In Bamberg deutet angesichts der Abwesenheit zahlreicher potenzieller Rivalen derzeit alles auf den elften Titelgewinn von Timo Boll sowie den dritten von Shan Xiaona hin. Kuriose Gemeinsamkeit der Topfavoriten: beide belegen in der März-Weltrangliste der ITTF Platz 12.
In der Brose-Arena wurde am zweiten Turniertag – sieht man einmal von der Dominanz der beiden Titelfavoriten ab – spannendes, emotionales und vielfach recht ansehnliches Tischtennis geboten, so dass die Fans trotz der Absagen von Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger, Patrick Franziska und Patrick Baum sowie Han Ying, Petrissa Solja und Sabine Winter auf ihre Kosten kamen. Sensationen „hagelte“ es nicht gerade, wenngleich eine Handvoll Überraschungen schon zu verzeichnen waren.
Im Herren-Turnier stehen sich heute ab 10.45 Uhr erwartungsgemäß Timo Boll und Ricardo Walther sowie Ruwen Filus und Benedikt Duda in den Halbfinals gegenüber. Überraschend war allenfalls das Ausscheiden Steffen Mengels im Achtelfinale gegen einen bärenstarken Qiu Dang, der später auch Duda mächtig in Trab hielt.
Boll war an seinem ersten Turniertag permanent unterfordert, wobei Hessenmeister Jochen Schmitt gegen den Topstar noch am besten aussah, gut mitspielen durfte und zwei, drei Bälle für die Galerie heraus zauberte, während Erik Schreyer und Dennis Dickhardt nur ganz wenige Punkte gegen den renommierten Odenwälder zustandebrachten und vom Maestro freundlich lächelnd vorgeführt wurden.
Ricardo besiegte im Viertelfinale im für beide etwas unbehaglichen Bruder-Duell den bis dahin bärenstarken Gianluca Walther mit 4:1, während sich Filus in sieben prickelnden Sätzen gegen einen lange auf Augenhöhe agierenden Kilian Ort vom künftigen Erstligisten TSV Bad Königshofen durchsetzte, dem bei 3:2-Satzführung und 9:5 nur zwei Bälle zur Sensation gefehlt hatten.
Eine Dreiviertelstunde später steigen die Damen-Halbfinals. Shan Xiaona vom deutschen Cupsieger, Bundesliga-Spitzenreiter und Champions-League-Halbfinalisten ttc berlin eastside ist turmhohe Favoritin gegen die Bad Driburger Bundesligaspielerin Katharina Michajlova, deren Einzug in die Runde der besten Vier die einzige Sensation im Damen-Wettbewerb ist, sieht man einmal davon ab, dass Böblingens 18-jähriges Talent Julia Kaim im Achtelfinale keine Geringere als Nadine Bollmeier in sechs Sätzen ausschalten konnte. Im Halbfinale blieb Kaim dann allerdings gegen Michajlova, die man lange nicht so stark wie in Bamberg gesehen hat, chancenlos.
Im zweiten Match stehen sich die bisher souverän agierende Titelverteidigerin Kristin Silbereisen, der man am ehesten eine Chance gegen Shan einräumen würde, und „Dauerbrennerin“ Tanja Krämer gegenüber, die sich gegen Berlins Zukunftshoffnung Chantal Mantz, U21-Europameisterin 2017, in einem prickelnden Siebensatz-Krimi behauptete.
Im Damen-Doppel faszinierten die „Nesthäkchen“ Anastasia Bondareva/Sophia Klee vom Hessischen Tischtennis-Verband, die sensationell das Halbfinale erreichten. Dort dürften sie indes gegen die Topfavoritinnen Kristin Silbereisen/Shan Xiaona auf verlorenem Posten stehen.
HALBFINALS AM SONNTAG
10.00 Uhr: Damen-Doppel – Halbfinale
Kristin Silbereisen/Shan Xiaona (Kolbermoor/Berlin) – Anastasia Bondareva/Sophia Klee (Fehlheim/Niestetal);
Chantal Mantz/Yuan Wan (Berlin/Bingen) – Jessica Göbel/Tanja Krämer (Busenbach)
10.45 Uhr: Herren-Einzel – Halbfinale
Timo Boll (Düsseldorf) – Ricardo Walther (Bergneustadt)
Ruwen Filus (Fulda) – Benedikt Duda (Bergneustadt)
11.30 Uhr: Damen-Einzel – Halbfinale
Shan Xiaona (Berlin) – Katharina Michajlova (Bad Driburg)
Kristin Silbereisen (Kolbermoor) – Tanja Krämer (Busenbach)
12.15 Uhr: Herren-Doppel – Halbfinale
Ricardo Walther/Ruwen Filus (Bergneustadt/Fulda) – Thomas Brosig/Steffen Mengel (Köln/Bergneustadt);
Kilian Ort/Dang Qiu (Bad Königshofen/Grünwettersbach) – Benedikt Duda/Dennis Klein (Bergneustadt/Saarbrücken)
FINALSPIELE (Ab 14 Uhr, nacheinander)
Damen-Doppel – Finale
Herren-Einzel – Finale
Damen-Einzel – Finale
Herren-Doppel – Finale
Kleine Foto-Auswahl vom 2. Turniertag
Text & Fotos (14): Dr. Stephan Roscher