, dass ich relativ ruhig und entspannt auf der Bank sitze. Diesmal muss ich sagen, nach der Geburt von drei Kindern war das mit Sicherheit das Schwierigste und Anstrengendste, das ich je erlebt habe. Heute haben wir eine perfekte Aufstellung getroffen, haben gut gespielt. Die Jungs haben viel Erfahrung, viel Power reingelegt. Man hat schon gestern gespürt, dass sie richtig heiß drauf sind. Die Medaille ist für diese Mannschaft, die ja schon länger zusammenspielt, ein toller Abschluss dieses Events hier. Wir sind aus dem Einzel-Wettbewerb mit einer Enttäuschung raus gegangen und haben jetzt eine Bronzemedaille. Das war unser großes Ziel gewesen. Das hat die Mannschaft sehr verdient. Wir wollten dieses Spiel Boll gegen Joo treffen, Timo ist bei uns der Beste gegen Abwehr. Und man hat gesehen, dass er mit der weltbeste Spieler gegen Abwehr ist. Er hat sich durchgebissen, er hat richtig gut gespielt, durch Behandlung und Kampfeswille hat er das Spiel gewonnen. Das zeichnet einen Mannschaftsspieler aus, das zeichnet einen großen Sportler aus.“

Timo Boll: „Es war so ein unverhoffter Ball, der so extrem schnell kam, mit dem ich auch nicht gerechnet hatte und wo ich dann mit dem Kopf nach unten bin. Dann war es passiert. Ich habe den Kopf nicht mehr bewegen und auch nicht mehr richtig schlagen können. Mir sind schon in der Verletzungspause Tränen gelaufen, weil ich dachte, es ist vorbei. Und genauso sind mir nach dem Spiel vor Freude Tränen gelaufen. Das ist eine Odenwälder und eine deutsche Qualität, wenn es mal nicht so läuft, auf die Zähne zu beißen. Wir sind bei Olympia, da versucht man natürlich alles. Ich habe mich an Dirk Nowitzki erinnert, als er damals in den Finals mit über 40 Fieber gespielt hat. Ich bin gegen Joo in die Box gegangen und habe gedacht, ich muss die Hand geben oder lasse mich halt abschießen. Die Spritzen haben dann aber angefangen zu wirken, es wurde besser und besser.“

Dimitrij Ovtcharov zum Turnier und zur Medaille: „Ich glaube, das heute war das Maximale, was wir aktuell leisten können. Jeder Spieler hat noch mal alles aus sich herausgeholt. Das Spiel war auf Messers Schneide, zum Glück hat es gereicht. Es war mein großer Wunsch, zwei Medaillen mit nach Hause zu nehmen. Dann die große Enttäuschung im Einzel, dass ich mein ganzes Potenzial nicht abrufen konnte, etwas Pech hatte. Da kam vieles zusammen. Das war ein großer Schock. Aber das Team war für mich da, hat mich unterstützt. Ich bin froh, dass ich mich gefangen habe und im Team-Wettbewerb kein Spiel mehr verloren habe und meiner Mannschaft helfen konnte, die dritte Medaille in Folge für Deutschland zu gewinnen. Meine Frau Jenny ist im neunten Monat schwanger, hat mir die Daumen gedrückt von zu Hause. Ohne sie hätte ich das sicherlich auch nicht geschafft.“

Dimitrij Ovtcharov zur Verletzung und zur Leistung Timo Bolls: „Ich habe die Spritzen gesehen, das sah schon böse aus, wie Timo da hinter den Vorhängen behandelt wurde. Stark wie er da auf die Zähne gebissen hat, vor allem mit dieser nervlichen Anspannung im Doppel. Das war noch viel wichtiger als das Einzel, dieses Doppel zu holen. Was er dann gegen Joo Se-hyuk gezeigt hat, kann man gar nicht besser machen gegen Abwehr, das war Perfektion. Timo ist jetzt auch schon ein paar Tage älter. Dass er immer noch so ein Niveau gegen Abwehr spielen kann, ist Wahnsinn. Hochachtung.“

Dimitrij Ovtcharov zu seinem vorübergehenden Verschwinden nach verwandeltem Bronze-Matchball durch Timo Boll: „Ich wollte unbedingt Patrick Franziska in den Innenraum holen. Er war dann aber schon die Tribüne runter geflitzt, während ich ihn gesucht habe. Wir haben uns leider verpasst. Es war schön, dass er hinterher mit auf dem Feld war. Er ist absolut Teil des Teams, hat hier einen großen Job geleistet und hat die Medaille genauso verdient wie wir.“

Bastian Steger, der gegen Jung Youngsik sehr gut spielte, leider aber drei Matchbälle vergab: „Das fühlt sich wirklich gut an. Da fällt enorme Anspannung ab, die man seit Wochen und Monaten bei sich hat und die beim Turnier hier am größten ist. Jetzt fühlt man Freude, Erleichterung, dass man es geschafft hat, die Medaille zu holen. Ich habe beim Aufstehen schon ein gutes Gefühl gehabt, dachte, das wird ein guter Tag.“

 

Spiel um Bronze

Südkorea – Deutschland 1:3

Jung Youngsik – Bastian Steger 3:2 (12:10, 6:11, 11:6, 6:11, 13:11)

Joo Se-hyuk – Dimitrij Ovtcharov 2:3 (5:11, 9:11, 11:8, 11:2, 6:11)

Lee Sangsu/Jung Youngsik – Timo Boll/Bastian Steger 2:3 (11:9, 6:11, 7:11, 11:9, 9:11)

Joo Se-hyuk – Timo Boll 0:3 (8:11, 9:11, 6:11)

 

Weitere Fotos (all photos by courtesy of the ITTF)

 

News und Infos zu Olympia 2016 auf der Webseite der ITTF

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