Drei Partien und Spitzenreiter der TTBL mit 6:0 Punkten und 9:2 Spielen – das kann sich sehen lassen, zumal die junge Mannschaft der TTF Liebherr Ochsenhausen bisher nur gegen potenzielle Play-off-Kandidaten gespielt hat. Das Team siegte heute mit 3:1 in Bremen.
Dieser Erfolg der Schützlinge von Dubravko Skoric an der Weser war mehr als „nur“ ein einfacher Bundesliga-Sieg. Er bedeutete zugleich die Revanche für die schmerzliche Pokalniederlage an gleicher Stätte keine zwei Wochen zuvor, die trotz des zwischenzeitlichen Sieges gegen Düsseldorf noch nicht aus den Köpfen der TTF-Profis verschwunden war.
Vor circa 300 Fans in der Bremer Klaus-Dieter-Fischer-Halle war auschlaggebend, dass nicht nur, wie seitens der Gäste erhofft, ein TTF-Spieler sondern gleich beide – Jakub Dyjas und Hugo Calderano – Werders unumstrittene Nummer eins Bastian Steger schlagen konnten, ein Spieler mit dem sich die Ochsenhausener eigentlich immer besonders schwer getan haben. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Steger war eigentlich immer eine Art Ochsenhausen-Schreck gewesen, auch als er noch für Saarbrücken gespielt hat.“
Dabei konnte der TTF-Cheftrainer diesmal personell nicht aus dem Vollen schöpfen. Simon Gauzy fiel aufgrund einer Lungenentzündung aus, ist inzwischen aber wieder auf den Beinen und auf dem Weg der Besserung, und Yuto Muramatsu war bis Samstag bei den China Open in Chengdu im Einsatz und befindet sich gerade auf der Rückreise nach Deutschland. Somit fehlten laut Meldeliste die Nummern eins und zwei der TTF. Doch diese verfügen über fünf gleichberechtigte Spieler, so dass einfach die anderen drei es richten mussten, was sie denn auch mit Bravour erledigten.
Vorentscheidend war natürlich, dass die ersten beiden umkämpften Matches an die Oberschwaben gingen. Die beiden 20-jährigen Ochsenhausener zeigten Nervenstärke, zunächst Jakub Dyjas, der den favorisierten Steger im Auftaktspiel in die Schranken wies. Im Pokal hatte er noch eine hohe Führung im ersten Satz verspielt und dann glatt verloren, doch diesmal brachte der Pole seinen komfortablen Vorsprung ins Ziel, was psychologisch natürlich wichtig war. Pejinovic: „Als es nach 9:2-Führung plötzlich nur noch 9:6 stand, hat der Trainer die Auszeit genommen und das hat genau gepasst, danach war Jakub wieder voll da.“ Dennoch ging es über die volle Distanz mit dem besseren Ende für Dyjas, der im Entscheidungssatz – nach Auszeit Stegers – beim Stand von 9:9 Aufschlag hatte und beide Punkte machte.
Anschließend hatte Hugo Calderano gegen den Ex-LMC-Studenten Hunor Szöcs einen kleinen Nervenkrieg zu überstehen. Der Schiedsrichter zählte ihm nämlich gleich zu Beginn zwei Aufschläge als angeblich nicht regelkonform ab, was dazu führte, dass er fortan nur noch seinen Rückhand-Service machen konnte und keine Variationsmöglichkeiten bei eigenem Aufschlag mehr besaß. Eine schwierige Situation für einen Spieler, der sich dann wie gefesselt fühlt und ein Spiel durchziehen muss, bei dem gewisse, gut eingeübte Automatismen nicht mehr greifen. Doch der junge Brasilianer bekam die Kurve, allerdings hatte er seine Verunsicherung erst im vierten Satz überwunden, glich dann zum 2:2 aus und beherrschte seinen Gegner im Entscheidungssatz nach Belieben. Pejinovic: „Mit den abgezählten Aufschlägen, die nicht weniger regelkonform waren als die der anderen Spieler, war Hugo anfänglich natürlich ziemlich nervös und fühlte sich wie an die Kette gelegt. Doch am Ende hat er es auch mit Rückhand-Aufschlägen gepackt, Respekt!“
Nach der Pause musste Joao Geraldo bei seinem zweiten Einsatz im Gäste-Dress gegen den Ex-Ochsenhausener Constatin Cioti ran. Auch diesmal reichte es nicht zum Erfolg für den jungen Portugiesen, der noch zu nervös agierte, in den Sätzen drei und vier dann doch recht gut in seinem Spiel war, aber einen Sieg gegen seinen routinierten, 13 Jahre älteren Widersacher verfehlte. Pejinovic: „Durch den internen Wettbewerb bei fünf guten Spielern im Kader hat Joao natürlich Druck, aber da muss er jetzt einfach durch, wir glauben an ihn.“
So kam es also zum Match der beiden Einser zwischen Steger und Calderano. Im Pokal hatte der TTF-Brasilianer zwar die ersten beiden Sätze gewonnen, danach aber den Zugriff auf das Spiel verloren. Diesmal machte er es gegen den Mannschafts-Bronzemedaillengewinner von Rio und Weltranglisten-22. besser und behielt in jeder Phase kühlen Kopf. Auch als ihm erneut ein Aufschlag weggezählt wurde und er wieder bloß die eher harmlose Rückhand-Variante wählen konnte. Zwar waren die drei Sätze eng, doch konnte der TTF-Profi jedesmal die Bigpoints machen und gewann ohne Satzverlust mit 12:10, 11:8 und 11:9.
Update 19.55 Uhr: Da soeben auch die Partie in Gummersbach beendet ist, die erst um 19 begonnen hatte, und Fulda-Maberzell dort mit 3:1 gegen Bergneustadt gewonnen hat, stehen die Osthessen nach dem 3. Spieltag punkt- und spielgleich gemeinsam mit den Ochsenhausenern an der Spizenposition der TTBL.
Stimmen zum Spiel
Jakub Dyjas: “Ich freue mich natürlich über den Sieg des Teams und über meinen Erfolg gegen Steger, gegen den ich zuvor zweimal gespielt und immer 0:3 verloren hatte. Wichtig für mich war, dass ich diesmal den ersten Satz nach Hause gebracht habe, das hat mir Selbstvertrauen fürs ganze Match gegeben. Außerdem habe ich heute gute Aufschläge gespielt und Steger mit meiner Leistung sicher etwas überrascht.“
Kristijan Pejinovic: „Wir haben heute, wie schon letzten Sonntag gegen Düsseldorf, ohne zwei Leistungsträger mit 3:1 gewonnen. Werder muss man auswärts erst mal schlagen. Respekt und Glückwunsch ans Team, das heute alles richtig gemacht hat. Natürlich wäre es mir fast lieber gewesen, wir hätten hier das Pokalspiel gewonnen und heute dafür nicht, dennoch war es ein sehr schöner Erfolg, den sich die Jungs redlich verdient haben.“
Sportmanager Daniel Zwickl: „Es war ein super Sieg für uns und eine sehr gute Teamleistung, zumal wenn man bedenkt, dass wir ohne Simon und Yuto waren. Besonders Hugo hat seine Sache toll gemacht trotz des Handikaps mit den abgezählten Aufschlägen. Das war nicht einfach für ihn, weil er nur noch mit der Rückhand aufschlagen konnte und dadurch ein ganz anderes Spiel machen musste. Auch Jakub hat sich gegen Steger sehr gut zum Sieg gekämpft. Joao war heute schon besser als letztes Mal gegen Düsseldorf, er muss einfach weiter machen und gut trainieren, dann wird das schon.“
Werder-Trainer Cristian Tamas: „Uns hat einfach das letzte Quäntchen Glück gefehlt. Im entscheidenden Augenblick lief alles gegen uns. Bastian Stegers Niederlage gegen Dyjas war der Knackpunkt. Der Punkt war natürlich fest eingeplant. Basti ist jedoch ein Mensch und keine Maschine. Auch er kann mal einen schlechten Tag erwischen. Hunor hat überragend gespielt gegen Calderano, sich aber leider nicht dafür belohnt. Das ist so schade! Irgendwann platzt der Knoten. Wenn wir alles abrufen, sind wir auch in Düsseldorf (25.09.) nicht chancenlos.“
SV Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3
Bastian Steger – Jakub Dyjas 2:3 (6:11, 12:10, 9:11, 11:9, 9:11)
Hunor Szöcs – Hugo Calderano 2:3 (11:7, 10:12, 12:10, 8:11, 3:11)
Constantin Cioti – Joao Geraldo 3:1 (11:8, 11:7, 6:11, 11:9)
Bastian Steger – Hugo Calderano 0:3 (10:12, 8:11, 9:11)
Die weiteren Partien des 3. TTBL-Spieltags
Borussia Düsseldorf – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
ASV Grünwettersbach – Post SV Mühlhausen 3:1
TTC Schwalbe Bergneustadt – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 1:3