So, 22. Dezember 2024
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Eklat: Liu Guoliang entmachtet, Spieler schenken aus Protest ab

Wer glaubte, die Suspendierung von Kong Linghui bei der WM sei nicht steigerungsfähig, wurde heute eines Besseren belehrt. Liu Guoliang wurde vom Verband entmachtet, aus Protest schenkten Ma Long, Fan Zhendong und Xu Xin ihre Achtelfinal-Matches in Chengdu ab.

Im Gegensatz zu Ex-Damen-Nationalcoach Kong Linghui, der wegen Spielschulden in den Fokus der Justiz geriet, ist bei Liu Guoliang keine Verfehlung erkennbar.

Die drei Topgesetzten jedenfalls erschienen nicht zu ihren Matches und begründeten dies als Sympathiebezeugung für ihren Cheftrainer im Internet, obwohl ihnen von offizieller Seite verboten worden war, sich zu den Vorgängen zu äußern. Eine solche Demonstration auch noch beim Heimturnier des Tischtennis-Giganten kommt einer Revolution im chinesischen Spitzensport gleich. Ob Zhang Jikes „verletzungsbedingtes“ Abschenken gegen den Ex-Grenzauer Masaki Yoshida am Vorabend nach einem gespielten Satz mit der Aktion des Top-Trios in Zusammenhang steht, ist derweil nicht bekannt.

Die Halle in Chengdu jedenfalls stand Kopf und stellte sich hinter Tischtennis-Ikone Liu sowie die drei Top-Asse des Welttischtennis. Sportlich profitierten von den unvorhersehbaren Begebenheiten die beiden Japaner Yuya Oshima (Gegner von Ma Long) und Tomokazu Harimoto (Gegner von Xu Xin) sowie der Koreaner Kim Donghyun (Gegner von Fan Zhendong), die nun im Viertelfinale stehen, obwohl mit ihrem Ausscheiden zu rechnen war.

Der Hintergrund, soweit er uns bisher bekannt ist: Liu Guoliang, dem alles andere als Erfolglosigkeit vorgeworfen werden kann und der – auch wenn er als „harter Hund“ gilt – bei seinen Spielern äußerst beliebt ist, wurde „wegbefördert“ und soll künftig als einer von 15 Vizepräsidenten der CTTA fungieren. De facto wurde er also kaltgestellt. 

Die Gründe dafür, dass der 41-jährige zweifache Olympiasieger von 1996, der beste Chancen hätte, jede Abstimmung über den weltbesten Tischtennistrainer zu gewinnen, entmachtet  wurde, könnten in verbandsinternen Machtkämpfen liegen – aber einstweilen wollen wir uns mit voreiligen Bewertungen zurückhalten und weitere Infos abwarten.  

Wir bleiben am Ball und halten Sie auf dem Laufenden, wenn es neue offizielle Statements dazu gibt.


Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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