Das Double ist unter Dach und Fach, das Triple nach wie vor möglich. Schon vor dem morgigen Bundesliga-Spiel in Busenbach darf der ttc berlin eastside die vierte Deutsche Meisterschaft in Folge sowie den Einzug ins Finale der Champions League bejubeln.
Nervenstarkes eastside-Trio gegen Froschberg
Und man zeigte sich in der Lage, mit diversen Handikaps klarzukommen: So hatte Shan Xiaona vor der entscheidenden Königsklassen-Partie gegen den alten Rivalen Linz AG Froschberg aufgrund einer fiebrigen Erkältung kaum trainieren können, Petrissa Solja war zwar einsatzfähig, hatte aber nach ihrer Verletzung beim Europe TOP 16 immer noch Trainings- und Wettkampfrückstand, die Japanerinnen waren unabkömmlich und Chantal Mantz erst halbwegs genesen – sie hatte gerade wieder vorsichtig mit dem Training begonnen.
Doch wie die Hauptstädterinnen das beim 3:0 gegen eine Mannschaft der europäischen Spitzenklasse wegsteckten, war beeindruckend. Alle eastside-Spielerinnen mussten in den fünften Satz und alle waren nervenstark genug, ihre engen Matches zu gewinnen, in denen sie alle zwischenzeitlich mit 1:2 oder 0:2 Sätzen zurückgelegen hatten. Shan Xiaona biss sich in geschwächtem Zustand durch gegen die starke Kanada-Chinesin Zhang Mo, Petrissa Solja münzte einen 0:2-Satzrückstand gegen die Weltranglisten-14. Liu Jia noch in einen Sieg um und Gina Pota machte gegen eine weit besser als im Hinspiel agierende Sofia Polcanova den Deckel drauf.
3:2 und 3:0 gegen Froscherg unter erschwerten Bedingungen – alle Achtung! Mit dieser Mentalität ist man auch im Finale nicht chancenlos, wo man dem Han-Ying-Klub Tarnobrzeg gegenübersehen wird – die Polinnen gewannen ihr zweites Semifinale gegen Szekszard (Ungarn) souverän mit 3:0. Und dann heißt es, einen dichten Abwehrriegel zu knacken, Tarnobrzeg spielt nämlich durch die Bank mit Defensivspielerinnen der Extraklasse, neben Han noch Viktoria Pavlovitch und Li Qian. Man darf sehr gespannt sein.
Trainerin und Managerin Irina Palina wollte am Freitagabend jedenfalls niemanden hervorheben: „Ich bin unheimlich stolz auf meine Mädels, das war eine ganz starke Teamleistung!“
ttc berlin eastside – Linz AG Froschberg 3:0
Shan Xiaona – Zhang Mo 3:2 (11:6, 10:12, 4:11, 12:10, 11:8)
Petrissa Solja – Liu Jia 3:2 (11:13, 6:11, 11:7, 11:7, 11:8)
Georgina Pota – Sofia Polcanova 3:2 (11:3, 9:11, 5:11, 11:7, 11:6)
Essen chancenlos – Berlin darf feiern
Am Samstag feierte das letzte Aufgebot des Hauptstadtklubs – die vom Vortag noch verausgabte Shan ließ man im Einzel pausieren, Irina Palina, zurzeit selbst leicht verletzt, sprang ein – einen 6:1-Sieg im Nachholspiel beim TUSEM Essen.
Und der war genau in dieser Höhe nötig, um sich den nationalen Meistertitel bereits zwei Spieltage vor Rundenende zu sichern. Nun weist man vier Punkte und 25 Spiele Vorsprung auf Verfolger Kolbermoor auf. Sollte – was natürlich blanke Theorie ist – Berlin nun zweimal mit 0:6 verlieren und Kolbermoor beide Partien, unter anderem in Berlin, mit 6:0 gewinnen, hätte eastside immer noch ein Spiel plus im Vergleich zum Rivalen aus dem Alpenvorland (53:52). Alles entschieden also. Der Favorit hat sich durchsetzt und sich auch durch eine zuletzt schwierige Personalsituation nicht aus dem Siegesrhythmus bringen lassen.
Ohne Barbora Balazova war der Ehrenpunkt für den TUSEM das höchste der Gefühle, mehr war einfach nicht realistisch. Die junge Alena Lemmer sorgte für diesen durch ein 3:1 über die erfahrene Irina Palina. Petrissa Solja (3:1 gegen Su Yan und Nadine Bollmeier), Gina Pota (3:1 gegen Bollmeier) und Chantal Mantz, die nach der Verletzungspause ihre ersten „Gehversuche“ am Tisch machen durfte, als klar war, dass Essen mit einer Bezirksklasse-Spielerin an Position vier antreten würde, sorgten für die Punkte in den Einzeln, Solja/Shan und Pota/Mantz in den Doppeln.
Nach auf die Minute zwei Stunden konzentrierter „Arbeit“ war der vierte Meistertitel für den ttc berlin eastside, der schon 2014, 2015 und 2016 den Meisterpokal präsentieren durfte, beschlossene Sache. Die morgige Partie gegen den TV Busenbach in Grünwettersbach ist sportlich somit bedeutungslos, eine Blöße geben will man sich dennoch nicht und wird versuchen, die Fokussierung beizubehalten. Das Gläschen Sekt, mit dem man auf den Erfolg anstieß, dürfte die eastside-Spielerinnen dann nicht mehr beeinträchtigen.
Der DTTB ist im Übrigen dabei, sich intensive Gedanken zu machen, wie die Saison 2017/18 zufriedenstellwend über die Bühne gebracht werden kann. Dann nämlich werden nach den Rückzügen von Essen, Hövelhof und den „Füchsen“ nur noch sieben Teams in der 1. Bundesliga Damen am Start sein.
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher