Es war ein bemerkenswerter zweiter Tag des LIEBHERR Men’s World Cups 2016. 3.450 Tischtennis-Fans erlebten in der Saarbrücker Saarlandhalle das allzu frühe Ausscheiden der beiden deutschen Hoffnungsträger und einen bärenstarken Schweden Kristian Karlsson.
Im Fall Ovtcharovs ist das eingetroffen, was einige befürchtet hatten. Er hatte viel, sehr viel zu verlieren. Es sollte sein Turnier werden. Und dann traf er bei seinem „Kaltstart“ im Achtelfinale auf eben jenen Karlsson, der sich am Vortag in der Gruppe bereits „warmgespielt“ hatte und dem nahezu alles gelang. „Dima“ fand einfach nicht in seinen Rhythmus und schien auch zu viele Gedanken im Kopf zu haben. Es kam, was kommen musste, auch wenn der Weltranglisten-Sechste dicht davor stand, ins Match zurückzukommen, als er bei 1:3-Satzrückstand im fünften Durchgang immer in Front lag und bei 10:7 drei Satzbälle hatte.
Doch jubeln durfte am Ende der Schwede in Diensten der Düsseldorfer Borussia, der später in einem grandiosen, prickelnden Viertelfinal-Match gegen den ebenfalls sehr stark spielenden Ochsenhausener Simon Gauzy, das er mit 12:10 im siebten Satz zu seinen Gunsten entschied, zeigte, wie gut er drauf war.
Ovtcharov erkannte neidlos an, „dass Kristian völlig verdient gewonnen hat“. Allerdings gestand der amtierende Europameister ein, in Sachen Konzentration „nicht auf der Höhe“ gewesen zu sein. Karlsson war dagegen überglücklich: „Ich bin ohne Druck ins Spiel gegangen und muss allerdings auch zugeben, dass Dimitrij heute nicht seine Normalform gezeigt hat.“
Gauzy hatte kurz zuvor den deutschen Hoffnungen einen ersten Dämpfer verpasst, als er den in der Gruppe so überzeugend aufspielenden Bastian Steger in einem Herzschlag-Duell mit 4:3 und 12:10 im Entscheidungssatz – nach Abwehr von insgesamt fünf Matchbällen – aus dem Turnier geworfen hatte. Es war der erste Sieg des Franzosen über den Werder-Profi in seiner Karriere.
In phänomenaler Form präsentierte sich in Saarbrücken auch Pär Gerell, der vor einigen Jahren in der Bundesliga das Ochsenhausen Trikot getragen hatte. In seiner Vorrunden-Gruppe besiegte der Schwede, im ITTF-Ranking aktuell nur auf Platz 43 notiert, den Nigerianer Aruna Quadri (WRL 25) und deklassierte Gao Ning (Singapur). Im Achtelfinale ließ er Saarbrückens Portugiesen Tiago Apolonia (WRL 18), gewissermaßen der Lokalmatrador in der Saarlandhalle, keine echte Chance. Und im Viertelfinale bereitete er dem Weltranglisten-Dritten Xu Xin mehr Mühe, als diesem lieb sein konnte. Zwar unterlag Gerell letztlich standesgemäß mit 1:4, lieferte dem Chinesen jedoch tolle Ballwechsel und lag in drei von vier verlorenen Sätzen zwischenzeitlich klar in Führung. Allerdings zeichnete das auch die Klasse eines Xu Xing aus, der immer dann, wenn er die Punkte wirklich benötigte, diese eben auch machte.
Seit 11 Uhr steigen die Halbfinals. Dort stehen sich zurzeit Fan Zhendong und Kristian Karlsson (Zwischenstand: 3:1 Sätze für Fan) sowie anschließend Wong Chun Ting und Xu Xin (11.45 Uhr) gegenüber, die beiden Chinesen natürlich in der Favoritenrolle. Das „kleine Finale“ steht um 14.30 Uhr auf dem Programm, während das Endspiel ab 15.15 Uhr ausgetragen wird.
Viertelfinale
Fan Zhendong CHN – Jeoung Youngsik KOR 4:1 (-6, 5, 9, 10, 9)
Simon Gauzy FRA – Kristian Karlsson SWE 3:4 (5, -8, -4, 10, -7, 8, -10)
Wong Chun Ting HKG – Lee Sangsu KOR 4:0 (9, 5, 7, 5)
Pär Gerell SWE – Xu Xin CHN 1:4 (7, -7, -8, -4, -7)
Achtelfinale
Fan Zhendong CHN – Gao Ning SIN 4:0 (3, 3, 6, 3)
Stefan Fegerl AUT – Jeoung Youngsik KOR 2:4 (-6, -9, -3, 11, 7, -13)
Simon Gauzy FRA – Bastian Steger GER 4:3 (3, -14, 13, -3, -8, 10, 10)
Kristian Karlsson SWE – Dimitrij Ovtcharov GER 4:1 (-6, 7, 5, 5, 11)
Wong Chun Ting HKG – Joao Monteiro POR 4:2 (9, -7, 6, 5, -3, 4)
Lee Sangsu KOR – Vladimir Samsonov BLR 4:1 (9, -7, 10, 14, 6)
Tiago Apolonia POR – Pär Gerell SWE 1:4 (-8, 10, -9, -9, -4)
Hugo Calderano BRA – Xu Xin CHN 0:4 (-8, -5, -6, -7)
Vorrunde
Gruppe A: 1. Bastian Steger GER 2:0, 2. Hugo Calderano BRA 1:1, 3. David Powell AUS 0:2
Steger – Powell 4:0 (6, 4, 4, 5)
Steger – Calderano 4:0 (7, 5, 8, 7)
Calderano – Powell 4:0 (3, 4, 8, 5)
Bastian Steger und Hugo Calderano im Achtelfinale.
Gruppe B: 1. Lee Sangsu KOR 2:0, 2. Kristian Karlsson SWE 1:1, 3. Feng Yijun USA 0:2
Lee – Feng 4:3 (7, -7, -6, 8, 9, -5, 4)
Lee – Karlsson 4:1 (9, 7, 6, -9, 8)
Karlsson – Feng 4:0 (4, 8, 11, 2)
Lee Sangsu und Kristian Karlsson im Achtelfinale.
Gruppe C: 1. Stefan Fegerl AUT 2:0, 2. Joao Monteiro POR 1:1, 3. Alexander Shibaev RUS 0:2
Fegerl – Monteiro 4:2 (-9, 9, 6, -5, 7, 5)
Fegerl – Shibaev 4:3 (10, 6, -6, -7, 7, -11, 6)
Shibaev – Monteiro 2:4 (-10, -10, 7, 7, -9, -7)
Stefan Fegerl und Joao Monteiro im Achtelfinale.
Gruppe D: 1. Pär Gerell SWE 2:0, 2. Gao Ning SIN 1:1, 3. Quadri Aruna NIG 0:2
Aruna – Gerell 2:4 (6, -7, 9, -5, -10, -10)
Aruna – Gao 3:4 (5, 6, -14, -6, -8, 7, -11)
Gao – Gerell 0:4 (-2, -7, -9, -6)
Pär Gerell und Gao Ning im Achtelfinale.
LIEBHERR Men’s World Cup 2016 auf der Webseite der ITTF
Fotos (5): Dr. Stephan Roscher