Auch ein Alexander Shibaev in Topform konnte Dimitrij Ovtcharov nicht stoppen, der am Sonntag in Antibes zum dritten Mal in Folge das europäische Ranglistenturnier Europe Top 16 gewann. Petrissa Solja musste ihr Finale verletzungsbedingt abbrechen und holte Silber.
Nach leichten Durchhängern im letzten halben Jahr hat der 28-jährige Ovtcharov, der sich in Antibes in herausragender Verfassung präsentierte, zurück zu alter Form gefunden, Shibaev, der zuvor europäische Spitzenkönner wie Simon Gauzy, Tiago Apolonia, Marcos Freitas und Kristian Karlsson geschlagen hatte, konnte zwar phasenweise recht gut dagegenhalten, doch der Weltranglisten-Fünfte war unter dem Strich der bessere Mann und siegte in sechs Sätzen (11:8, 12:14, 11:5, 11:13, 11:8, 11:8). Es war der dritte Top16-Sieg des für Orenburg aufschlagenden Hamelners in Serie nach 2015 und 2016, der 2012 in Lyon auch einmal das alte Ranglistenturnier Europe Top 12 gewonnen hatte.
Dimitrij Ovtcharov kommentierte seinen Titel und seine Leistungen wie folgt: „Das ist dreieinhalb Monate vor der WM in Düsseldorf ein guter Auftakt für mich im Jahr 2017. Solche Turniersiege geben Selbstvertrauen. Ich denke, ich habe hier sehr gut gespielt und eine meiner besten Leistungen der letzten Monate geboten. Allerdings war ich mit dem Endspiel selbst nur bedingt zufrieden. In Satz zwei, vier und sechs habe ich nicht mein Optimum abgerufen und mir sind einige leichtere Fehler unterlaufen. Aber ich bin sehr froh über den Titel, denn die Konkurrenz verbessert sich immer weiter.“
Simon Gauzy hat sich als Dritter – im Platzierungsspiel wurde der Grenzauer Kou Lei mit 4:0 in die Schranken gewiesen – wie „Dima“ und Shibaev in Antibes sein Ticket für den diesjährigen Men’s World Cup in Lüttich (20.-22.10.) gesichert. Fraglos ein Erfolg für Ochsenhausens EM-Zweiten, der sich dennoch – gerade nach seinem tollen Sieg über Timo Boll im Viertelfinale – etwas mehr erhofft und zu gerne vor über 2.000 französischen Fans das Finale gegen Ovtcharov bestritten hätte.
Petrissa Solja im Pech
Im Damen-Endspiel erfüllten sich die Wünsche der Weltranglisten-15. Petrissa Solja nach zuvor vorzüglichen Auftritten, unter anderem dem ersten Sieg ihrer Karriere gegen Österreichs Liu Jia im Semifinale, nicht. „Peti“, die 2014 Dritte und im Jahr darauf Zweite geworden war, musste der aus China stammenden holländischen Defensivspielerin Lie Jie, die im ITTF-Ranking 13 Plätze hinter der Spitzenspielerin des ttc berlin eastside notiert ist, zum Sieg gratulieren. Umso tragischer, dass dieser durch Aufgabe zustande kam. Der Pfälzerin in Berliner Diensten fuhr im dritten Satz bei einem Vorhandtopspin ein heftiger Schmerz in den Schlagarm. Doch Auszeit und physiotherapeutische Behandlung halfen nicht, so dass Solja nach dem vierten Satz das Handtuch werfen musste.
Die Enttäuschung war riesengroß: „Schon vor der Verletzungspause habe ich gespürt, dass sich der Muskel langsam zuzieht. Ich habe es dann noch einmal versucht, aber ich konnte kaum den Schläger halten und nicht einmal mehr ordentlich Rückhand spielen. Schon bei der EM in Jekaterinburg 2015 ist mir gegen Li Jie im Viertelfinale das gleiche passiert.“
Hervorzuheben ist die tolle Leistung von Sabine Winter (SV DJK Kolbermoor), die bis ins Halbfinale kam, dort der späteren Turniersiegerin in einem rassigen Sechssatz-Match unterlag, anschließend jedoch das Spiel um Platz 3 gegen Liu Jia mit 11:9 im fünften Satz gewann und sich mit Rang drei das begehrte World-Cup-Ticket sicherte.
Bei dem Turnier gab es eine Reihe von Überraschungen, lediglich die Sieger kann man nicht als allzu sensationell bezeichnen.
Europe Top 16 – Endstand Herren
1. Dimitrij Ovtcharov GER
2. Alexander Shibaev RUS
3. Simon Gauzy FRA
4. Kou Lei UKR
5. Timo Boll GER
6. Andrej Gacina CRO
7. Tiago Apolonia POR
8. Stefan Fegerl AUT
Europe Top 16 – Endstand Damen
1. Li Jie NED
2. Petrissa Solja GER
3. Sabine Winter GER
4. Liu Jia AUT
5. Georgina Pota HUN
6. Bernadette Szocs ROU
7. Matilda Ekholm SWE
8. Daniela Monteiro Dodean ROU
Finale Herren
Dimitrij Ovtcharov – Alexander Shibaev 4:2 (11:8, 12:14, 11:5, 11:13, 11:8, 11:8)
Spiel um Platz 3
Simon Gauzy – Kou Lei 4:0 (11:6, 11:3, 11:9, 16:14)
Finale Damen
Li Jie – Petrissa Solja 4:1 (11:7, 7:11, 11:3, 11:6, 11:0)
Spiel um Platz 3
Sabine Winter – Liu Jia 4:3 (11:6, 8:11, 11:8, 11:5, 2:11, 7:11, 11:9)
Halbfinals
Herren
Dimitrij Ovtcharov GER – Kou Lei UKR 4:3 (11:8, 11:9, 11:8, 10:12, 3:11, 2:11, 11:6)
Simon Gauzy FRA – Alexander Shibaev RUS 2:4 (7:11, 9:11, 11:8, 10:12, 11:8, 9:11)
Damen
Sabine Winter GER – Li Jie NED 2:4 (11:5, 7:11, 13:15, 11:9, 7:11, 6:11)
Petrissa Solja GER – Liu Jia AUT 4:1 (13:11, 7:11, 11:5, 13:11, 11:5)
Viertelfinals
Herren
Dimitrij Ovtcharov GER – Stefan Fegerl AUT 4:0 (11:4, 11:8, 11:5, 11:9)
Kou Lei UKR – Andrej Gacina CRO 4:3 (11:7, 11:7, 8:11, 9:11, 11:9, 8:11, 11:6)
Timo Boll GER – Simon Gauzy FRA 2:4 (8:11, 11:3, 11:4, 7:11, 8:11, 7:11)
Alexander Shibaev RUS- Tiago Apolonia POR 4:3 (11:5, 5:11, 9:11, 11:8, 11:5, 10:12, 11:5)
Damen
Georgina Pota HUN – Sabine Winter GER 3:4 (9:11, 11:8, 2:11, 11:6, 5:11, 11:7, 8:11)
Matilda Ekholm SWE – Li Jie NED 2:4 (11:7, 13:11, 5:11, 7:11, 8:11, 9:11)
Petrissa Solja GER – Bernadette Szocs ROU 4:2 (11:9, 11:8, 6:11, 11:9, 7:11, 11:8)
Daniela Monteiro Dodean ROU – Liu Jia AUT 0:4 (6:11, 8:11, 7:11, 7:11)
Abschlusstabellen Gruppenphase
Herren, Gruppe 1
1. Dimitrij Ovtcharov GER 3:0
2. Simon Gauzy FRA 2:1
3. Jonathan Groth DEN 1:2
4. Joao Monteiro POR 0:3
Gruppe 2
1. Tiago Apolonia POR 3:0
2. Kou Lei UKR 2:1
3. Emmanuel Lebesson FRA 1:2
4. Vladimir Samsonov BLR 0:3
Gruppe 3
1. Timo Boll GER 3:0
2. Stefan Fegerl AUT 2:1
3. Panagiotis Gionis GRE 1:2
4. Mattias Karlsson SWE 0:3
Gruppe 4
1. Andrej Gacina CRO 2:1
2. Alexander Shibaev RUS 2:1
3. Marco Freitas POR 1:2
4. Kristian Karlsson SWE 1:2
Damen, Gruppe 1
1. Georgina Pota HUN 2:1
2. Daniela Monteiro Dodean ROU 2:1
3. Sofia Polcanova AUT 1:2
4. Hu Melek TUR 1:2
Gruppe 2
1. Liu Jia AUT 3:0
2. Sabine Winter GER 2:1
3. Barbora Balazova SVK 1:2
4. Polina Mikhailova RUS 0:3
Gruppe 3
1. Petrissa Solja GER 3:0
2. Matilda Ekholm SWE 2:1
3. Tetyana Bilenko UKR 1:2
4. Stephanie Loueuillette FRA 0:3
Gruppe 4
1. Li Jie NED 2:1
2. Bernadette Szocs ROU 2:1
3. Li Qian POL 1:2
4. Viktoria Pavlovich BLR 1:2
Teilnehmer- und Setzungsliste Herren
Dimitrij Ovtcharov GER
Vladimir Samsonov BLR
Timo Boll GER
Marco Freitas POR
Simon Gauzy FRA
Stefan Fegerl AUT
Tiago Apolonia POR
Kristian Karlsson SWE
Andrej Gacina CRO
Mattias Karlsson SWE
Emmanuel Lebesson FRA
Kou Lei UKR
Joao Monteiro POR
Alexander Shibaev RUS
Jonathan Groth DEN
Panagiotis Gionis GRE
Teilnehmer- und Setzungsliste Damen
Europe Top 16 auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher