Den Damen des ttc berlin eastside steht eine der wichtigsten Partien des Jahres bevor. Am Sonntag um 17.15 Uhr steigt im Linzer Sportpark Lissfeld das mit Spannung erwartete erste von zwei Duellen der beiden alten Rivalen Froschberg und Berlin.
Beide Teams wollen den Grundstein für den Einzug ins Finale der Champions League legen.
Duell der Gigantinnen
Linz gegen Berlin – das ist mehr als ein gewöhnliches Spiel zwischen zwei Mannschaften. Linz gegen Berlin – das war schon immer das Aufeinandertreffen zweier absoluter europäischer Topmannschaften: mit Ballwechseln auf absolutem Weltklasse-Niveau, aber auch mit reichlich Feuer und Kampf um jeden Ball und Emotionen auf allen Seiten. Oft waren es nur Nuancen, die die engen Duelle zugunsten des einen oder anderen Teams entschieden haben.
Österreich gegen Deutschland
Die Oberösterreicherinnen sind fast identisch mit der Nationalmannschaft ihres Landes. Deren Leistungsträgerinnen Liu Jia und Sophia Polcanova sind auch die größten Stützen der Linz AG Froschberg. Die nationale Meisterschaft wie den Cupwettbewerb und die Superliga gewinnt der eastside-Gegner ohnehin im Abonnement. Und zweimal siegten sie bisher in der Champions League, nämlich 2009 und 2013.
Ähnliches gilt für den ttc berlin eastside. Petrissa Solja und Shan Xiaona sind das tragende Fundament der deutschen Damen-Nationalmannschaft und die Erfolgsgaranten des dreimaligen Champions League-Siegers (2012, 2014, 2016).
Letztes Jahr schaltete der Hauptstadtklub den prominenten Widersacher mit 3:2 und 3:1 im Halbfinale aus – natürlich sind „Susi“ und Kolleginnen besonders heiß auf die Revanche.
Berlin und Linz bisher ganz souverän
Viele Experten halten das Duell zwischen Linz und Berlin für das vorweg genommene Finale. Prickelnder kann die Situation kaum sein. Die Fans des ttc berlin eastside und des Damen-Mannschaftstischtennis generell dürfen sich auf einen spannenden Showdown in zwei Akten freuen. Die Truppe aus der Bundeshauptstadt hat auch in der Königsklasse bisher nichts anbrennen lassen, dem souveränen Gruppensieg folgten ein 3:1 sowie ein 3:0 in den beiden Viertelfinals gegen die Französinnen aus Grand-Quevilly.
Doch ebenso überlegen gewann auch Linz-Froschberg seine Gruppe – vier Siege aus vier Partien -, um im Viertelfinale mit 3:2 und 3:0 das stark besetzte Team aus Metz abzufertigen. Dabei kamen die drei besten Spielerinnen bei Linz zum Einsatz, die ihre Farben vermutlich auch gegen eastside zum Sieg führen sollen.
„Susi“ und Polcanova führen Froschberg ins Gefecht
Es handelt sich um die Ikone des österreichischen Damen-Tischtennis, die 35-jährige Linkshänderin Liu Jia („Susi“), aktuelle Nummer 17 der Tischtennis-Welt und an guten Tagen sehr schwer zu schlagen. Die in Moldawien geborene, hochgewachsene Sophia Polcanova – in den letzten Wochen in bestechender Form – ist die Nummer zwei der Truppe aus der Alpenrepublik. Die 22-Jährige Weltranglisten-49. hat am letzten Wochenende die nationalen Meister-Titel in sämtlichen drei Disziplinen – also im Einzel, Doppel und Mixed – errungen und im Endspiel des Damen-Einzels Liu Jia besiegt. Und dann gibt es mit der 28-jährigen Kanada-Chinesin Zhang Mo noch eine dritte starke Spielerin im Froschberg-Dress. Die Weltranglisten-74. weist bisher eine 5:2-Bilanz in Europas Königsklasse auf, sollte also keinesfalls unterschätzt werden. Für den Fall der Fälle steht beim Gegner noch die 22-jährige Schwedin Linda Bergström bereit, die in der März-Weltrangliste der ITTF auf Platz 139 notiert ist. Trainer ist der 40-jährige Austro-Chinese Zhang Jie.
Gedämpfter Optimismus und Hoffnungen auf das Comeback von Petrissa Solja
Der ttc berlin eastside sieht dem ersten Halbfinale mit gelassener Spannung entgegen. Man hat schon zu viel erlebt, um sich vor einer solchen Partie verrückt zu machen. Man rechnet mit einem heißen Tanz und bereitet sich gewissenhaft auf die schwierige Aufgabe vor, ohne in Hektik und Nervosität zu verfallen. An den Einsatz einer der beiden Japanerinnen ist vorerst nicht gedacht. Gina Pota, Shan Xiaona und Petrissa Solja dürften in Linz zur Verfügung stehen – Chantal Mantz fällt verletzungsbedingt aus. eastside-Präsident Alexander Teichmann: „Wir sind guter Hoffnung, dass Petrissa ihre Verletzung soweit auskuriert hat, dass sie zum Einsatz kommen kann.“
Irina Palina zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Das wird die bisher größte Herausforderung der Saison, es stehen sich zwei gleichwertige Mannschaften gegenüber, so dass die Tagesform über Sieg oder Niederlage entscheiden wird. Ich traue meinen Spielerinnen zu, in Linz zu bestehen, sie kennen die Gegnerinnen genau und wissen, was ihnen bevorsteht. Sie sind abgeklärt genug, mit solchen Situationen umzugehen.“ Die Trainerin und Managerin des ttc fügt hinzu: „Natürlich steht hinter Petis Einsatz noch ein kleines Fragezeichen. Außerdem wissen wir heute nicht, ob sie nach ihrer Verletzung und dem damit verbundenen Trainingsrückstand schon wieder auf diesem hohen Niveau spielen kann. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass sich das Team eine günstige Ausgangsbasis für das Rückspiel erarbeiten kann.“
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher