Für Rekordmeister Borussia Düsseldorf ist es das Spiel des Jahres. In der Table Tennis Champions League Men erwarten Boll und Co. am Sonntag den russischen Spitzenklub Fakel Orenburg zum Final-Hinspiel und sonnen sich in der ungewohnten Außenseiterrolle.
Mit seinen Weltstars Dimitrij Ovtcharov, Jun Mizutani und Vladimir Samsonov ist die Truppe vom Rande des Urals tatsächlich der Favorit, da die Borussia mit dem Weltranglisten-Achten Timo Boll nur einen Spieler dieses Kalibers vorzuweisen hat. Doch der Rest ist jederzeit für eine Sensation gut – und die soll gelingen im ausverkauften ARAG CenterCourt.
Keine Vereinsmannschaft auf dfem Kontinent verfügt derzeit über ein stärkeres Aufgebot als Orenburg. „Vladi“ Samsonov – wie alle Orenburg-Asse mit Düsseldorfer Vergangenheit – ist als Nummer 13 der Weltrangliste der am schlechtesten notierte Stammspieler der Russen. Ovtcharov (WRL 5) und Mizutani (WRL 6) gehören seit Jahren zu den Top 10 der Tischtenniswelt.
Doch diese Konstellation irritiert etwa einen Stefan Fegerl überhaupt nicht: „Wir können ganz ohne Druck und stattdessen mit viel Spielfreude in die Partie gehen.“ Das sieht Timo Boll ganz ähnlich: „Es ist mal schön in der Außenseiterrolle zu sein und locker aufzuspielen. Ich kenne die Gegner alle seit Jahren sehr gut. Besonders gefährlich und über das letzte Jahr hinweg stärkster Spieler ist sicherlich Jun Mizutani“, so Boll, der sich selbst im Moment „in ganz guter Form“ sieht. Dies hat er in den Play-of-Halbfinals und erst recht bei den Korea Open unter Beweis gestellt, wo er den Titel holte und passgenau im ITTF-Mai-Ranking drei Plätze gutmachte, wodurch ihm eine gute WM-Setzung gewiss ist.
Manager Andreas Preuß ergänzt: „Nominell haben wir gegen diese Übermannschaft keine Chance, aber diese werden wir nutzen. Wir sind stark und gut drauf, was wir am vergangenen Wochenende gegen Saarbrücken gezeigt haben. Nach dem Sieg gegen Saarbrücken haben wir eine Menge Selbstvertrauen.“ Auch Cheftrainer Danny Heister behagt die Außenseiterrolle: „Natürlich ist Orenburg der Favorit. Aber ich habe der Mannschaft gesagt, wenn wir so auftreten wie immer, vor allem wie am vergangenen Sonntag, dann werden wir unsere Chance bekommen. Und spielerisch und mental sind wir in der Lage, diese Chance dann auch zu nutzen. Verstecken müssen wir uns nicht, sondern können ganz befreit aufspielen.“
Zusätzliches Feuer ist durch die Nichtberücksichtigung Dimitrij Ovtcharovs im WM-Doppel durch den DTTB ins Spiel gekommen, das Andreas Preuß sicher auch deshalb kommentiert hat, um die Stimmung im Vorfeld des Königsklassen-Schlagers etwas anzuheizen. Sollte es zum direkten Duell von Ovtcharov und Boll kommen, wäre das nun schon ein recht brisantes Match, auch wenn „Dima“ glaubhaft betont hat, dass sich seine Enttäuschung nicht gegen den Odenwälder richte, der beim Weltturnier in Düsseldorf an der Seite von Ma Long aufschlagen darf. Doch auch Boll hat die Angelegenheit nicht allzu diplomatisch kommentiert, für ihn eher unüblich.
Der Verlierer der Partie hat nur fünf Tage Zeit zum Lecken der Wunden. Das Rückspiel findet nämlich bereits am Freitag, den 12. Mai, in Orenburg statt. Wegen der Zeitverschiebung von drei Stunden beginnt die Partie um 14:00 Uhr MEZ.
Das Finale in Europas Königsklasse wird kostenlos im Netz gestreamt und ist u.a. live auf www.laola1.tv zu sehen.
Das Spiel im Überblick
Borussia Düsseldorf – Fakel Orenburg
Sonntag, 7. Mai 2017, 13:00 Uhr
ARAG CenterCourt, Ernst-Poensgen-Allee 58, 40629 Düsseldorf
Aufstellung Orenburg
Dimitrij Ovtcharov (GER/28/5)
Jun Mizutani (JPN/27/6)
Vladimir Samsonov (BLR/41/13)
Fedor Kuzmin (RUS/34/164)
Trainer: Valeriy Salabaev
Aufstellung Düsseldorf
Timo Boll (GER/36/8)
Stefan Fegerl (AUT/28/21)
Kristian Karlsson (SWE/25/23)
Anton Källberg (SWE/19/97)
Kamal Achanta (IND/34/54)
Trainer: Danny Heister
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher
